Trauer um Frank Gehry: Erzeuger des „Bilbao-Effekts“

Er entwarf das weltberühmte Guggenheim-Museum in der baskischen Hauptstadt und die Walt Disney Concert Hall in Los Angeles. Am Freitag ist Star-Architekt Frank Gehry im Alter von 96 Jahren gestorben.

afp/dpa | Der weltberühmte Architekt Frank Gehry ist tot. Der US-Kanadier starb am Freitag im Alter von 96 Jahren in seinem Haus im kalifornischen Santa Monica, wie sein Büro mitteilte. Gehry war mit monumentalen und zugleich extravaganten Bauten wie dem Guggenheim-Museum in Bilbao und der Walt Disney Concert Hall in Los Angeles weltberühmt geworden.

Der 1929 im kanadischen Toronto als Frank Owen Goldberg geborene Gehry war 1947 mit seiner Familie nach Los Angeles gezogen. Er studierte Architektur an der University of Southern California und eröffnete 1962 sein eigenes Architekturbüro. Ab den 1980er Jahren machte er sich mit Großprojekten wie der Loyola Law School in Los Angeles einen Namen.

1989 wurde Gehry mit dem renommierten Pritzker-Preis für Architektur ausgezeichnet. 1997 fand die Einweihung seines wohl bekanntesten Gebäudes statt: Das Guggenheim-Museum im nordspanischen Bilbao wurde mit seinen futuristischen Formen und seiner titanverkleideten Fassade zur Ikone und steht beispielhaft für Gehrys avantgardistischen Architekturstil. Bis heute ist es beliebtes Touristenziel und begeistert auch Menschen, die sich sonst weniger für Architektur interessieren. Architekt Philip Johnson bezeichnete es als „das großartigste Gebäude unserer Zeit“. Wegen der vielen Kultur-Pilger war bald vom „Bilbao-Effekt“ die Rede.

Gehrys baute in Europa außerdem die Fondation Louis Vuitton in Paris, das Tanzende Haus in Prag und die DZ Bank in Berlin. In Deutschland entwarf er auch das Vitra Design Museum in Weil am Rhein, den Neuen Zollhof in Düsseldorf und den Gehry-Tower in Hannover. In den USA errichtete Gehry unter anderem den Wolkenkratzer Beekman Tower in New York und den Facebook-Campus im kalifornischen Menlo Park. Noch immer nicht fertiggestellt ist das von ihm entworfene Guggenheim-Museum in Abu Dhabi, dessen Bau aufgrund der dabei herrschenden schlechten Arbeitsbedingungen in die Kritik von Menschenrechtsorganisationen geriet.

Gehry gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Dekonstruktivismus in der Architektur. Die Bezeichnung Star-Architekt mochte Gehry trotz seines internationalen Erfolgs aber nicht. „Es gibt Leute, die Gebäude entwerfen, die technisch und finanziell nicht gut sind, und es gibt solche, die das tun. Zwei Kategorien, ganz einfach“, sagte er 2009 der britischen Tageszeitung Independent.

Gehry arbeitete bis ins hohe Alter. „Ich liebe es, zu arbeiten. Ich liebe es, Dinge auszutüfteln“, äußerte er 2019 gegenüber der britischen Tageszeitung The Guardian. Am Freitag starb er nach Angaben seiner Sprecherin nach einer „kurzen Atemwegserkrankung“ in seinem Haus in Santa Monica.

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