
An diesem Freitagabend richten sich die Augen der Sportwelt nach Washington. Die Fifa lost die Gruppen für die Fußball-WM im nächsten Jahr aus. Das aufgeblähte Turnier wird für den Weltverband so lukrativ wie nie zuvor – und der Trump-Faktor bei der Glamour-Gala nicht zu übersehen sein.
Das „Kribbeln im Körper“ ist da, wie Julian Nagelsmann zugibt. Die Anspannung steigt. Mit seiner Landung in Washington wird für den Bundestrainer der große WM-Auftrag konkret. Bei der Auslosung der erstmals zwölf Vorrundengruppen mit 48 Mannschaften geht es an diesem Freitagabend (18.00 Uhr, live hier im WELT-Ticker) im John F. Kennedy Center for the Performing Arts um den Turnierweg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im Sommer 2026. Und auch US-Präsident Donald Trump dürfte bei dem Event eine besondere Rolle spielen.
Die Spiele werden in Mexiko, Kanada und den USA ausgetragen. Wenn am 11. Juni 2026 in Mexiko-Stadt das 23. WM-Turnier eröffnet wird, ist Deutschland zum 21. Mal beim Kampf um den Weltpokal dabei. 1930 fehlte das Team, weil dem deutschen Verband die Anreise zu aufwendig und kostspielig war – und 1950 war Deutschland aufgrund der Nachwehen des Zweiten Weltkriegs nicht zugelassen. Bei der nun anstehenden Weltmeisterschaft sind so viele Mannschaften wie nie zuvor am Start.
Die Auslosungs-Regeln
Die 42 bislang fix qualifizierten Teams wurden nach ihrer Weltranglistenposition in vier Töpfe eingeteilt. Die drei Gastgeber USA, Mexiko und Kanada wurden mit den neun besten Teams in Topf 1 eingeteilt. Die 22 Mannschaften (u.a. Italien), die in sechs Play-off-Pfaden die restlichen WM-Teams im März 2026 ermitteln, sind mit den sechs am schlechtesten platzierten Mannschaften in Topf 4 als Platzhalter in ihren jeweiligen Play-off-Gruppen.
Aus jedem Topf wird ein Team in eine der zwölf Gruppen gelost. Mannschaften aus der gleichen Konföderation können nicht gegeneinander spielen, Ausnahme ist Europa. Hier werden in vier Gruppen zwei Teams sein und je ein Team in den restlichen acht.
Die Anstoßzeiten der Gruppenspiele und die genauen Spielorte der Vorrunde werden erst am Samstag (18.00 Uhr/MEZ) von der Fifa verkündet. Der Weltverband bastelt bis dahin an einem Plan, damit möglichst alle Partien zu günstigen Zeiten in den Heimatländern im TV zu sehen sind.
Deutschland wird daher zur Mittagszeit oder am Nachmittag spielen – am deutschen Abend also. Wahrscheinlich sind je nach Gruppenzugehörigkeit auch Spiele in Dallas, Atlanta und Houston. Die Stadien dort haben ein Dach, sind klimatisiert. Ein Anpfiff um 12.00 Uhr Ortszeit und damit um 19.00 Uhr in Deutschland wäre trotz großer Hitze kein Problem.
Die Show in Washington
Die Fifa ruft, und die Stars kommen. Heidi Klum als Moderatorin, Robbie Williams, Nicole Scherzinger und der italienische Tenor Andrea Bocelli als musikalische Show-Acts. Und weil auch noch die Village People den von Trump im Wahlkampf okkupierten Kultsong YMCA zum Besten geben, drängt sich der Eindruck auf, dass das Skript im Weißen Haus abgesegnet wurde.
Mit Kanadas Eishockey-Legende Wayne Gretzky ist auch ein Lospate auf der Bühne, der eine Nähe zum US-Präsidenten hat. Drei weitere Sport-Superstars komplettieren das Quartett, das die 48 Kugeln aus den vier Töpfen ziehen wird: Footballer Tom Brady, Basketballer Shaquille O’Neal und Baseballer Aaron Judge haben alle US-Sportgeschichte geschrieben.
Der Ablaufplan
US-Präsident Trump wird laut einem Entwurf des Ablaufplans, der „Politico“ vorliegt, bei der Auslosungszeremonie auf die Bühne treten, wo er den neugeschaffenen und damit ersten Friedenspreis der Fifa entgegennehmen wird.
Während der Zeremonie werden demnach Trump, die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum und der kanadische Premierminister Mark Carney voraussichtlich an der Auslosung teilnehmen. Es ist das erste Mal, dass Trump und Carney seit ihrem Streit über eine kanadische Handelspolitik-Anzeige, die Trump verärgerte, gemeinsam auftreten. An diesem Freitag treffen sich Sheinbaum und Trump auch zum ersten Mal persönlich.
Das zweistündige Programm beginnt mit einem Auftritt von Andrea Bocelli – einem der Lieblings-Opernsänger von Trump, der Anfang des Jahres im Oval Office auftrat –, bevor Fifa-Präsident Gianni Infantino eine Rede hält, wie aus dem detaillierten Ablaufplan hervorgeht.
Anschließend wird Infantino Trump als Preisträger des Friedenspreises der Veranstaltung vorstellen. Trump wird die Auszeichnung entgegennehmen und eine Rede von der Bühne halten. „Der Präsident ist der perfekte Gastgeber“, sagte Andrew Giuliani, WM-Beauftragter des Weißen Hauses: „Gibt es einen anderen Präsidenten, der es besser versteht, die Welt einzuladen und ein besserer Gastgeber zu sein als Donald J. Trump?“
Sobald die Staatschefs ihren Teil des Programms beendet haben, geht die Show zur offiziellen Auslosung über. Die Disco-Gruppe „Village People“ wird die Zeremonie dem Bericht zufolge beenden.
