

Eine Zierde der Weinregion sind sie nicht, aber offenbar wirksam: Zäune mit und ohne Strom entlang zahlreicher Straßen im Rheingau zeugen von den vielfältigen Bestrebungen zur Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest. Ein Jahr nachdem die ersten infizierten Wildschweine durch den Rhein geschwommen und am Ufer verendet sind, mehren sich im Rheingau-Taunus-Kreis die Anzeichen einer Entwarnung. Die schnell aufgestellten Absperrungen scheinen dazu geführt zu haben, dass sich das Schweinesterben auf die Rheininsel Mariannenaue und die Rheingauer Uferzone konzentrierte.
Ein „Durchbruch“ der Tierseuche in den Hinterlandswald, das größte zusammenhängende Waldgebiet in Hessen, wurde demnach verhindert. Das ist eine gute Nachricht, auch wenn das Lob des Landrats für die Bürger eingeschränkt werden muss. Die Disziplin beim umständlichen Schließen der Pforten im Wildzaun war längst nicht so gut, wie sie hätte sein können und müssen, und nicht jeder Hundehalter hielt sich strikt an das Leinengebot. Negative Folgen dieser Nachlässigkeiten blieben aus. Glück gehabt.
Mit den Zäunen werden die Rheingauer Bürger und Besucher noch einige Zeit leben müssen. Zumal sich die Hoffnungen auf einen Impfstoff so schnell nicht erfüllen werden, weil infizierte Schweine keine Antikörper bilden. Und wenn diese Hürde gemeistert wird, bleibt die schwierige Frage, wie der Impfstoff mit vertretbarem Aufwand in Ködern zu den Schweinen kommt. Eine Ausrottung der Schweinepest scheint auf dem Globus kaum möglich, zumal Länder wie China andere Strategien verfolgen und gewillt scheinen, mit der Seuche zu leben. Europäische Fachleute lehnen dies zu Recht ab.
Die besten Mittel der Eindämmung scheinen unverändert eine Ausdünnung der Wildschweinpopulation und eine besondere Vorsicht der Schweinezüchter, die ihre Bestände sorgsam schützen müssen. Gelingt die Eindämmung der Seuche unter den Wildschweinen nicht, bleiben als Option nur Hochsicherheits-Bauernhöfe für die Fleischerzeugung. Der Rheingau gibt Hoffnung, dass es so weit nicht kommen muss.
