
Der iranische Regisseur und diesjährige Cannes-Preisträger Jafar Panahi ist in Abwesenheit zu einem Jahr Haft verurteilt worden. Ein Gericht in Teheran belegte den bekannten Filmemacher zudem mit einem zweijährigen Ausreiseverbot, wie die iranische Nachrichtenagentur Isna unter Berufung auf seinen Anwalt berichtete. Die Mitgliedschaft in politischen oder sozialen Gruppen sei Panahi verboten worden. Die Verteidigung will Berufung gegen das Urteil einlegen.
Panahi saß im Iran bereits im Gefängnis, 2010 für knapp drei Monate und 2022 und 2023 für etwa sieben Monate. Er war lange mit einem Arbeits- und Reiseverbot belegt. Beim Filmfestival in Cannes im Mai war es Panahi dann zum ersten Mal seit 15 Jahren gelungen, persönlich in der französischen Küstenstadt zu erscheinen. Wo er sich derzeit aufhält, ist nicht bekannt.
Mit seinem Film Ein einfacher Unfall gewann der 65 Jahre alte Panahi in Cannes die Goldene Palme. In dem Film setzt er sich mit Erlebnissen im Gefängnis und Repressionen des iranischen Staats auseinander. Der ZEIT sagte Panahi im Mai: „Ich habe mich stets als sozialer Filmemacher gesehen. Ich mache humanistische Filme. Filme über Menschen und ihren Alltag im Iran.“
Ein einfacher Unfall geht für Frankreich ins Rennen um den Oscar 2026 in der Kategorie Bester Internationaler Film. Panahi hatte mit früheren Filmen bereits die Hauptpreise des Filmfests Venedig und der Berlinale gewonnen. Ein einfacher Unfall kommt in Deutschland am 8. Januar 2026 ins Kino.
Seit der Islamischen Revolution von 1979 unterliegt auch Irans Film- und Kulturszene der Zensur. Filmschaffende müssen etwa offiziell ihre Drehgenehmigungen und Kinovorführungen durch das Ministerium für Kultur und Islamische Führung beantragen.
