Bundesliga: St. Paulis emotionale Erlösung in Unterzahl – HSV in Hoffenheim zerpflückt

Der FC St. Pauli setzt im Kellerduell mit dem 1. FC Heidenheim ein Zeichen im Abstiegskampf. Der HSV präsentiert sich in Hoffenheim lange desolat. Ein Elfmeter wird zum Symbol der schwachen Leistung. Eintracht Frankfurt hat kurz vor Schluss VAR-Glück.

Der FC St. Pauli hat auch in Unterzahl die Trendwende in der Fußball-Bundesliga geschafft. Nach zuvor neun Niederlagen in Serie und einem Unentschieden gab es für die Hamburger trotz der frühen Roten Karte gegen Eric Smith (45+1. Minute) wieder einen Sieg.

Vor 29.546 Zuschauern im ausverkauften Millerntor-Stadion besiegte die Mannschaft von Trainer Alexander Blessin den 1. FC Heidenheim mit 2:1 (1:0). Durch die Treffer von Martijn Kaars (35. und 53.) zogen die Kiezkicker mit jetzt elf Zählern an den punktgleichen Gästen vorbei auf Relegationsplatz 16. Für die zuvor zweimal siegreichen Heidenheimer war Marvin Pieringer (64.) erfolgreich.

Die Hamburger attackierten früh und setzten die Gäste unter Druck. Allerdings blieben die ersten Aktionen harmlos, da die Präzision fehlte. Heidenheim stand sicher, verteidigte souverän. Erst allmählich nahm die Partie Fahrt auf. In der 13. Minute köpfte Pieringer am Tor der Gastgeber vorbei, fast im Gegenzug verpasste St. Paulis Angreifer Mathias Pereira Lage eine Hereingabe von Joel Fujita.

St. Pauli erhöhte in der Folge den Druck. Die Großchance von Pereira Lage, der den Ball schon über den Heidenheimer Keeper Diant Ramaj gelegt hatte, vereitelte Siersleben noch mit einer starken Rettungstat (19.). Der Führungstreffer der Hanseaten folgte kurz danach. Kaars vollendete den Steckpass von Fujita mit einem krachenden Schuss aus elf Metern in den rechten Torwinkel.

Noch im ersten Abschnitt schwächten sich die Gastgeber selbst. Smith leistete sich an der Mittellinie eine Unaufmerksamkeit gegen Pieringer und brachte den Heidenheimer zu Fall. Schiedsrichter Sören Storks zögerte nicht und zeigte dem Schweden sofort die Rote Karte. Im Nachgang sah auch St.-Pauli-Coach Blessin Gelb.

Der FC Heidenheim kam mit Schwung aus der Pause und durch den eingewechselten Stefan Schimmer auch gleich zu einer guten Gelegenheit (47.). Dann aber liefen die Gäste in einen Konter der Hamburger. Erneut schickte Fujita den Torschützen Kaars. Beim zweiten Treffer des Niederländers sah Ramaj nicht gut aus.

Der Heidenheimer Anschlusstreffer resultierte aus einer Hamburger Unaufmerksamkeit. Die abgefälschte Flanke von Marnon Busch rutschte zu Pieringer durch, der aus kurzer Distanz vollendete. Die Gäste versuchten im Anschluss viel. Doch als auch die Nachspielzeit, in der die Siege gegen Union Berlin und den SC Freiburg gelungen waren, torlos blieb, durfte der FC St. Pauli den dritten Saisonsieg feiern.

HSV weiter ohne Auswärtssieg

Der Hamburger SV hat nach zuvor zwei Siegen einen Dämpfer und bleibt weiter ohne Auswärtssieg in dieser Saison. Die Mannschaft von Trainer Merlin Polzin unterlag trotz lautstarker Unterstützung von mehr als 10.000 mitgereisten Fans bei der TSG Hoffenheim mit 1:4 (0:2).

Grischa Prömel (8. Minute), Ozan Kabak (31.), Tim Lemperle (65.) und Fisnik Asllani (72.) erzielten die TSG-Tore vor 30.150 Zuschauern in der ausverkauften Arena. Rayan Philippe (82.) verkürzte kurz vor Schluss noch auf 1:4, schoss bei einem Handelfmeter kurz danach aber übers Tor (90.+1). Er rutschte aus. Es war das Symbol einer schwachen Hamburger Leistung.

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Gegen die formstarken Kraichgauer, die sich weiter als Europacup-Kandidat empfahlen, zeigte sich der Aufsteiger einfach zu harmlos. In der Fremde hat der HSV nur zwei von 18 möglichen Punkten geholt.

