Die Frankfurter Eintracht der Spielzeit 2025/26 entwickelt sich zur Schießbude der Liga. Drei Tage vor der Champions-League-Reise zum FC Barcelona – der gleichzeitig bei Betis Sevilla einen 5:3-Sieg erzielte – kam die SGE bei RB Leipzig in ungeahnter Weise unter die Räder. Nach einer Leistung, die in der zweiten Halbzeit einer vollumfänglichen Kapitulation gleichkam, unterlag die Eintracht in Sachsen mit 0:6. Durch die sechs Gegentore – von denen drei auf das Konto von Yan Diomande gingen – hat die Eintracht nun 29 Treffer in 13 Spielen kassiert – mehr als jede andere Mannschaft der Liga. Leipzig bleibt mit acht Punkten Rückstand Tabellenzweiter der Liga.
Die Frankfurter hatten eingangs der Partie den Eindruck erweckt, dass sie die Ergebnisse des Spieltags eingehend studiert hatten. Ein Sieg würde sie mindestens vorübergehend in Champions-League-Gefilde bringen; Stuttgart und Leverkusen hatten ja gepatzt. Doch dann ging nahezu alles schief, was schiefgehen konnte. Trotz des Debakels bleibt die Eintracht vorerst nur zwei Punkte hinter dem Tabellenvierten aus Leverkusen. Am Sonntag könnte die TSG Hoffenheim beim Spiel in Dortmund jedoch ihrerseits auf Rang vier vorrücken.

:Der Gentleman kennt keine Gnade
Auch eine auf der Torwartposition umgebaute Bayern-Elf besiegt den VfB Stuttgart am Ende locker und leicht mit 5:0. Harry Kane schießt mal wieder einen Hattrick. Diesmal als Joker.
Der erste grobe Patzer ereignete sich nach nur fünf Minuten. Leipzigs Christoph Baumgartner schlenzte aus dem Halbfeld einen Ball gen Strafraum, und Frankfurts Torwart Michael Zetterer ließ einen Moment zu lange erkennen, dass er darüber sinnierte, was er nun machen sollte. Er entschied sich nicht nur für nichts, sondern steckte mit seinen Zweifeln auch die Frankfurter Abwehrspieler an. Sie blieben der Szene so ostentativ fern, dass Leipzigs dänischer U21-Nationalstürmer Conrad Harder zum Ball sprinten und ihn mit einem Kopfball zur Führung ins verwaiste Tor setzen konnte.
Danach versuchten die Leipziger, die Gäste in die Falle zu locken. Sie entwickelten nur ansatzweise Verve und widmeten sich vor allem der Kontrolle des Spiels. Die Rechnung ging in der 31. Minute auf: Mo Dahoud jagte unvermittelt einen Ball an die Querlatte, der Konter führte über Harder. Als er im Strafraum auf nachrückende Kollegen wartete, leistete sich Eintrachts Rechtsverteidiger Nnamdi Collins einen konzeptionellen Fehler, der spektakuläre Folgen hatte: Harder passte in die Mitte, dort drückte der unbewachte Baumgartner den Ball zum 2:0 über die Torlinie. Das Spiel wäre fast schon in der 39. Minute entschieden gewesen: Ein neuerlicher Treffer von Baumgartner, der wieder allein im Fünfmeterraum stand, wurde aber wegen Abseits aberkannt.
Frankfurts Stürmer Michy Batshuayi verletzt sich, ihm droht ein Ausfall
Sollte deshalb unter den Frankfurtern Freude geherrscht haben, war sie kurz vor der Pause wieder vorbei. Denn da meldete sich Michy Batshuayi mit Beschwerden ab, die nicht danach aussahen, als ließen sie sich bis Dienstag beheben. Das hieße, dass den Frankfurtern nach Jonathan Burkardt ein weiterer Stürmer fehlen wird. Und das würde umso schwerer wiegen, als der französische 25-Millionen-Einkauf Elye Wahi so phlegmatisch trainiert, dass er trotz der Personalmalaise an diesem Samstag in Frankfurt blieb.
Damit war die erste Halbzeit endgültig zu einer Einladung zum Defätismus mutiert. Zumal die Eintracht in den zehn vorangegangenen Spielen wettbewerbsübergreifend nur drei Siege erzielt hatte, ausnahmslos gegen Teams aus dem unteren Tabellendrittel: St. Pauli, Mainz, Köln. Niederlagen setzte es im gleichen Zeitraum gegen Liverpool, Dortmund und Atalanta Bergamo. Als die zweite Halbzeit angepfiffen wurde, meldete Leipzig den später souverän materialisierten Anspruch an, die Phalanx der Teams zu bereichern, die Frankfurt brutal abstrafen.
Denn Leipzig baute mit dem ersten Angriff die Führung aus, neuerlich nach abenteuerlichen Defensivleistungen der Gäste. Erst bekam die SGE den Ball im Halbfeld nicht geklärt, dann schaffte sie es nicht, als Antonio Nusa den Ball in den Strafraum getragen hatte und dort ins Straucheln gekommen war. Der Abpraller landete bei Yan Diomande, der keine Mühe hatte, das 3:0 zu erzielen. Kurz nachdem Nusa einen sehenswerten Schlenzer an den Pfosten gesetzt hatte, erzielte der Ivorer Diomande, der bei der WM als Gegner im zweiten Gruppenspiel der deutschen Mannschaft Angst machen könnte, auch noch das 4:0. Er konnte es sich sogar erlauben, beim Schuss am Sechzehner auszurutschen. Denn kein Frankfurter griff ihn an. Das Gegentor stand symbolisch für die Defensivleistung der Eintracht.
Doch auch das war nicht das Ende: David Raum traf per Handelfmeter zum 5:0 (62.), Diomande stellte mit seinem dritten Treffer das 6:0 her (65.). Sein Hattrick war nicht bloß eine Demütigung – sondern die höchste Bundesliga-Pleite der Eintracht seit dem 0:6 gegen Borussia Dortmund vom März 1996 unter dem damaligen Interimstrainer Karl-Heinz Körbel.
