
TV-Moderator Thomas Gottschalk ist an einem epitheloiden Angiosarkom erkrankt. Die Krebsart gilt als sehr selten und aggressiv. WELT beantwortet die wichtigsten Fragen zur Krebsart – und wer besonders gefährdet ist.
Das etwas nicht in Ordnung ist, hatte sich bei seinen jüngsten Auftritten angedeutet. Nun herrscht Gewissheit: Thomas Gottschalk ist an Krebs erkrankt. Der TV-Moderator und seine Frau Karina sagten in einem Interview mit der „Bild“, er sei bereits vor vier Monaten wegen eines epitheloiden Angiosarkoms operiert worden; Teile der Harnleiter und der Blase mussten demnach entfernt werden.
Was verbirgt sich hinter Gottschalks Diagnose genau? Bei dem 75-Jährigen wurde ein seltener Subtyp des Angiosarkoms diagnostiziert, das sogenannte epitheloiden Angiosarkom. Angiosarkome können überall im Körper auftreten. Die Krebsart hat ihren Ursprung in den Zellen der Blut- und Lymphgefäße (den sogenannten Endothelzellen) und tritt am häufigsten in der Haut und im Weichgewebe auf, wie es auf der Internetseite der Deutschen Sarkomstiftung heißt. In extrem seltenen Fällen kann sie jedoch innere Organe wie die Blase befallen.
Die epitheloide Variante tritt überwiegend bei Männern auf. Je nachdem, wo der Krebs wächst, können die Beschwerden variieren – bei einem Befall der Blase gilt etwa Blut im Urin als ein typisches Symptom. Angiosarkome sind selten: Sie machen laut „Gelbe Liste“ etwa ein bis zwei Prozent der Weichteilsarkome aus, die wiederum ein Prozent aller Krebsneuerkrankungen umfassen. Der epitheloide Subtyp, an dem Gottschalk erkrankt ist, kommt noch seltener vor – zu einem Befall der Blase kommt es nur in Einzelfällen.
Wenn der Tumor so wächst, dass er sich um Blutgefäße legt und diese verengt oder verschließt – was besonders bei epitheloiden Angiosarkomen vorkommt – kann es im fortgeschrittenen Stadium zu schweren und schwer behandelbaren Durchblutungsschmerzen (Ischämieschmerzen) kommen. Angiosarkome machen oft lange Zeit keine Beschwerden und werden daher vielfach erst spät erkannt – was mit ein Grund für die schlechte Prognose bei dieser Krebsart ist.
Allgemein bezeichnen Sarkome bösartige Tumore, die aus dem Stütz- und Bindegewebe des Körpers entstehen. Dieses kann entweder Weichteilgewebe, etwa Muskeln, Fett, oder Blutgefäße sein oder aber Knochen.
Aggressive Krebsart bei Gottschalk
Angiosarkome betreffen in den meisten Fällen die Haut. 60 Prozent aller zur Haut gehörenden Angiosarkome finden sich an den oberflächlichen Weichteilen im Kopf-Hals-Bereich, bevorzugt an der Kopfhaut. Dort ähneln sie anderen typischen Hautkrebstumoren und zeichnen sich durch unscharfes, asymmetrisches Wachstum aus. Das Durchschnittsalter der Patienten mit dem typischen oberflächlich-kutanen Angiosarkom liegt bei 65 bis 70 Jahren.
Wie und warum genau das epitheloide Angiosarkom entsteht, ist bislang nicht genau erforscht. Klar ist nur, dass die Wucherung durch Veränderungen in der Weichgewebezellen-DNA entstehen, die zu einer unkontrollierten Zellvermehrung führen.
Die epitheloide Form ähnelt – unter dem Mikroskop betrachtet – Hautzellen und tritt, vorwiegend bei älteren Menschen auf. Eine frühere Strahlentherapie oder lang anhaltende Lymphschwellungen können das Risiko für eine Erkrankung erhöhen.
Therapie der ersten Wahl ist die operative Entfernung des Tumors. Damit der Krebs anschließend möglichst nicht zurückkommt, kann mit einer Strahlen- und Chemotherapie nachbehandelt werden. Die Überlebensprognose ist oft ungünstig. Rezidive (Wiederauftreten nach Phase der Besserung) und Metastasen sind eher die Regel als die Ausnahme. Liegt bereits eine Metastasierung vor, liegt die Zwei-Jahres-Überlebensrate nach Angaben der Deutschen Sarkom-Stiftung nur noch bei 13 Prozent.
Angiosarkome gelten als aggressive Tumore und neigen dazu, Metastasen in anderen Regionen des Körpers zu bilden. Die Fünf‑Jahres‑Überlebensraten sind insgesamt niedrig und hängen davon ab, wo der Tumor wächst, wie groß er ist und wie therapiert wird.
Thomas Gottschalk und seine Frau Karina hatten der „Bild“ gesagt, der 75-Jährige habe vor knapp vier Monaten eine erste, siebenstündige OP gehabt, bei der Teile von Harnleiter und Blase entfernt wurden. Später sei eine weitere, sechsstündige OP nötig gewesen, bei der Weichgewebe hin zum Becken entfernt worden sei. Dem seien 33 Einzelbestrahlungen gefolgt. „Mein Krebs gilt leider als besonders aggressiv“, wurde Gottschalk zitiert. „Ich darf den Gedanken gar nicht zulassen, wie schlecht die Heilungschancen bei dieser Krebsform sind. Sonst würde ich verrückt werden“, hatte Karina erklärt, als beide die Erkrankung und die Diagnose bekanntmachten.
lpi mit dpa
