Finale gegen Spanien: Deutschland verpasst Nations-League-Triumph

„Never change a winning team“, heißt es. Aber was tut ein Trainer, wenn seine Mannschaft gar nicht gewonnen hat, sich die Leistung aber trotzdem wie ein Erfolg anfühlte? Christian Wück beantwortete diese Frage im Nations-League-Finale gegen Spanien auf seine Weise: Er änderte nichts. Doch weil sich die Weltmeisterinnen diesmal besser auf das deutsche Spiel einstellen konnten, verpuffte der Überraschungseffekt aus dem Hinspiel schnell. Spanien zeigte der deutschen Auswahl, was Effizienz vor dem Tor bedeutet, und schlug diese 3:0.

Wück wählte die gleiche Elf, die den Weltmeisterinnen im Hinspiel ein 0:0 abgerungen hatte. Da hatten die DFB-Frauen die sonst so spielstarken Spanierinnen mit ihrer mutigen Herangehensweise kaum zur Entfaltung kommen lassen. Dass am Ende trotzdem das Gefühl vorherrschte, die deutsche Auswahl hätte das Spiel gewinnen können, wenn nicht sogar müssen, lag an der mangelnden Chancenverwertung. In der Statistik standen nach Abpfiff 19 Abschlüsse, genutzt hatte das DFB-Team davon keinen.

Spanien knackt das deutsche Pressing

Das Remis im Hinspiel sei ein guter Anfang gewesen. „Wir wissen aber auch, dass wir den Anfang zu einem Ende bringen müssen“, sagte Wück am Montag bei der Pressekonferenz in Madrid: „Es gibt überhaupt keinen Grund, etwas an unserer Herangehensweise, unserer Taktik oder unserem Selbstvertrauen zu verändern.“ Nur im Torabschluss, betonte Wück, dürfe sich seine Mannschaft gerne verbessern.

Die DFB-Frauen machten dort weiter, wo sie in Kaiserslautern aufgehört hatten, und versuchten, die Spanierinnen früh zu stören. Doch diesmal gelang es diesen besser, sich aus dem deutschen Pressing zu befreien. Bereits in der vierten Minute setzte Claudia Pina Esther González in Szene, deren Abschluss nur knapp am rechten Pfosten vorbeiging. Kurz darauf musste Ann-Katrin Berger erstmals eingreifen: Nach einer Flanke von Mariona Caldentey kam Alexia Putellas unbedrängt zum Kopfball, doch die deutsche Torhüterin konnte den Ball erst abwehren und hatte ihn dann im Nachfassen sicher (6. Minute).

Die Spanierinnen bejubeln den nächsten Titelgewinn.
Die Spanierinnen bejubeln den nächsten Titelgewinn.AFP

Nach zehn Minuten fand die deutsche Auswahl besser ins Spiel, ohne jedoch zwingend zu werden – auch, weil immer wieder Fehlpässe oder gut geführte spanische Zweikämpfe die Angriffe ausbremsten. Es dauerte bis zur 15. Minute, ehe auch die Deutschen zu ihrer ersten Möglichkeit kamen: Franziska Kett zog von der linken Seite nach innen und suchte an der Strafraumkante den Abschluss, scheiterte aber an Spaniens Torhüterin Cata Coll. Auf der Gegenseite versuchte es González mit einem Seitfallzieher, allerdings ohne Berger in Bedrängnis zu bringen (22. Minute).

Deutschland erarbeitete sich im Laufe der ersten Halbzeit phasenweise mehr Ballbesitz, im letzten Drittel fehlte jedoch die nötige Präzision. Die DFB-Frauen kamen nur zu einem weiteren Distanzschuss von Jule Brand. Die spanische Auswahl, die wegen eines Wadenbeinbruchs auf die dreimalige Ballon-d’Or-Gewinnerin Aitana Bonmatí verzichten musste, wurde hingegen ab der 30. Minute immer stärker – und gefährlicher. Eine Flanke von Pina landete bei Caldentey, die den Ball jedoch nicht richtig traf und neben das Tor setzte (38.).

DFB-Spielerinnen verlieren den Zugriff

Kurz vor der Pause erhöhten die Spanierinnen nochmals den Druck: Vicky López setzte einen Schuss knapp über die Latte (45.). Berger musste gegen Caldentey retten und wurde im Nachfassen am Kopf getroffen, konnte aber weiterspielen (45.+1). Die beste deutsche Möglichkeit entstand erst in der Nachspielzeit, als Nicole Anyomi aus spitzem Winkel nur knapp am rechten Pfosten vorbei zielte (45.+3).

Nach der Pause hatte das Spiel zunächst nicht mehr die Intensität aus der ersten Halbzeit. Eine Viertelstunde lang passierte so gut wie nichts. Doch mit ihrem ersten Abschluss im zweiten Durchgang gingen die Spanierinnen in Führung: Pina zog von der Strafraumkante ab, Berger war zwar noch mit der Hand am Ball, konnte den Schuss aber nicht mehr entscheidend abwehren (60.).

Das DFB-Team verlor anschließend zunehmend den Zugriff. Die deutschen Spielerinnen kamen nicht in die Zweikämpfe und hatten der individuellen Klasse der Gegnerinnen kaum etwas entgegenzusetzen. Folgerichtig legte Spanien nach: Vicky López zog in der 67. Minute unbedrängt an die Strafraumkante und schlenzte den Ball mit dem linken Fuß ins lange Eck.

Die deutsche Mannschaft wirkte verunsichert, und Spanien schien jeden ihrer Fehler zu bestrafen. Ein missglückter Pass von Janina Minge landete bei Pina, die aus 20 Metern frei abschloss und auf 3:0 erhöhte. Spätestens damit war die Partie entschieden. Die DFB-Frauen fanden keine Lösungen mehr, um nochmals zurückzukommen.

„Die erste Hälfte haben wir ausgeglichen gestaltet, danach konnten wir das Niveau nicht mehr halten“, bilanzierte Wück nach Abpfiff in der ARD: „Wir haben alles investiert. Irgendwann haben die Kräfte nachgelassen.“

Die deutsche Auswahl verpasste so den ersten Titel seit der olympischen Goldmedaille in Rio 2016. Und die spielerische Entwicklung unter Wück, die bei der Europameisterschaft begonnen und sich im Halbfinale und Finale der Nations League fortgesetzt hatte, bleibt vorerst unbelohnt.