Wie hat die Sterneköchin Rosina Ostler ihren Platz in der Welt der Feinschmeckerei erobert?


11. Dezember 2025 · Die Sterneköchin Rosina Ostler hat von den Besten gelernt – und daraus immer ihre eigenen Schlüsse gezogen. Unkonventionell, kompromisslos, wagemutig, radikal: So hat sie ihren Platz in der Welt der Feinschmeckerei erobert.

Altehrwürdiger und traditionstreuer, unerschütterlicher in sich selbst ruhend und an sich selbst glaubend als hier, im Herzen der Altstadt, gleich hinter dem Marienplatz, wird München nirgendwo. Jeder kennt, zumindest aus der Fernsehwerbung, die klassizistische Fassade des Delikatessenhauses Alois Dallmayr, geschmückt mit eleganten Pilastern und verspielten Kapitellen, bemalt in appetitlichem Eidottergelb und Vanilleweiß, die Eingangstür flankiert von zwei mächtigen Bronzetafeln. „Königlich-bayerischer Hoflieferant“ steht auf der einen, „Hoflieferant Seiner Majestät des Kaisers“ auf der anderen. Sie sind die Wächter einer Pforte, die in eine Ali-Baba-Höhle des Wohlgeschmacks führt, einen Garten Eden auf Erden für Feinschmecker aller Länder und Zungen, neckisch verziert mit einem Putten-Brunnen aus Jura-Marmor und Hirschgeweihen in goldenen Zierrahmen.

Hummer und Steinbutt türmen sich auf der Fischtheke, Wellington-Pasteten und Txogitxu-Entrecôtes auf der Fleischtheke, so dekorativ drapiert wie in holländischen Stillleben des 17. Jahrhunderts. In einem Dutzend Amphoren aus Nymphenburger Porzellan, filigran bemalt mit tropischer Fauna und Flora, ruhen die Kaffeesorten des Hauses, in mächtigen Vitrinen wie Kronjuwelen die besten Gewächse, darunter ein Dom Pérignon Pléntitude von 1993 und ein Rémy Martin Louis XIII. in der Preisklasse eines Monatsgehalts. Bellota-Schinken vom Ibérico-Schwein gibt es schon für 300 Euro pro Kilogramm und noch viel günstiger bayerische Spezialitäten wie Reiberdatschi und Weißwürste, Münchner Leberkäs und hausgemachtes Weißbier-Gelee, weil der Genuss bei Dallmayr ein demokratisches Vergnügen sein soll.