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Schlafstörungen: Welche Rolle spielt das Gehirn? (8 Min)
Stand: 03.12.2025 08:25 Uhr
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Schlafstörungen, auch als Insomnie bezeichnet, können durch seelische Belastungen oder körperliche Krankheiten verursacht werden. Häufig betroffen sind auch Frauen in Schwangerschaft und Wechseljahren
Schlafstörungen werden auch als Insomnie oder englisch Insomnia bezeichnet. Zu den Anzeichen zählen: Schwierigkeiten beim Ein- oder Durchschlafen, ein nicht erholsamer Schlaf oder ungewöhnliches Wachliegen. Symptome am Tag sind ausgeprägte Müdigkeit, Konzentrationsprobleme und eine verminderte Lebensqualität.
Schlafstörungen: Ab wann ist es mehr als schlechter Schlaf?
Nach Ansicht von Experten und Expertinnen leiden mehr als zehn Prozent der Deutschen unter unspezifischen Schlafstörungen. Weniger als 42 Stunden Schlaf pro Woche gelten als Schlafmangel. Bei einer verkürzten Schlafdauer spricht man auch von Hyposomnie. Etwa sechs Prozent der Erwachsenen sind nach Daten des Robert Koch-Instituts von chronischer Insomnie betroffen. Die Symptome müssen über mindestens drei Monate und mehrmals pro Woche auftreten, um als Insomnie diagnostiziert zu werden.
Schlafstörungen: Risikofaktor für Herz und Psyche
Wer häufig schlecht schläft, hat ein bis zu 30 Prozent höheres Risiko, eine schwere Herz-Kreislauferkrankung wie Herzinfarkt, Herzschwäche oder Schlaganfall zu entwickeln. Eine aktuelle Studie des Forschungszentrums Jülich bestätigt, dass schlechter Schlaf ein bedeutender Risikofaktor für psychische und chronische Erkrankungen ist, besonders im mittleren und höheren Lebensalter.
Schlaf senkt den Blutdruck
Schlaf ist lebenswichtig, weil er dem Körper und Geist essentielle Erholung und Regeneration ermöglicht. Während des Schlafs laufen im Körper wichtige Prozesse ab: Herzschlag und Blutdruck sinken, Zellreparaturen werden durchgeführt und das Immunsystem wird gestärkt.
Bei Menschen, die schlecht schlafen, bleibt der Blutdruck nachts zu hoch. Bei Schlafmangel bleibt außerdem die Herzfrequenz bei rund 80 Schlägen pro Minute, statt auf 50 bis 60 zu sinken. Beides wirkt sich negativ auf die Gefäße aus – das Risiko für Arteriosklerose steigt.
Besonders gefährlich sind Atemaussetzer in der Nacht (Schlafapnoe). Die Erkrankung steigert den Blutdruck, was zu einer Arteriosklerose und schließlich auch zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall führen kann. Das Risiko ist bei Menschen mit häufigen nächtlichen Atemaussetzern um das Dreifache erhöht.
Guter Schlaf steigert Konzentration
Eine Studie des Universitätsklinikums Freiburg hat nachgewiesen, dass Schlaf für die kognitive Erholung des Gehirns unersetzlich ist und sich nicht durch bloße Ruhephasen ersetzen lässt. In Experimenten zeigte sich, dass Schlaf insbesondere die Lern- und Gedächtnisleistung verbessert, indem neuronale Verknüpfungen im Gehirn gezielt gestärkt werden.
Wenig Schlaf, mehr Schmerz
Forschende der University of California in Berkeley haben in einer Studie herausgefunden, dass Schlafmangel die Schmerzempfindlichkeit erhöht. Die Haut reagiert nach einer schlaflosen Nacht sensibler auf Temperaturen. Was gestern noch erträglich war, tut auf einmal weh. Der Grund: Durch den Schlafmangel kommt im Gehirn die Verarbeitung von Schmerzsignalen durcheinander.
Ursachen für Schlafstörungen
Die Ursachen für Schlafstörungen sind vielfältig. Häufig spielen psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder chronischer Stress eine Rolle, bei denen das Ein- oder Durchschlafen beeinträchtigt ist.
Auch körperliche Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Leiden, neurologische Störungen (etwa Parkinson oder Restless-Legs-Syndrom) sowie chronische Schmerzen können Schlafprobleme verursachen. Menschen mit Schlafapnoe merken nachts oftmals wenig von der schwerwiegenden Atemstörungen, sind tagsüber aber häufig erschöpft und wenig belastbar.
Weitere Auslöser sind hormonelle Veränderungen – etwa in den Wechseljahren oder bei Schilddrüsenfunktionsstörungen. Darüber hinaus können bestimmte Medikamente und Substanzen den Schlaf stören:
- Alkohol
- Koffein
- einige Betablocker (Herz- und Blutdruckmittel)
- Wassertreibende Mittel (Diuretika)
- antriebssteigernde Antidepressiva
- Hormone wie Steroide, Cortison und Thyroxin (Schilddrüsenmittel)
Zudem kann eine ADHS-Erkrankung mit ausgeprägten Einschlafproblemen und unruhigem Schlaf einhergehen.
