
US-Präsident Donald Trump ist von seiner Drohung, demokratisch geführten Städten Spiele der Fußball-WM zu entziehen, unmittelbar vor der Auslosung abgerückt: „Nein, ich möchte das nicht tun.“ Falls es tatsächlich ein Problem gebe, werde man dies lösen, sagte Trump im John F. Kennedy Center for the Performing Arts in Washington. „Ich habe das in Washington D.C. und überall sonst, wo wir waren, bewiesen, also werden wir das ganz einfach in den Griff bekommen.“
Im Beisein von Weltverbandschef Gianni Infantino hatte Trump genau damit noch im November kokettiert und insbesondere Los Angeles und Seattle ins Visier genommen. Er hatte dabei angekündigt, die Austragung von Spielen in US-Städten zu untersagen, sollten sich diese nicht an die von ihm vorgeschriebenen Sicherheitsregeln halten. Infantino würde solch einen historischen Spielorttausch für ihn vornehmen, versicherte er.
Trump bekommt „Friedenspreis“ von Infantino
Trump wurde danach mit dem FIFA-Friedenspreis ausgezeichnet. Der 79-Jährige erhielt die neue, von FIFA-Präsident Infantino erst jüngst initiierte Auszeichnung zu Beginn der Show. „Das ist Ihr Preis“, sagte Infantino unweit von Trumps Amtssitz, dem Weißen Haus. „Dieser Preis wird jährlich vergeben, um einen Menschen auszuzeichnen, der ein klares Engagement für Frieden auf der Welt fördert.“
Trump hängte sich selbst die goldene Medaille um den Hals. „Das ist eine der größten Ehrungen meines Lebens“, sagte er. Die FIFA hatte den Preis erst Anfang November ausgelobt. Mit ihm sollen künftig Personen ausgezeichnet werden, die sich durch „außergewöhnliche Taten für Frieden und Einheit der Welt“, hervorgetan hätten, hieß es. Ein Fußball-Bezug der geehrten Personen ist nicht erforderlich.
Kritiker hatten Infantino unterstellt, dass er die Auszeichnung extra für Trump ins Leben gerufen habe. Es gebe kein transparentes Verfahren, keine Nominierten, keine Jury, und sei offenbar auch für den FIFA-Rat neu gewesen, sagte die Direktorin von Human Rights Watch, Minky Worden, bei einer Pressekonferenz verschiedener Gruppen in Washington zwei Tage vor der Auslosung über die bevorstehende Preisvergabe.

Infantino war mehrfach im Weißen Haus zu Gast. Trump ist Vorsitzender der von ihm gegründeten amerikanischen WM-Task-Force. Trump, Kanadas Premierminister Mark Carney und Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum kamen extra zu der Gala. Der US-Präsident war auf dem roten Teppich an Infantinos Seite zu sehen.
DFB-Präsident Bernd Neuendorf verteidigte die Vergabe des Friedenspreises an Trump. Julian Nagelsmann erwartet vom US-Präsidenten allerdings nun einen besonderen Einsatz für die Stabilität in der Welt. „Für mich ist wichtig, dass mit so einem Preis verbunden ist, dass man sich für die Zukunft für den Frieden auf der Welt einsetzt. Er ist der einflussreichste Mann der Welt“, sagte der Bundestrainer in Washington.
Neuendorf lobt Trumps Verdienst in Gaza
Neuendorf, der auch im von Infantino angeführten FIFA-Council sitzt, sah keinen Anlass für Kritik an der Vergabe und der großen Show um Trump. Der DFB-Chef hob die Verdienste Trumps um eine Beendigung des Gaza-Krieges hervor. „Wir waren alle gemeinsam froh, als der Konflikt im Nahen Osten beendet wurde, dass hier ein Abkommen unterzeichnet wurde. Das muss man ehrlich sagen, das wäre ohne die USA und ohne den Einsatz des Präsidenten nicht möglich gewesen. Insofern ist es anerkennenswert, was da passiert ist“, sagte Neuendorf.
Für das WM-Jahr müsse man sich auf viel Show um das Fußball-Turnier einstellen, merkte der DFB-Chef angesichts der 90 Minuten an, die es mit Musik- und Entertainment-Einlagen bis zur eigentlichen Losziehung gedauert hatte. „Es sollte niemanden überraschen. Wir sind in den USA, das gehört hier dazu, das ist die Kultur hier“, sagte Neuendorf.
