„Bin eine kluge Stimme“Trump beansprucht Einfluss auf US-Zinsentscheide
13.12.2025, 17:39 Uhr
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Die US-Notenbank hat bei ihren Zinsentscheidungen neben Inflation und Arbeitslosenzahlen die langfristige wirtschaftliche Entwicklung im Blick. Dabei agiert sie unabhängig von der Regierung. Präsident Trump will das ändern – und hat jede Menge Vertrauen in die eigene Expertise.
US-Präsident Donald Trump will bei künftigen Zinsentscheidungen der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) mitreden. Der nächste Fed-Chef sollte ihn bei der Festlegung der Zinssätze konsultieren, sagte Trump dem „Wall Street Journal“. Früher sei das Routine gewesen, inzwischen werde es eher nicht mehr gemacht. Es sollte aber getan werden, so Trump. „Das bedeutet nicht – ich glaube nicht, dass er (der neue Fed-Chef) genau das tun sollte, was wir sagen. Aber ich bin sicherlich eine kluge Stimme und man sollte mir zuhören.“
Trump kritisiert den amtierenden Fed-Chef Jerome Powell seit langem dafür, dass dieser die Zinsen nicht oder nicht so drastisch senkt wie von Trump gefordert. Zudem strengt Trump die Entlassung der Fed-Direktorin Cook an. Üblicherweise überlassen US-Präsidenten Zinsentscheidungen der unabhängigen Notenbank. Bundesbankchef Joachim Nagel hatte Europa angesichts der Einmischungen bereits im Oktober aufgefordert, sich für die Unabhängigkeit der Fed einzusetzen.
Trump sagte dem „WSJ“ zudem, er habe die Suche nach einem neuen Fed-Vorsitzenden auf zwei Kandidaten eingegrenzt. Er ziehe entweder den ehemaligen Fed-Gouverneur Kevin Warsh oder den Direktor des Nationalen Wirtschaftsrats, Kevin Hassett, für die Leitung der Notenbank im nächsten Jahr in Betracht. „Ich denke, es gibt Kevin und Kevin. Sie sind beide – ich denke, die beiden Kevins sind großartig.“
Powell noch bis Mai im Amt
Trump hat sich in den vergangenen Monaten wiederholt und auch widersprüchlich zu der Personalie geäußert. Im August hatte er gesagt, er habe die Zahl der Kandidaten auf drei oder vier eingeengt. Zudem hatte Trump erklärt, er werde den Namen des neuen Fed-Chefs „schon etwas früher“ bekannt geben. Dabei hatte Trump bis dahin noch gar keinen Termin genannt. Im September hatte Trump gesagt, seine Auswahlliste sei auf vier Personen geschrumpft.
Als Namen hatte Trump damals bereits Warsh und Hassett sowie Finanzminister Scott Bessent und das Fed-Ratsmitglied Christopher Waller genannt. Waller hatte dann im Oktober gesagt, er habe ein „großartiges Vorstellungsgespräch“ gehabt. Trump wiederum hatte Mitte November gesagt, er prüfe auch weniger bekannte Namen.
Powells Amtszeit endet im Mai 2026. Trump hat eine Entscheidung über die Nachfolge bis zum Jahresende in Aussicht gestellt. Er hat sich allerdings wiederholt nicht selbst genannte Fristen gehalten.
Die Zeitung „Financial Times“ berichtete, der angesehene Chef der Großbank JPMorgan, Jamie Dimon, habe Unterstützung für Warsh als nächsten Fed-Chef signalisiert. Dimon halte aber Hassett für den Kandidaten, der kurzfristig eher die Zinsen senken würde, hieß es. Dimon habe sich am Donnerstagabend entsprechend geäußert.
