Muss gut unbedingt teuer sein? Fahrradschlösser im Test – eins ist wirklich sicher

Der Drahtesel ist weg, der Ärger groß – alle zwei Minuten wird in Deutschland ein Fahrrad geklaut. Wir testen sechs Fahrradschlösser unterschiedlicher Preisklassen. Welches verschafft Nutzern maximale Sicherheit? Der ntv Produkt-Check kürt einen klaren Sieger.
E-Bikes, Lastenräder, hochwertige Mountainbikes – was heutzutage auf den Radwegen kreuzt, hat nicht selten einen echten Wert. Das wissen auch Diebe und werden in Sachen Fahrradklau immer dreister. Allein im letzten Jahr wurden knapp 250.000 entsprechende Diebstähle polizeilich gemeldet, die Dunkelziffer ist wahrscheinlich doppelt so hoch. Ein gutes Fahrradschloss ist da unerlässlich – robustes Material und ein sicherer Mechanismus sind entscheidend, um Dieben das Leben schwer zu machen.
So testen wir die Fahrradschlösser
Sebastian Schrecker von „vit:bikes“, Experte in Sachen Räder und Sicherheit, stellt für unseren Produkt-Check sechs Schlösser mit Bolzenschneider und Winkelschleifer auf die Probe: Welches ist mit welchem Gerät wie schnell geknackt? Wichtig für den Hinterkopf: Drei Minuten sollte ein Schloss mindestens halten, dann verliert der Dieb in der Regel die Lust und zieht weiter zur nächsten potenziellen Beute.
So viel vorneweg: Unknackbar gibt es nicht, aber tatsächlich halten die hochpreisigeren Schlösser im Test deutlich länger durch. Zusätzliche Sicherheit können Zweiradbesitzern im Übrigen smarte Tracker liefern, über die sich der Weg des Bikes nachverfolgen lässt.
Die Fahrradschlösser im Test
Testsieger: AXA Linq Pro Kettenschloss – 100 cm
Das AXA Linq Pro ist ein extra starkes Schloss, das speziell für Speed E-Bikes und Fatbikes entwickelt wurde – die Kettenglieder reichen hier bis in den Verschluss. Mit einem Gewicht von gut 2800 Gramm ist das Schloss relativ schwer, bietet dank seiner Länge von 100 cm aber auch viele Abschließ-Optionen. Der symmetrische Schlüssel kann beidseitig verwendet werden, die Gummigriffe am Gehäuse erleichtern die Bedienung und sollen gleichzeitig vor Kratzern schützen.
Im Test erweist sich das AXA-Kettenschloss als extrem hartnäckig: Der Bolzenschneider rutscht immer wieder ab, eine Flexscheibe geht beim Knack-Versuch sogar kaputt. Am Ende braucht unser Experte deutlich mehr als drei Minuten, um das Schloss zu knacken – bester Wert im Test.
TRELOCK Faltschloss
Faltschlösser bieten eine Kombi aus Sicherheit, Flexibilität und einem Maß, das den Transport erleichtert. Die gehärteten Stahlglieder des Faltschlosses von Trelock sollen für maximalen Schutz (Stufe 9 von 15) sorgen, wobei der Klickmechanismus dafür sorgt, dass der Schließbügel aus verschiedenen Richtungen in den Schlosskopf eingeführt werden kann. Das Gewicht liegt bei ca. 1140 Gramm. Sinnvolles Extra: An der Rückseite des integrierten Halters lässt sich fürs Tracking unauffällig und sicher ein Air- oder SmartTag verstecken.
Ein Faltschloss für einen saftigen Preis – hält es, was es verspricht? Tatsächlich lässt sich das Trelock-Gadget im Test ohne viel Aufwand binnen einer Minute knacken: „Bisschen mehr Widerstand als das günstige, aber trotzdem nicht allzu schwer“, lautet das Urteil unseres Zweirad-Experten.
ABUS Bügelschloss Granit Plus 470
Schlösser, Helme, Alarmanlagen – geht es um das Thema Sicherheit, kommen Verbraucher an der Firma Abus kaum vorbei. Das Bügelschloss Granit Plus 470 besteht aus einem gehärteten 12-mm-Parabolbügel, der guten Schutz gegen Schlag- und Zugangriffe bieten soll.
Auch wichtige Teile des Verriegelungsmechanismus bestehen aus speziell gehärtetem Stahl, das Schlüsselloch ist durch ein automatisches Verdeck gegen Schmutz und Korrosion geschützt. Das Gewicht des Schlosses beträgt laut Hersteller 1240 Gramm. Kann das teuerste Schloss im Test – der Preis liegt bei 100 Euro – überzeugen? Tatsächlich schafft die Flex erst nach 2:30 Minuten, den Stahlbügel zu knacken. Ein stabiler Wert bei einem allerdings auch stabilen Preis.
Burg-Wächter Bügelschloss
Deutlich leichter (1520 Gramm) ist das Bügelschloss von Burg-Wächter, der Preis liegt weit unter dem der bereits vorgestellten Schlösser. Der 16-Millimeter-Stahlbügel soll Zweiräder wie Gartenmöbel zuverlässig schützen, wobei die Bügelhöhe (210 mm) und -weite (106 mm) Flexibilität bringen soll. Dank einer mitgelieferten Halterung kann das Schloss am Fahrradrahmen angebracht werden. Das Fahrradschloss besteht aus gehärtetem Stahl und ist laut Hersteller mit strapazierfähigem Kunststoff ummantelt. Im Test hält das Schloss allerdings nicht lange durch: In nur fünf Sekunden hat unser Experte den Bügel geknackt.
Kettenschloss Fischer-MTS 85898
Das Kettenschloss von Fischer ist 90 cm lang, die Kettenstärke liegt bei 5 mm, das Gesamtgewicht beläuft sich auf lediglich 500 Gramm. Die Kette aus Stahl ist von einem Textilschlauch ummantelt und soll nervige Klappergeräusche verhindern. Der Schließkörper ist abgedeckt, zwei Schlüssel sind im Lieferumfang enthalten. Auch dieses günstige Kettenschloss ist im Test schnell geknackt, lediglich das Textil drumherum macht dem Experten kurzzeitig kleine Probleme.
BÜCHEL Sekura Faltschloss
Mit einem Gewicht von ca. 850 Gramm ist das Büchel Faltschloss deutlich leichter als das Faltschloss von Trelock. Auch dieses Schloss ist den Herstellerangaben zufolge aus gehärtetem Stahl gefertigt, die Gesamtlänge beträgt 85 cm. Eine Halterung sowie drei Schlüssel werden mitgeliefert. Im Test geht das günstige Faltschloss gnadenlos unter: Binnen drei Sekunden ist es aufgeschnitten – ein kurzer Drücker mit dem Bolzenschneider, das war’s.
Fazit
Unser Test zeigt: Wem sein Rad heilig ist, der sollte in Sachen Schloss keine Abstriche beim Preis machen. Günstige Schlösser mögen den Geldbeutel schonen, sind aber binnen kürzester Zeit geknackt. Also: Lieber etwas mehr investieren und darauf achten, dass gehärtetes Material verwendet wurde.
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