

Es ist ein düsteres, aber keineswegs apokalyptisch zugespitztes Szenario: Christen könnten in nicht allzu ferner Zukunft von der Landkarte des Nahen Ostens weitgehend verschwunden sein, jedenfalls dann, wenn sich der Massenexodus der vergangenen Jahrzehnte ungebremst fortsetzt.
Der Besuch von Papst Leo XIV. im Libanon mit seiner noch starken christlichen Minderheit dürfte diese Entwicklung kaum aufhalten. Aber der Papst hat eine Botschaft verkündet, die mit dieser Autorität und Resonanz kein Politiker und auch kein anderer Religionsführer verkünden kann.
Bedrohung und Diskriminierung müssen aufhören
Es ist mehr als nur fromme Lyrik, wenn das geistliche Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken im Libanon den Wunsch äußert, die Glockenschläge der Kirchen und der islamische Gebetsruf mögen sich zu einer Hymne des Friedens vereinen.
Aber auch das würde nicht ausreichen, um Christen zum Bleiben zu bewegen. Dafür müssten sich die politischen Verhältnisse grundlegend verändern: Bedrohung und Diskriminierung müssten aufhören. Auswärtiger Druck hilft dabei kaum oder gar nicht.
Das lehrt das Beispiel der Vereinigten Staaten. Niemand hält das Grundrecht auf Religionsfreiheit in der Außenpolitik so hoch wie sie. Nachhaltige Erfolge haben sie in muslimischen Staaten damit nicht erzielt. Da könnten die Worte des Amerikaners auf dem Papststuhl womöglich langfristig mehr Wirkung zeigen.
