Holger Friedrich plant „Osterweiterung“ seines Verlags

Im September hat Verleger Holger Friedrich in einem seiner unvergleichlichen Essays in der „Berliner Zeitung“ verraten, in mehreren ostdeutschen Städten lokale Zeitungen herausbringen zu wollen. Unter dem Slogan „Projekt Halle“ kündigte er die „Osterweiterung“ des Berliner Verlages „von den Mittelgebirgen bis zur Ostsee“ an. In allen Landeshauptstädten der ostdeutschen Bundesländer, in Dresden, Erfurt, Magdeburg, Potsdam, Schwerin, seien Ableger geplant, um „der herabsetzenden Sicht auf Ostdeutschland in der Medienelite“ etwas entgegenzusetzen.

Was genau, konnte man einem Artikel im „Manager Magazin“ entnehmen: Die „Berliner Zeitung“ soll internationale und bundespolitische Themen zuliefern sowie einen KI-gestützten „Themenscanner“. Der Sender Euronews, den Claus Strunz, der ehemalige Chef von „Bild-TV“, gerade unter anderem mithilfe einer abgeworbenen „Nius“-Journalistin zu einer Bastion der journalistischen „Neutralität“ ausbauen will, soll Livestreams beisteuern.

Der ehemalige „Telepolis“-Chefredakteur Harald Neuber soll das Projekt „orchestrieren“, der „Weltbühne“-Herausgeber Thomas Fasbender ist für „die übergreifenden Debattenformate“ verantwortlich, er bringt langjährige Erfahrung mit, unter anderem als Mitarbeiter von Putins Propagandasender Russia Today und als Autor der „Jungen Freiheit“.

Der globale Süden fängt hinter Halle an

Dank solch effektiver ideologischer Geheimwaffen, allesamt übrigens aus den Restbeständen der bundesrepublikanischen Publizistik, braucht jede Landesausgabe praktischerweise nur drei bis vier Reporter und ein paar Bürgerreporter. Aber angeblich geht es Friedrich auch gar nicht um ein „ostdeutsches Geschäftsmodell“.

Online habe die „Berliner Zeitung“ die meisten Leser in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg, überhaupt werde sie mittlerweile in zwölf europäischen Ländern gelesen. Und nicht nur Ostdeutschland sei ein blinder Fleck der westdeutschen Berichterstattung, auch über globale Entwicklungen erfahre man wenig, dabei lebten doch 85 Prozent der Weltbevölkerung im Globalen Süden – und der fängt offenbar irgendwo hinter Halle an.

So habe man nun also entschieden, „die Therapie nicht abzusetzen, sondern die Dosis zu erhöhen“. Unter dem Namen „Ostdeutsche Allgemeine Zeitung“ soll es Montag bis Freitag Online- und ePaper-Ausgaben geben, zumindest bis man „eine kritische Masse an Print-Abonnenten gewinnen“ könne, am Wochenende auch eine gedruckte Zeitung. Beim „Medienforum 2025“ der Hochschule Mittweida hat Friedrich einen konkreten Starttermin genannt: Ab Februar 2026 soll die Expansion starten, zunächst in Chemnitz. Dort werde er „die Abdeckung (…) die ersten vier Wochen persönlich“ übernehmen.

Ob das bedeutet, dass er sein Digitalblatt eigenhändig an die Leser verschickt, ist nicht ganz klar, aber sicher wird es sich Friedrich nicht nehmen lassen, selbst kräftig dabei zu helfen, den „Meinungsvorhang“ noch ein Stück weiter aufziehen. Mal sehen, welche Gestalten diesmal dahinter zum Vorschein kommen.