Bei den Hoffenheimern stand im letzten Heimspiel des Jahres neben den Torschützen auch Andrej Kramaric im Blickpunkt: Der kroatische Nationalstürmer, seit fast zehn Jahren im Kraichgau, bestritt sein 300. Liga-Spiel für die TSG. Dieses Mal durfte der 34-Jährige von Anfang an ran. Der Rekordtorjäger (129 Treffer) seines Klubs wirbelte zwar viel, blieb aber ohne Treffer.

Mit dem Schwung des Derbysiegs gegen Werder konnten die Gäste eigentlich in die Partie gehen. Im Duell zwischen dem bis dato laufstärksten und dem laufschwächsten Team der Liga rannten aber die Hoffenheimer an – und die Hamburger schnell einem Rückstand hinterher: Prömel konnte nach der Flanke von Wout Burger mit ausgiebigem Anlauf und völlig alleine gelassen zum 1:0 einköpfen.

Für die TSG war zwar zuletzt beim 0:2 in Dortmund eine Serie von sechs unbesiegten Spielen geendet, die Mannschaft von Trainer Christian Ilzer zeigte aber, dass sie in starker Form ist. Die Hausherren ließen den Ball gut laufen und standen hinten souverän.

Ausgerechnet Kabak, der sich nach einer langen Verletzungspause mühsam zurückgekämpft hatte und erstmals wieder von Anfang an spielte, gelang dann das 2:0. Nach einer feinen Kombination spitzelte der türkische Nationalspieler den Ball an Daniel Heuer Fernandes vorbei ins Tor.

Ransford Königsdörffer vergab dann die erste dicke Chance für den HSV, als er Kabak enteilt war, aber direkt auf Oliver Baumann schoss. Bei Fabio Baldés Abschluss nach einem Konter musste sich der Nationaltorwart schon deutlicher strecken (42.). Kurz nach der Pause wurde Baumann dann richtig gefordert: Stark wehrt der TSG-Kapitän einen gefährlichen Schuss von Miro Muheim ab.

Hoffenheim hatte bei den vergangenen drei Heimsiegen immer drei Tore erzielt, das klappte auch dieses Mal: Der Ex-Kölner Lemperle setzte sich gegen Nicolas Capaldo durch und tunnelte HSV-Keeper Heuer Fernandes. Dem eingewechselten Asllani gelang dann sein sechstes Saisontor gegen die am Ende konfuse Hamburger Abwehr.

HSV-Joker Philippe ging bei einem Konter auf und davon, wäre beim 1:4 aber fast noch an Baumann gescheitert. Den von Burger verursachten Handelfer in der Nachspielzeit konnte der Franzose nicht nutzen.

Frankfurt sorgt für Ruhe

Eintracht Frankfurt hat seine sportliche Flaute beendet und mit einem mühevollen Sieg für etwas Ruhe gesorgt. Das Team von Trainer Dino Toppmöller gewann trotz einer durchwachsenen Leistung 1:0 (0:0) gegen den FC Augsburg und wahrte so den Kontakt zu den Champions-League-Rängen.

Vor 58.300 Zuschauern wendeten die Hessen dank des Treffers von Ritsu Doan (68.) eine dritte Niederlage innerhalb von acht Tagen ab. Der glückliche Heimerfolg gegen einen Abstiegsanwärter war für Frankfurt aber nicht gerade ein sportlicher Mutmacher. Zumal den Gästen zwei Treffer nachträglich vom Video Assistant Referee (VAR) aberkannt wurden.

Schon nach drei Minuten musste Torhüter Michael Zetterer erstmals hinter sich greifen, als Augsburgs Abwehrchef Chrislain Matsima wuchtig ins Tor köpfte – wegen einer Abseitsposition wurde das Tor nach längerer Video-Unterbrechung aber zurückgenommen. Ebenso der Treffer von Abwehrspieler Noahkai Banks kurz vor dem Ende. Auch hier lag eine Abseitsposition vor.

Wolfsburg siegt in Gladbach

Angeführt von einem starken Offensiv-Trio hat der VfL Wolfsburg den Aufwärtstrend von Borussia Mönchengladbach gestoppt und sich etwas weiter Richtung Tabellenmittelfeld vorgearbeitet. Die Niedersachsen gewannen am Niederrhein verdient mit 3:1 (3:1), ihr Interimstrainer Daniel Bauer sammelte damit weitere Argumente für eine Beförderung zum Chefcoach. Die Borussia, die aus den vorangegangen fünf Spielen 13 von 15 möglichen Punkten geholt hatte, enttäuschte über weite Strecken.

Der auffällige Patrick Wimmer traf in der 4. und 34. Minute für die Gäste. Zudem war erneut Mohamed Amoura (30.) erfolgreich. Auch Christian Eriksen wusste aufseiten des VfL zu überzeugen. Die heimschwache Borussia durfte sich nur über ein Eigentor von Wolfsburgs Konstantinos Koulierakis (22.) freuen.

luwi/dpa