Wie stellt man Duft im Museum aus? Vielleicht so: Robert Müller-Grünow steht im hinteren Teil der Ausstellung „Die geheime Macht der Düfte“, die er für das Düsseldorfer Museum Kunstpalast kuratiert hat. Hier sind 21 wichtige Düfte der vergangenen 136 Jahre aufgebaut. Der älteste ist Jicky von Guerlain (1889), außerdem dabei Eau Sauvage von Dior (1966), Cool Water von Davidoff (1988), Light Blue von Dolce & Gabbana (2001). Der letzte hier wichtige Duft erschien 2016, Baccarat Rouge von Maison Francis Kurkdjian.
Herr Müller-Grünow, warum ist Baccarat Rouge dabei?
Ich mag ihn gar nicht, aber er ist stilprägend. Man kann durch keinen Bahnhof oder Flughafen laufen, ohne Baccarat Rouge zu riechen. Dieser schwere Duft ist ein Sinnbild der Zeit. An der Mode sieht man, dass Extrovertiertes, bewusst nicht Dezentes, gerade beliebt ist. Der Trend zu schweren Düften könnte in Deutschland auch mit der Migration zu tun haben. In arabischen Ländern tragen die Leute echtes Oud auf.
Besonders markant sind in der Ausstellung auch die Düfte aus Paris im 18. Jahrhundert.
In Versailles war damals alles beduftet. Zur Verfilmung von „Das Parfum“ 2006 haben wir für Constantin Film mit dem Parfümeur Christophe Laudamiel 14 Düfte hergestellt. Der erste Duft beschreibt die Situation, in der Jean-Baptiste Grenouille 1738 auf dem Fischmarkt geboren wird. So roch die Stadt, und diesen Duft stellen wir in Kontrast zum Duft von Versailles zur gleichen Zeit. Rose, Lavendel, Jasmin, vieles war importiert, alles war beduftet. Jeder Vorhang, jede Tischdecke – so ist der Begriff Eau de Toilette entstanden.

La toile – das Tuch. Und wie roch es in Paris?
Nach Verwesung, Abwasser, Fäkalien, es roch tierisch, dreckig, schlammig.
Auch nicht gerade wohltuend ist einer der Düfte im Raum der DDR-Kunst, der nach NVA-Kaserne riecht.
Ja, da bekommt man Angst, wenn man es schon riecht. In diesem Raum haben wir noch den Zweitakter, der riecht nach Trabi und Schwalbe, das war der Geruch der Straße. Außerdem: Florena-Handcreme und Westpaket. Letzteres ist eine Mischung aus Waschmittel, Schokolade, Kaffee. Uwe Herrich, ein Parfümeur aus Dresden, hat diese vier Düfte für uns konzipiert.
Um die Zukunft des Dufts geht es auch: Parfums, die für unsere Stimmung förderlich sein sollen.
Die meisten Produkte enthalten Lavendel, Rosmarin oder Ähnliches. Das kann ein bisschen helfen. Interessanter ist es, zum Beispiel aus Lavendel die Duftmoleküle herauszunehmen, die nachweislich die beruhigende Wirkung haben.
Die geheime Macht der Düfte also.
Solange wir atmen, bekommen wir Duftmoleküle in die Nase, die an den Rezeptoren andocken. Sie ziehen sich zurück ins Riechhirn, und durch elektrische Impulse wecken sie Erinnerungen und kreieren Emotionen. Diese beeinflussen uns dann in dem, was wir tun. Es gibt keine duftneutralen Umgebungen. Alles riecht.
„Die geheime Macht der Düfte“ läuft bis 8. März 2026 im Kunstpalast in Düsseldorf.
