FC Bayern: „Lennart Karl ist weiter, als es Messi zur gleichen Zeit war“

Beim FC Bayern wächst womöglich ein neuer Superstar heran. Der erst 17-jährige Lennart Karl beeindruckt von Woche zu Woche mehr. Sein Leben wird durch die rasante Entwicklung derzeit auf den Kopf gestellt. Die Bayern haben klare Pläne mit ihm.

Seinen Spitznamen hat er sich bereits erspielt: Lennart „Karl der Große“. Dabei misst der neue Bayern-Liebling gerade mal 1,68 Meter. Karl ist damit zwei Zentimeter kleiner als sein großes Vorbild Lionel Messi. Während der argentinische Superstar von Inter Miami in einer Zehn-Millionen-Euro-Villa auf einem 10 000-Quadratmeter-Grundstück in Fort Lauderdale residiert, lebt Karl noch auf dem Bayern-Campus in einem der 35-Zimmer der Jugendspieler auf 18 Quadratmetern.

Die sportliche Karriere von Lennart Karl nahm in dieser Saison derart Fahrt auf, dass sein Leben gerade auf den Kopf gestellt wird. Konnte der 17-Jährige zuvor wie viele seiner Altersgenossen mit dem E-Scooter zur Bushaltestelle fahren, um von dort aus die Linie zum Training der Profis an der Säbener Straße zu nehmen, ist das nun nicht mehr möglich. Zu bekannt ist der neue Bayern-Liebling nach seinen jeweils zwei Toren in Bundesliga und Champions League. Der FC Bayern stellt ihm daher nun einen Shuttle zur Verfügung, einen Führerschein hat Karl natürlich noch nicht.

Zwei Treffer in den ersten zwei Spielen der Königsklasse gelangen vor Karl in diesem Alter noch keinem Spieler. So war er mit seinem Tor bei der ersten Saison­niederlage der Bayern beim FC Arsenal (1:3) der beste Münchner. „Ich glaube, seine große Stärke ist, dass er sich einfach keine große Platte macht, wenn man das so salopp sagen darf“, sagt Max Eberl über Karl: „Er will einfach Fußball spielen. Er hat ein Selbstverständnis, ein Selbstbewusstsein, aber ein gesundes, kein überzogenes. So hat er im Training agiert und sich in diesen Aktionen quasi auch diese Anerkennung der Jungs geholt.“

Karls Berater ist Michael Ballack

Was den Sportvorstand dabei in diesen jungen Jahren an Karls Spiel besonders beeindruckt: „Man sieht ja auf dem Platz: Seine Mitspieler suchen ihn. Er harmoniert mit Michael Olise. Er harmoniert mit Jo Kimmich. Er hat einfach die technischen Fähigkeiten und hat natürlich einen begnadeten linken Fuß.“

Der Sportvorstand hatte Karl erst im August mit einem Dreijahresvertrag ausgestattet, der sich am 22. Februar 2026, an Karls 18. Geburtstag, bis 2029 verlängern wird. Der Kontrakt wurde mit Ex-DFB-Kapitän Michael Ballack ausgehandelt, der Karl seit rund einem Jahr als Berater betreut.

„Wir haben mit Michael Ballack gesprochen, haben überlegt, wie wir den Vertrag machen können. Das Hauptziel war, auf all den unterschiedlichen Facetten unser Hauptaugenmerk zu richten“, so Eberl. In diesen Gesprächen hatten beide Seiten einen Zukunftsplan für Karl besprochen. Eberl und Sportdirektor Christoph Freund hatten zusammen mit Trainer Vincent Kompany bereits rund um die Klub-WM im Sommer festgelegt, sich auf Karl zu konzentrieren. Das Talent wurde zum Back-up für Michael Olise bestimmt. Kein neuer Star sollte für diese Position gekauft werden, damit Karl die nötige Spielzeit für seine Entwicklung bekommt.

„Das war wirklich eine bewusste Entscheidung, wo wir gesagt haben: Wir wollen es in der Offensive kleiner haben“, bestätigt Eberl: „Vor allem wollten wir uns auf drei Spieler konzentrieren: Wisdom Mike, Cassiano Kiala und eben Lennart. Dadurch hat er seine Minuten bekommen und hat es natürlich auch eindrucksvoll genutzt. Er hat diese Frechheit und diese Unbekümmertheit auf dem Platz.“

Mit dieser Entscheidung kam der FC Bayern anderen Klubs zuvor, die sich für Lennart Karl interessierten und ihn mit Spielzeit zu locken versuchten. Laut „Sport Bild“ bemühten sich unter anderen Newcastle United, Ajax Amsterdam und Eintracht Frankfurt um eine Verpflichtung von Karl.

„Lennart Karl ist definitiv unverkäuflich“

Was den Bayern wie auch Karls Management wichtig ist: Der Spieler soll nicht verbogen oder vor den Medien versteckt werden. Karl soll sich wie die Stars nach den Spielen den Fragen der Reporter stellen dürfen, um zu lernen und seine Persönlichkeit zu entwickeln. So darf man von Karl Sätze hören wie: „Natürlich darf man mich mit Messi vergleichen, das sagen sehr viele.“ Die ehrliche, unbekümmerte Art kommt auch bei den Experten gut an.

„Es ist natürlich der größtmögliche Vergleich, den man anbringen kann. Aber wegen seiner Position, Körpergröße, der Dribblings und Lösungen, die er findet, erinnert mich Lennart Karl an Lionel Messi, der ja auch sein Vorbild ist“, sagt Rekordnationalspieler und Sky-Experte Lothar Matthäus: „Auch Karl hat auf der Straße das Kicken gelernt, er hat diese Unbekümmertheit. Und in diesem Alter ist er weiter, als es Messi zur gleichen Zeit war: Messi hat länger auf ein Tor gewartet und hatte statistisch nicht die Einsatzzeiten, die Karl nun schon bekommt.“

Karl soll als Fußballer auf dem Rasen wachsen, es im Privatleben aber weiterhin langsam angehen. Seine Eltern werden im nächsten Jahr aus Frammersbach (bei Frankfurt/M.) nach München ziehen. Bis dahin soll der 17-Jährige auf dem Campus wohnen bleiben und sich auf seinen Realschulabschluss im nächsten Jahr konzentrieren. Danach könnte ihm ein Amerika- statt ein Abschluss-Trip winken – zur WM mit der Nationalmannschaft.

„Er ist auf jeden Fall ein Kandidat für die WM“, meint auch Matthäus, der lächelnd ergänzt: „Lennart Karl ist definitiv unverkäuflich, sein Marktwert ist sehr hoch. Ich will aber keine Zahlen festlegen – damit Uli Hoeneß auch keinen Grund zur Beschwerde wie bei Nick Woltemade hat.“

Der Text wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, SPORT BILD, BILD) erstellt und zuerst in SPORT BILD veröffentlicht.