

Darf man das? Mal um Ruhe bitten im Stadion, den Klangteppich runterdrehen auf null? Nein, den Sound der Fankultur zu dimmen wäre ein Sakrileg. Also gibt’s jetzt ein Outing mit Potential für einen Sturm der Entrüstung: Bitte mehr von diesen zwölf Minuten schweigender Ultras und Sympathisanten wie neulich in Dortmund im Pokal gegen Leverkusen.
Wie man in der Protestaktion von Fans gegen Forderungen von Politikern einen Segen entdecken kann? Ultras würden fragen, ob man nie Gänsehaut empfinde, wenn sie ihr Konzert orchestrieren, alles akustisch überspielen, etwa das Spiel. Aber ja doch.
Nur wegen dieser Erfahrung ließ sich die Stille in Dortmund so gut hören, das ursprüngliche Geräusch des großen Sports, das fordernde Gespräch ohne Worte zwischen Zuschauern und Spielern. Sind die gut, nähern sie sich dem Tor, fliegt der Ball knapp vorbei, hält der Torwart spektakulär, dann schwingt ein Ah oder Oh durchs Stadion.
Jeder sieht’s, auch wenn er nur hört: Wie Schlechtes die Stimmung drückt, Gutes die Wende einleitet, Spielern Beine macht, sie, gerade noch am Boden zerstört, wieder fliegen lässt. Fankultur ist nicht unbedingt deckungsgleich mit Fußballkultur.
