Deutsche Banken erzielen Rekordgewinne trotz Zinsabsenkung – Wirtschaft

Das Zinsgeschäft der Finanzwirtschaft folgt in der Regel einem simplen Prinzip: Wenn die Europäische Zentralbank die Leitzinsen erhöht, steigen die Erträge, wenn die Notenbank den Preis für Geld senkt, dann fallen sie. Nun hat die EZB seit Sommer 2024 den wichtigsten Leitzins von 4,0 auf 2,0 Prozent gesenkt, dennoch machen Banken immer noch erstaunlich hohe Gewinne. Alle Banken? Nein, nur die kleine zweistellige Anzahl der ganz großen Geldhäuser in Deutschland. Die über 1000 kleineren Banken hierzulande spüren die Zinssenkung bereits. „Bei den kleinen deutschen Banken ging der Zinsertrag im zweiten Quartal im Jahresvergleich um 7,3 Prozent auf 12,2 Milliarden Euro zurück“, sagt Peter Barkow, Geschäftsführer des Datenanalysehauses Barkow Consulting. „Die Großbanken in Deutschland haben mit 24,4 Milliarden Euro Zinsertrag das beste erste Halbjahr aller Zeiten abgeliefert haben. Im Jahresvergleich stieg das zweite Quartal sogar um erstaunliche 6,3 Prozent auf 11,3 Milliarden Euro“, sagt Barkow, der die Daten berechnet hat.

Jetzt stellt sich die Frage, warum das so ist. „Die Großbanken könnten 2023/2024 Zinsabsicherungsgeschäfte gemacht haben, die damals Kosten verursachten, sich jetzt aber auszahlen“, sagt Barkow. Bei einem solchen Swap-Geschäft werden heutige Zinserträge gegen Zinserträge von morgen getauscht. Als der EZB-Leitzins mit 4,0 Prozent noch viel Profit abwarf, hätten die Spezialisten bei den Großbanken mit diesen Derivat-Geschäften diese Erträge auch für die Phase gesichert, da die Leitzinsen sinken würden, so wie es von 2024 an auch geschehen ist. Die 27 Großbanken in Deutschland hätten dadurch schwächere Profitausschläge als die über 1000 kleineren Banken, die solche Absicherungsgeschäfte vermutlich in geringerem Umfange machten. „So konnten die Institute ihre Erträge über die Jahre glätten und stabilisieren“, sagt Barkow.

Die Deutsche Bank meldete Ende Oktober mit 2,4 Milliarden Euro einen der höchsten Quartalsvorsteuergewinne seit 2007. Der Quartalsgewinn der Deutschen Bank lag im dritten Quartal 2025 bei 2,4 Milliarden Euro vor Steuern. Dies stellt den höchsten Vorsteuergewinn in einem dritten Quartal seit mindestens 2007 dar. Die Commerzbank hat in den ersten neun Monaten des Jahres einen operativen Gewinn von 3,4 Milliarden Euro erzielt, das Institut rechnet mit einem sehr hohen Zinsüberschuss.

Insgesamt haben deutsche Banken im Jahr 2024 einen Rekordgewinn vor Steuern von etwa 51,8 Milliarden Euro erzielt, obwohl die EZB den Leitzins abgesenkt hatte. Das zeigt, dass der Gewinn nicht allein vom Einlagenzins abhängt, sondern auch von der Kreditvergabe, weiteren Zinssätzen und Geschäftsmodellen der Banken. In den Jahren 2022 bis 2024 haben Europas Banken massiv von den hohen Leitzinsen profitiert. Damals lag der wichtigste Leitzins, der sogenannte Einlagensatz, in der Spitze bei 4,0 Prozent. Das ist auch der Zinssatz, den die EZB den Banken für deren Geld auf den EZB-Konten bezahlt. Für den Finanzsektor brachte das milliardenhohe Erträge, völlig ohne Verlustrisiko. Kritiker sprachen damals von einer ungerechtfertigten Subvention des Sektors durch die Notenbank.