Wie viel Geld wird die Fifa einnehmen?
Der Weltverband rechnet bei der WM mit so viel Geld wie noch nie. „Das Budget für 2026 wird im Zusammenhang mit der WM Höchststände erreichen“, heißt es im aktuellen Etat des Weltverbandes. Im WM-Jahr erwartet die Fifa Einnahmen von fast neun Milliarden US-Dollar. Davon sollen rund drei Milliarden US-Dollar aus dem Verkauf von Tickets und VIP-Paketen kommen – was fast eine Verdreifachung im Vergleich zu 2022 wäre. Zwar steigt durch die Erweiterung der WM auf 48 Teams auch die Zahl der Spiele von 64 auf 104 um fast 63 Prozent. Aber mit dem erwarteten Einnahmeplus bei Tickets und VIP-Paketen von fast 200 Prozent hält das nicht Schritt. Zum Vergleich: Bei der WM 2022 in Katar nahm die Fifa durch Ticketverkäufe rund 686 Millionen Dollar ein, durch den Verkauf von VIP-Paketen 243 Millionen. Bei der WM 2010 in Südafrika waren es noch 300 Millionen bei den Tickets und rund 120 Millionen bei den VIP-Paketen.
Wo finden die WM-Spiele statt?
Das Turnier wird in 16 Stadien stattfinden. In den USA gibt es elf Spielorte: Atlanta, Boston, Dallas, Houston, Kansas City, Los Angeles, Miami, New York/New Jersey, Philadelphia, San Francisco Bay Area und Seattle. In Mexiko wird in Guadalajara, Mexiko-Stadt und Monterrey gespielt, in Kanada in Toronto und Vancouver. Die allermeisten Spiele (78) finden in den USA statt, je 13 in den anderen beiden Gastgeberländern. Das größte Fassungsvermögen mit 94.000 Zuschauern hat die Arena in Dallas, das kleinste mit 45.736 Zuschauern das Stadion in Toronto.
Die Lage der deutschen Nationalmannschaft
Fußball-Deutschland ist ein halbes Jahr vor dem WM-Anpfiff noch längst nicht von allen Selbstzweifeln befreit. Ist der Traum vom fünften WM-Titel realistisch? Die Qualifikation war wacklig. Riesig war die Erleichterung über den Sprung in den besten Lostopf mit den WM-Favoriten aus Argentinien, Spanien und Frankreich. Insgesamt acht Topteams und die drei Gastgeber sind als Gruppengegner ausgeschlossen.
Ungemütlich kann es dennoch werden. Von Kolumbien bis Japan, Norwegen und den Play-off-Italienern. Es sind viele Kontrahenten möglich, die WM-Stress auslösen können. Einen „besonderen Reiz“ hätte für den Bundestrainer ein Premieren-Duell mit Außenseitern wie Usbekistan, Curacao oder Kap Verde.
Mindestens so wichtig wie ein gutes Gegner-Los ist die logistische Konstellation. Deutschland würde gerne an der Ostküste oder im Mittleren Westen in den USA spielen. Keine ewig weiten Wege, eine gute Infrastruktur für das Team-Camp – all das wird je nach festgelegter Gruppenzugehörigkeit bei der Auslosung entschieden.
Gibt es noch Tickets für die Spiele?
In der ersten Verkaufsphase Mitte September wurden bereits mehr als eine Million Tickets an Fans aus 212 Ländern verkauft. Im Nachfrage-Ranking liegen bisher die drei Gastgeberländer vorn, gefolgt von England und Deutschland. Eine weitere Chance auf Tickets gibt es im Anschluss an die Gruppenauslosung. Dann stehen die jeweiligen Paarungen fest und Fans können Bestellungen für bestimmte Spiele einreichen. Dafür muss sich jeder Interessent auf der Ticketseite des Weltverbandes Fifa (www.fifa.com/tickets) registrieren.
Von den wenigen billigen Tickets, die es zum Verkaufsstart für knapp 50 Euro gab, sind kaum noch welche zu haben. Beim Finale, das am 19. Juli in New York stattfindet und bei dem es erstmals eine Halbzeitshow wie beim Super Bowl geben wird, liegen die Preise zwischen umgerechnet 1745 und 5470 Euro pro Ticket. Für das WM-Turnier wird es einen „Last-Minute-Verkauf“ geben, restliche Tickets sollen so vor Turnierstart noch mal in den Verkauf gehen.
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Während der WM wird es keine Tageskassen geben. Allerdings: Es gibt eine offizielle Online-Weiterverkaufsplattform, die bereits geöffnet hat. Fans können hier ihre nicht benötigten Tickets weiterverkaufen. Der Haken daran: Für jeden abgeschlossenen Verkauf sind Gebühren von 15 Prozent an die Fifa abzuführen – und zwar jeweils vom Verkäufer und vom Käufer. Auf dem Wiederverkaufsmarkt schießen die Preise schon jetzt in die Höhe. Tickets für normale Gruppenspiele, die ursprünglich 60 Dollar kosten sollten, liegen aktuell bei rund 500 Dollar und haben sich damit preislich fast verzehnfacht. Bei anderen Spielen liegen die Steigerungen noch höher. So werden auf dem offiziellen Fifa-Wiederverkaufsmarkt für die Halbfinals und das Endspiel Tickets mit einem Preis von über 100.000 Dollar pro Ticket angeboten.
pk
