Eurovision Song Contest: Mehrere Länder boykottieren ESC wegen Teilnahme Israels

Die Europäische Rundfunkunion (EBU) hat beschlossen, Israel nicht vom Eurovision Song Contest 2026 auszuschließen. Das teilte die EBU, die den ESC organisiert, nach einer Sitzung in Genf mit. Eine große Mehrheit der Mitglieder sei sich einig gewesen, dass keine Abstimmung über das Teilnahmerecht einzelner Länder nötig sei, heißt es in der Mitteilung. Damit könnten alle EBU-Mitglieder teilnehmen, die das möchten.

Als Reaktion darauf haben mehrere Länder ihren Verzicht erklärt, darunter Spanien, die Niederlande und Slowenien. Auch Irland teilte mit, nicht am kommenden Song Contest teilzunehmen. Mehrere EBU-Mitglieder hatten zuvor gefordert, dass Israel wegen des Vorgehens im Gazastreifen vom Eurovision Song Contest ausgeschlossen wird.

Die irische Rundfunkanstalt RTÉ teilte mit, dass man die Teilnahme Irlands „angesichts der erschreckenden Zahl von Todesopfern in Gaza und der humanitären Krise, die weiterhin das Leben so vieler Zivilisten gefährdet“ für unverantwortlich halte und deshalb absage. In einer Mitteilung der niederländischen Rundfunkanstalt Avrotros heißt es, dass die Lage in Gaza „nach wie vor äußerst besorgniserregend und instabil“ sei. Es sei noch zu früh, von einer wesentlichen Verbesserung der Lage zu sprechen, „die eine Teilnahme am Song Contest aus Sicht unserer Werte rechtfertigen würde“. Die Vorsitzende von Sloweniens Rundfunkanstalt RTV Slovenia sagte: „Unsere Botschaft lautet: Wir werden nicht am ESC teilnehmen, wenn Israel dabei ist. Im Namen der 20.000 Kinder, die in Gaza ums Leben gekommen sind.“

Manipulationsvorwürfe gegen Israel

Der Streit um Israel ist die wohl größte
Zerreißprobe in der Geschichte
des im kommenden Jahr zum 70. Mal
stattfindenden und weltweit am meisten beachteten Musikwettbewerbs.
Neben der Debatte um Israels Vorgehen im Gazastreifen nach dem
Hamas-Angriff auf Israel im Oktober 2023 gab es auch Vorwürfe, Israel
könne die Zuschauerabstimmung in diesem Jahr manipuliert haben.

Um den Konflikt zu entschärfen, hatte die EBU im
November neue Regeln für den Wettbewerb angekündigt. So sollen unter
anderem schon in den Halbfinals professionelle Jurys mit abstimmen und
die Regeln für Werbekampagnen verschärft werden. Die in der EBU
zusammengeschlossenen Rundfunkanstalten stimmten bei einer Versammlung hinter verschlossenen Türen am Donnerstag offenbar
mehrheitlich dafür, das Maßnahmenpaket als ausreichend einzustufen und
nicht konkret über eine Teilnahme Israels abzustimmen.

Die israelische Starterin Yuval Raphael hatte im
ESC-Finale in Basel im Mai völlig überraschend das Publikums-Voting
gewonnen und war dadurch in der Gesamtwertung Zweite geworden. Hinweise
auf Manipulationen fanden sich aber nicht, Israel könnte von einer aufwendigen Werbekampagne in Online-Netzwerken profitiert haben. ESC-Sieger war in diesem Jahr nach Publikums- und
Jury-Abstimmung der österreichische Countertenor JJ gewesen, weshalb Wien im
kommenden Jahr Gastgeber ist.