Auf die rot-weiße Weihnachtsmütze hatte Joshua Kimmich nach dem enttäuschenden 2:2 gegen den Tabellenletzten Mainz 05 keine Lust, anders als viele seiner Bayern-Kollegen zog sich der 30-Jährige beim Gang vor die Fankurven stattdessen die graue Kapuze seiner Winterjacke über den Kopf. Kimmich war genervt, dass die Münchner im letzten Heimspiel des Jahres nicht konsequent genug agiert hatten – zum wiederholten Male besonders bei Standardsituationen.
Kimmich erkennt Standardschwäche
„Das müssen wir auf jeden Fall verbessern, dass wir nicht so oft in Rückstand geraten oder Ausgleichstreffer kassieren“, kritisierte Kimmich. Das Mainzer 1:1 kurz vor der Halbzeit durch Kacper Potulski fiel nach einem Freistoß, das 1:2 durch Jae-Sung Lee nach dem Seitenwechsel zwar aus dem Spiel heraus, aber erneut nach einer hohen Flanke. Hier sah Josip Stanisic schlecht aus, er stand zu weit weg von seinem Gegenspieler.

© IMAGO/Bernd Feil/M.i.S.
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Es gäbe „immer Situationen, die wir besser verteidigen können“, sagte Kimmich. Vor allem bei ruhenden Bällen sind die Münchner oft unkonzentriert. Acht der 13 Gegentore in den acht Partien seit dem 2:1 in der Champions League bei Paris Saint-Germain resultierten aus Standardsituationen. 63 Prozent aller Gegentore in dieser Saison fallen nach Standards. Ganz klar: Sie sind Bayerns Achillesferse. „Das müssen wir besser machen“, forderte Kimmich, „und wir müssen weniger Ecken, Freistöße oder Einwürfe zulassen.“
Ersatzspieler überzeugen nicht
Zweifellos. Gegen die Mainzer kam hinzu, dass die Abwehrformation von Trainer Vincent Kompany nicht zur Sicherheit beitrug. Die Stammkräfte Jonathan Tah, Dayot Upamecano und Konrad Laimer wurden in der Startelf geschont, Hiroki Ito, Minjae Kim und Tom Bischof konnten das etablierte Trio nicht gleichwertig ersetzen. Und Stanisic hatte insgesamt keinen guten Tag.
Er habe zuletzt „das Gefühl“, sagte Kimmich, „dass wir die Spiele nicht mehr so früh entscheiden konnten“. Stimmt. Seit dem Sieg bei PSG geriet Bayern in sechs von acht Begegnungen in Rückstand. „Die Spiele sind zu lang zu offen“, kritisierte Kimmich.
Kompany sieht keine Müdigkeit
An der Müdigkeit nach einem anstrengenden Jahr inklusive Klub-WM liege es aber nicht, meinte Kompany. Die Mannschaft sei „körperlich und mental stabil“, betonte der Trainer: „Schlimm wäre, wenn wir uns keine Möglichkeiten erarbeiten würden. Das war nicht der Fall.“

© IMAGO/Midori Ikenouchi/Hasan Bratic/DeFodi Images
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Und so war dieser Punktverlust letztlich doch irgendwie zu verkraften. Durch das 1:3 von RB Leipzig bei Union Berlin und das 1:1 von Borussia Dortmund beim SC Freiburg bauten die Münchner sogar die Tabellenführung aus. Die Herbstmeisterschaft ist praktisch fix. „Wenn mir einer gesagt hätte, dass wir nach dem 14. Spieltag neun Punkte vor dem ersten Konkurrenten sind, hätten wir alle gesagt: fantastisch“, sagte Sportvorstand Max Eberl: „Wir haben ein herausragendes Kalenderjahr gespielt.“
Co-Trainer Danks gefordert
Nur einmal überhaupt verloren die Münchner im Jahr 2025 in der Bundesliga: Anfang März beim 2:3 gegen den VfL Bochum. Eberl wollte daher nicht lange hadern. „Es heißt für uns relativ schnell, das Ding abzuhaken, den Punkt mitgenommen zu haben“, sagte er. Und am Sonntag (17.30 Uhr) im abschließenden Spiel des Jahres beim 1. FC Heidenheim mit einem Sieg nachzulegen.
Dann kann entspannt Weihnachten gefeiert werden. Wobei: Aaron Danks, Bayerns Standard-Trainer, wird sich während der freien Zeit sicher ein paar Gedanken machen, wie Bayerns Schwachstelle behoben werden kann.