Schlafstörungen in den Wechseljahren
Schlafstörungen zählen zu den häufigsten Beschwerden in den Wechseljahren. Sie betreffen etwa 40 bis 60 Prozent der betroffenen Frauen.
Verantwortlich dafür sind vor allem hormonelle Veränderungen, insbesondere der Rückgang von Östrogen und Progesteron. Diese Hormone spielen eine wichtige Rolle für die Tiefschlafphasen und den erholsamen Schlaf. Ein abnehmender Östrogenspiegel verkürzt die Tiefschlafphase, sodass viele Frauen nachts häufiger aufwachen und nur schwer wieder einschlafen können.
Das häufigste Symptom der Wechseljahre sind Durchschlafstörungen, die oft durch nächtliche Hitzewallungen und Schweißausbrüche ausgelöst oder verstärkt werden und den Schlaf erheblich stören. Die Dauer und Intensität der Schlafstörungen variieren individuell sehr stark. Sie können vorübergehend oder chronisch sein. Das Risiko für solche Störungen steigt besonders in der Perimenopause, wenn die hormonellen Schwankungen am deutlichsten sind.
Schlafstörungen in der Schwangerschaft
Eine spanische Studie belegt, dass Schlafstörungen in der Schwangerschaft besonders häufig sind und viele Frauen während verschiedener Phasen der Schwangerschaft betreffen. Bereits im ersten Trimester berichten etwa 44 Prozent der Schwangeren von Einschlafschwierigkeiten oder häufigem nächtlichem Aufwachen. Gegen Ende der Schwangerschaft steigt dieser Anteil auf bis zu 64 Prozent.
Die Ursachen sind vielfältig: Einerseits verursachen hormonelle Veränderungen, vor allem der Anstieg von Progesteron, ein gesteigertes Müdigkeitsgefühl, andererseits führen sie aber häufig zu unruhigem Schlaf. Hinzu kommen körperliche Beschwerden wie ein wachsender Bauch, der das Finden einer bequemen Schlafposition erschwert, vermehrter Harndrang durch Druck auf die Blase, Rückenschmerzen, Wadenkrämpfe oder Sodbrennen. Auch das Restless-Legs-Syndrom tritt bei Schwangeren häufiger auf und kann den Schlaf zusätzlich stören. Daneben spielen psychische Faktoren wie Sorgen und Stress vor der Geburt eine Rolle.
Schlafstörungen: Was tun?
Eine zentrale Maßnahme bei Schlafstörungen ist die Verbesserung der Schlafhygiene: Man sollte einen festen Schlaf-Wach-Rhythmus etablieren, störende Einflüsse wie Lärm oder Licht vermeiden und entspannende Rituale vor dem Schlafengehen einführen. Außerdem legt eine englische Studie nahe, dass Magnesium als Nahrungsergänzung bei älteren Menschen positive Wirkung auf den Schlaf haben könnte. Bei schweren oder chronischen Fällen können Medikamente eingesetzt werden. Neben speziellen Mitteln gegen Schlafstörungen werden auch ausgewählte moderne Antidepressiva oder Melatonin eingesetzt, allerdings immer unter ärztlicher Aufsicht.
Die beste Behandlung bei chronischen Schlafstörungen ist laut der aktuellen ärztlichen Leitlinie eine spezielle Psychotherapie, die kognitive Verhaltenstherapie gegen Insomnien. Sie ist langfristig wirksamer als Medikamente. Die Patientinnen und Patienten erhalten wichtige Informationen über die Entstehung und Chronifizierung von Schlafstörungen, erlernen Entspannungsverfahren und Methoden gegen nächtliches Grübeln. Im Mittelpunkt stehen neue Denkmuster und Verhaltensweisen. Hilfreich ist auch die Selbstbeobachtung mit einem Schlaftagebuch sowie eine vom Therapeuten oder der Therapeutin festgelegte vorübergehende Einschränkung der Bettzeiten.
Omas Hausmittel gegen Schlafstörungen
„Omas Hausmittel“ gegen Schlafstörungen sind seit Generationen bewährt. Sie basieren auf natürlichen, sanften Methoden, die Körper und Geist zur Ruhe bringen. Besonders beliebt sind Kräuterkissen, die mit Lavendel, Hopfen oder Melisse gefüllt sind. Deren ätherische Öle wirken beruhigend und fördern das Einschlafen. Ein warmes Fußbad mit Lavendelöl entspannt die Muskeln, kann das vegetative Nervensystem beruhigen und es ist sogar nachgewiesen, dass warme Füße die Einschlafzeit verkürzen. Ein weiterer Klassiker ist warme Milch mit Honig.
Auch beruhigende Kräutertees aus Baldrian, Melisse oder Passionsblume sind beliebte Hausmittel. Sie sollen angstlösend wirken, das zentrale Nervensystem entspannen und einen erholsamen Schlaf fördern. Ätherische Öle, wie beispielsweise Lavendel- oder Jasminblütenöl, die als Spray verwendet oder auf die Handgelenke aufgetragen werden können für eine beruhigende Atmosphäre zum Einschlafen sorgen. Diese einfachen, natürlichen Mittel helfen vielen Menschen, besser zur Ruhe zu kommen.


