Darts-WM 2026: Erst störte die Wespe, dann das Feuerwerk – Buntings wilder Sieg nach Verlängerung

Stephen Bunting hat sich erst nach Verlängerung in die zweite Runde der Darts-WM gekämpft. An seiner Zielsetzung ändere das jedoch nichts. Er spricht schon von der Titelverteidigung im kommenden Jahr. Luke Littler habe er gerade erst geschlagen.

Es sah alles nach einem lockeren Aufgalopp aus. Stephen Bunting lag in seinem Auftaktmatch bei der Darts-Weltmeisterschaft gegen den Polen Sebastian Bialecki mit 2:0 Sätzen in Front, hatte bis dahin nur zwei Legs abgegeben und dabei im ersten Durchgang sagenhafte 119 Punkte im Average gespielt.

Doch Stephen Bunting wusste es besser: „Ich fühlte mich großartig. Aber wenn du im Ally Pally spielst, gehst du durch alle Emotionen“, sagte die Nummer vier der Welt später. Denn in die überzeugende Vorstellung schlichen sich mit zunehmender Spieldauer immer mehr Zweifel. In der Endphase stand der Engländer gar vor dem Aus und benötigte externe Hilfe, um die Schlussoffensive seines Gegners erfolgreich abwehren zu können.

„Das erste Match des Turniers ist immer das schwerste. Und vor zwei Jahren hätte ich das Spiel verloren. Es war aber nicht die Erfahrung, die mir geholfen hat. Es waren die Fans. Ich hatte tolle Unterstützung vom Publikum und meiner Familie – und dann kam auch noch die Ally-Pally-Wespe dazu“, sagte Bunting später.

Der Informatiker aus Polen, seit jeher ein Muster an Unaufgeregtheit und Rationalität, war herangekommen, hatte den Satzausgleich geschafft und bemerkte nicht einmal, dass sich das Insekt gegen Ende des vierten Satzes auf seiner Schulter niedergelassen hatte.

Während Bialecki sich Bunting auf der Anzeigetafel immer weiter näherte, krabbelte die Wespe den Kragen hinauf. Als der 22-Jährige im entscheidenden fünften Satz sogar die 2:1-Führung übernahm, berührte der kleine Flieger den Nacken des Polen, der das Tier daraufhin entfernte – und seinen Fokus verlor.

Bunting kämpfte, schaffte das 2:2 und es damit in die erste Verlängerung dieser WM. Anders als in den Vorjahren gilt die „Two-Clear-Leg-Rule“ bereits in Runde eins. Beim Stand von 2:2 wird im Entscheidungssatz so lange weitergespielt, bis ein Spieler zwei Legs Vorsprung hat. Erst beim Stand von 5:5 folgt das Entscheidungsleg.

Eine Regeländerung, die den Bühnentechnikern offenbar durchgegangen war. Nachdem Bunting zum 3:2 gecheckt hatte, sprühten Fontänen goldene Funken in die Luft. Die üblichen Zeichen des Sieges, der jedoch erst nach dem dritten Matchdart auf der Doppel-18 im folgenden Leg perfekt war.

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„Aus welchem Grund auch immer bin ich nach dem zweiten Satz eingeschlafen, Aber ich bin auch sehr glücklich, dass ich mich aus meinem Loch wieder herausbuddeln konnte“, fasste Bunting seine Performance zusammen, die ungeachtet des knappen Ausgangs mit einem Average von 96,39 Punkten und 50 Prozent auf den Doppeln passable Werte geliefert hatte.

„Ich bin zufrieden mit dem Anfang und sehr zufrieden mit dem Ende“, so Bunting, der auch für diese WM ein ambitioniertes Ziel definiert hat. Wie in jedem Jahr gehe es für ihn nur um den Titel.

„Ich muss mich nicht fragen, ob ich dieses Turnier gewinnen kann. Ich muss einfach mein Spiel zeigen“, glaubt er. Titelverteidiger und Topfavorit Luke Littler habe er erst kürzlich bei einer Exhibition geschlagen. „Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um diese WM zu gewinnen. Ich bin jetzt 40 Jahre und habe nicht mehr so viel Zeit.“

Bunting blickte sogar schon auf das nächste Jahr, wenn die WM nach dem Umzug in die Great Hall vor größerem Publikum stattfindet. „Ich freue mich darauf, dann meinen Titel zu verteidigen.“

Wenn Lutz Wöckener nicht gerade irgendeinen Sport im Selbstversuch ausprobiert, schreibt er über Darts und Sportpolitik, manchmal aber auch über Abseitiges wie Fußball.

Darts-WM 2026, Ergebnisse, 1. Runde

  • Ritchie Edhouse (ENG/27) – Jonny Tata (NZL) 0:3 (2:3, 1:3, 1:3)
  • Dom Taylor (ENG) – Oskar Lukasiak (SWE) 3:0 (3:0, 3:0, 3:1)
  • Richard Veenstra (NED) – Nitin Kumar (IND) 2:3 (1:3, 3:0, 2:3, 3:0, 1:3)
  • Joe Cullen (ENG/32) – Bradley Brooks (ENG) 3:0 (3:1, 3:0, 3:1)
  • Lukas Wenig (D) – Wesley Plaisier (NED) 1:3 (0:3, 3:2, 2:3, 1:3)
  • Dimitri van den Bergh (BEL/23) – Darren Beveridge (SCO) 0:3 (0:3, 1:3, 0:3)
  • Stephen Bunting (ENG/4) – Sebastian Bialecki (POL) 3:2 n.V. (3:1, 3:1, 0:3, 1:3, 4:2)
  • James Hurrell (ENG) – Stowe Buntz (USA) 3:1 (3:2, 1:3, 3:1, 3:2)