Zukunft von Anlauf gegen Gewalt: „Es reicht noch nicht“

Symbolfoto Leichtathletik

Stand: 01.12.2025 11:08 Uhr

Der Hilferuf von „Anlauf gegen Gewalt“ ist weitgehend verhallt. Die Finanzierungslücke bei der unabhängigen Beratungsstelle für Leistungssportlerinnen und -sportler konnte noch nicht geschlossen werden. Ein Crowdfunding brachte bisher nicht den gewünschten Erfolg.

„Anlauf gegen Gewalt braucht Dich – hilf mit, Gewalt im Sport zu stoppen!“, lautet der Aufruf auf einer Crowdfunding-Plattform. Weil sich einer der Großsponsoren zum Jahresende zurückzieht, fehlt der Anlaufstelle das Geld für eine nachhaltige Finanzierung. Allein um das kommende Jahr abzusichern, sind 60.000 Euro notwendig. Dreiviertel davon seien inzwischen zusammengekommen, berichtet Nadine Dobler, die gemeinsam mit Gitta Axmann Betroffene von physischer, psychischer und sexualisierter Gewalt betreut.

„Wir haben Zeit gewonnen, aber es reicht noch nicht“, stellt Dobler im Gespräch mit der Sportschau fest. Der Spendenaufruf auf der Crowdfunding-Plattform hat in zwei Monaten 7.300 Euro eingebracht. Die Niedersächsische Lotto-Sport-Stiftung hat 30.000 Euro beigesteuert, wie die Interessenvertretung „Athleten Deutschland“ auf Anfrage der Sportschau bestätigt.

300 Hilfegesuche

Vor dreieinhalb Jahren hatte „Athleten Deutschland“ die Beratungsstelle „Anlauf gegen Gewalt“ ins Leben gerufen, weil sich sich dort immer mehr Sportlerinnen und Sportler gemeldet und Hilfe gesucht hatten. Inzwischen sind bei bei der Beratungsstelle 300 Hilfegesuche eingegangen, heißt es im aktuellen Evaluierungsbericht. Die Anlaufstelle mit ihren beiden Ansprechpersonen sei ein „Anker für Betroffene“ geworden, so „Athleten Deutschland“. Aber auch sportinterne Stellen suchten hier Rat „um effektiver mit den eigenen Meldungen umgehen zu können“.

Die insgesamt 40.000 Euro, die aktuell zusammengekommen sind, sorgten für eine „kurzfristige Erleichterung“ heißt es weiter, seien aber „keine nachhaltige Lösung“. Wenn die nicht komme, stellt Nadine Dobler fest, sei die Arbeit, wie sie sie gemeinsam mit ihrer Kollegin derzeit mache, in Zukunft so nicht mehr möglich.

Auswirkungen auf die aktuelle Arbeit

Die unsichere finanzielle Lage der Anlaufstelle beeinflusse ihre Arbeit schon jetzt: „Wenn sich jetzt Personen melden und um Unterstützung bitten, weiß ich nicht, ob ich sie im kommenden Jahr noch betreuen kann“, schildert Dobler die aktuelle Situation. Denn mit einem Anruf ist es nicht getan. Häufig folgt ein monatelanger Weg mit intensiver Betreuung, Gesprächen innerhalb der Sportstrukturen sowie bei Bedarf die Vermittlung einer juristischen und psychologischen Erstberatung.

„Athleten Deutschland“ arbeitet nach eigenen Angaben daran, diese Unterstützung nachhaltig zu sichern. Neben dem Austausch mit Stiftungen sollen auch Unternehmen angesprochen werden, da es bisher keine Unterstützung aus der Wirtschaft gebe, so die Interessenvertretung der Kadersportlerinnen und -Sportler: „Es darf Sponsoren, die Athletinnen und Athleten auf dem Treppchen sehen wollen, nicht egal sein, ob und wie diese Menschen geschützt werden.“