TV-Kritik Tatort: Zweiter Fall des neuen Frankfurt-Teams

Ein Kind und sein Vater verschwinden. Die Polizei ermittelt ein ganzes Jahr lang ohne Ergebnis. Vieles deutet auf einen erweiterten Suizid hin, doch die Leichen der beiden werden nicht gefunden. Aus dem Vermisstenfall wird ein Cold Case. Die Mutter von Victoria, dem vermissten Kind, will sich damit nicht abfinden. Sie klammert sich an jeden noch so kleinen Hinweis, gibt die Hoffnung nicht auf.

Als sie auf einem Social-Media-Netzwerk eine Belohnung für neue Informationen zu ihrer verschwundenen Tochter verspricht, meldet sich ein Obdachloser. Victoria lebe noch, behauptet er. Doch die Kommissarin Maryam Azadi, Ermittlerin für Altfälle bei der Frankfurter Polizei, warnt die Frau dringend davor, den Mann zu treffen. Kurz darauf ist die Mutter verschwunden – und der Obdachlose tot.

„Licht“ heißt der zweite Fall des neuen Frankfurter „Tatort“-Duos, am Sonntag läuft er in der ARD. Die Ermittler Maryam Azadi, gespielt von Melika Foroutan, und Hamza Kulina, dargestellt von Edin Hasanovic, wird der Fall tief in die Welt einer verstörenden Sekte führen.

Sektenmitglieder wollen sich von Sonnenlicht „ernähren“

„Licht der Welt“ nennt sich die Gemeinschaft, die sich auf einem entlegenen Hof zusammengefunden hat, deren Anhänger sogar auf Nahrung verzichten, um sich von Sonnenlicht zu „ernähren“ – was sie in Lebensgefahr bringt. Könnten der Vater und die Tochter sich dort nach ihrem Verschwinden versteckt haben? Hat die Mutter doch recht damit, dass ihr Kind nie gestorben ist? Bei ihren Ermittlungen kommen Kulina und Azadi nur mühsam weiter.

Foroutan und Hasanovic spielen die ersten „Tatort“-Ermittler, die sich ausschließlich mit Altfällen beschäftigen. Ganz freiwillig sind die beiden nicht in der Cold-Cases-Abteilung der Frankfurter Polizei gelandet. Kulina hat mit einer internen Ermittlung zu kämpfen, Azadi wurde von ihrer Chefin aufs Abstellgleis befördert. Daraus aber machen die Kommissare das Beste: Engagiert vertiefen sie sich in ihre Fälle, mit viel Mitgefühl begegnen sie Angehörigen und Freunden der Opfer oder nun in ihrem zweiten Fall einer verzweifelten Mutter.

Im Einsatz: Hamza Kulina, gespielt von Edin Hasanovic, in einem Versteck der Sekte.
Im Einsatz: Hamza Kulina, gespielt von Edin Hasanovic, in einem Versteck der Sekte.Das Erste

„Dunkelheit“, die erste Folge des neuen Frankfurter „Tatort“-Teams, in der die Ermittler sich mit Morden eines Serientäters beschäftigten, wurde von der Kritik hochgelobt. Ihr zweiter Fall „Licht“ ist nun anders, eine Spur weniger aufreibend, aber nicht weniger spannend. Die Darstellung der fiktiven Sekte gibt gute Einblicke in die Strukturen solcher Gemeinschaften.

Maren Eggert, die schon im Kieler „Tatort“ lange eine Polizeipsychologin spielte, ist in der Rolle der Mutter der verschwundenen Victoria zu sehen: Leise und mit einem guten Gespür für Nuancen zeigt sie, wie die Frau mit ihrer Verzweiflung kämpft. Was man in der Folge auch sieht: wie Kulina und Azadi sich weiter einander annähern, wie eine Beziehung entsteht. Auf die Entwicklung dieses besonderen „Tatort“-Duos darf man gespannt sein. Dabei jedoch muss man sich gedulden: Die dritte Folge mit Foroutan und Hasanovic wird voraussichtlich erst Mitte 2026 laufen.

„Tatort – Licht“ wird am Sonntag, 30. November, um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt. Zu finden ist die Folge dann auch in der ARD-Mediathek.