Mit seinen ersten beiden Bundesliga-Toren hat Martijn Kaars dem FC. St. Pauli zum Sieg im Kellerduell gegen Heidenheim verholfen – trotz langer Unterzahl der Hamburger. Am Samstagnachmittag beendeten die Hamburger beim 2:1 (1:0) ihre historische Sieglos-Serie von zehn Spielen.
Kaars‘ staubtrockene Abschlüsse mit jeweils über 100 km/h brachten den Sieg seiner Mannschaft auf den Weg weg (35. und 53. Spielminute). Heidenheim profitierte vom Platzverweis gegen St. Paulis Eric Smith (45.+1) und kam in Überzahl durch Marvin Pieringer noch einmal heran (64.). In einer packenden Schlussphase retteten die Gastgeber das Ergebnis aber über die Zeit.
Niederlage für FCH-Trainer Schmidt „schwer zu verkraften“
„Ich habe einfach schnell geschossen, mit viel Geschwindigkeit„, kommentierte Doppeltorschütze Kaars nach der Partie am Sportschau-Mikrofon. „Wir haben gut gespielt, in der zweiten Halbzeit haben wir unfassbar gut verteidigt. In unserer Situation ist es auch wichtig, gegen wen wir gewinnen – gegen Heidenheim ist es besonders wichtig.“
Durch den dritten Saisonsieg überholen die Hamburger den 1. FC Heidenheim mit jetzt elf Punkten in der Tabelle. St. Pauli steht auf Relegationsplatz 16, Heidenheim ist punktgleich einen Rang dahinter auf einem Abstiegsplatz – und muss nach zuletzt zwei Siegen in Folge wieder einen Dämpfer hinnehmen. „Es ist schwer zu verkraften„, sagte Trainer Frank Schmidt nach dem Spiel. „Der Knackpunkt heute war das 2:0, das darf so nicht passieren. Und am Ende haben wir die Ffektivität aus den letzten beiden Spielen nicht gehabt.“
St. Pauli übernimmt die Spielkontrolle
„Wir sind in der Bringschuld“, hatte St. Paulis Trainer Alexander Blessin vor der Partie gegen den Tabellennachbarn verlauten lassen – wohlwissend, dass das Heimspiel gegen Heidenheim eines jener Spiele sein würde, das man besser gewinnt, wenn es mit dem Klassenerhalt klappen soll. Und die Mannschaft ließ Blessins Worten Taten folgen, trat von Beginn an aktiv und konzentriert auf.
Die erste gute Gelegenheit hatte noch Heidenheims Pieringer per Kopf (13.), dann aber rissen die Hamburger die Partie an sich und spielten sich regelmäßig gute Siutationen heraus. Nach Jackson Irvines starkem Steckpass hätte Mathias Pereira Lage bereits die Führung erzielen können, kurz vor der Linie klärte aber Tim Siersleben in höchster Not.
Martijn Kaars: mit über 100 km/h zur Führung
St. Pauli blieb aber dran und spielte sich mehrfach gefällig durchs Mittelfeld – es war eine klare Verbesserung im Vergleich zu den letzten Wochen zu erkennen. Aus einer längeren Ballbesitzphase entstand auch der Führungstreffer: Joel Chima Fujita setzte rechts im Strafraum umsichtig Kaars ein, der mit satten 106 km/h hoch aufs kurze Eck abzog und Diant Ramaj im Heidenheimer Tor keine Chance ließ.
Es lief gut für die Hamburger – mit der ersten Führung vor heimischem Publikum in dieser Saison hätte St. Pauli zufrieden in die Kabine gehen können – wenn da nicht die 45. Minute gewesen wäre. Bei einem harmlosen Pass verschätzte sich Smith in letzter Linie, ließ sich vom aufmerksamen Pieringer den Ball abluchsen. Um seinen Fehler zu korrigieren, zog Smith den Heidenheimer Stürmer kurz an der Schulter, als der gerade dazu ansetzte, mit dem Ball loszusprinten. Schiedsrichter Sören Storks wertete das Foul als Notbremse, auch der VAR schaltete sich nicht ein.
Eric Smith (l.) hat für seinen Platzverweis wenig Verständnis
Die Gastgeber protestierten vehement, Trainer Blessin sah für seine forsch vorgetragenen Worte Gelb. Es blieb jedoch bei der harten, aber vertretbaren Entscheidung. Mit dem 0:1-Rückstand, aber mit einem Mann mehr, ging es aus Heidenheimer Sicht in die Kabine.
Heidenheim wechselt doppelt und erhöht die Schlagzahl
Die Bringschuld, die vor der Partie vor allem St. Pauli gespürt hatte, lag im zweiten Durchgang naturgemäß bei den Gästen. Trainer Schmidt wechselte doppelt, brachte Omar Traoré und Stefan Schimmer, um schnellstmöglich die Offensive zu beleben. Keine zwei Minuten nach Einwechslung war es dann auch Schimmer, dem sich direkt die Ausgleichschance bot: Der formstarke Joker erlief einen Steilpass und versuchte, St. Paulis Torwart Nikola Vasilj zu tunneln, der den Ball aber ins Toraus abfälschen konnte.
Bringt erneut Schwung in die Offensive: Heidenheims Stefan Schimmer
Das Spiel war nun ein komplett anderes: St. Pauli stand mit der Führung im Rücken extrem tief, ließ die Heidenheimer kommen. Der dadurch entstehende Vorteil für die Hamburger: Im Rücken der Abwehrreihe ergaben sich Räume. Wieder war es der starke Fujita, der Kaars nach einem Ballgewinn tief in die gegnerische Hälfte schickte. Der Niederländer lief bis in den Strafraum und traf mit einem erneut extrem harten Abschluss (116 km/h) zum 2:0. Der Schuss kam aus kurzer Distanz, dennoch sah Ramaj nicht ganz glücklich aus, weil der Ball zentral einschlug.
Pieringer trifft und läutet packende Schlussphase ein
Heidenheim schüttelte sich kurz, spielte dann aber wieder nach vorne. Mit Erfolg: Einen hohen Ball in den Strafraum machte Schimmer mit seiner Volley-Hereingabe scharf, Pieringer drückte den Ball zum Anschlusstreffer über die Linie.
Kellerduell, Führung in Unterzahl, aufkommende Kontrahenten – die Partie hatte jetzt etliche Zutaten für eine explosive Schlussphase. Unermüdlich spielte Heidenheim nach vorne, spielte sich außen durch, brachte Flanken. Demgegenüber lieferten die Hamburger eine Abwehrschlacht, bejubelten gemeinsam mit den Heimfans gewonnene Zweikämpfe und Klärungsaktionen.
Heidenheims Bemühungen resultierten in dicken Chancen für Patrick Mainka (82.), Mathias Honsak (89.) und Stefan Schimmer (90.+2), doch der Ausgleich gelang nicht mehr. St. Pauli durfte erstmals seit Mitte September wieder einen Bundesliga-Sieg bejubeln, Heidenheim musste sich über verpasste Chancen ärgern – in Durchgang zwei schossen die Gäste 19 Mal aufs Tor.
St. Pauli in Mainz, Heidenheim gegen Bayern
St. Pauli ist am Sonntagnachmittag direkt im nächsten Kellerduell beim FSV Mainz zu Gast (15.30 Uhr). Heidenheim erwartet das Kontrastprogramm: Am Sonntagabend gastiert die Schmidt-Elf beim Spitzenreiter Bayern München (17.30 Uhr).

