Wird der Dämpfer zur Delle? Welche Lehren der FC Bayern aus der Arsenal-Pleite zieht

Eine Niederlage verdauen, eine Niederlage erklären – darin sind die Bayern in den vergangenen Monaten ziemlich aus der Übung gekommen. Lang ist’s her, dass die Spieler mit gesenkten Köpfen in den Bus stiegen, dass die Speisen nach einem Champions-League-Auswärtsspiel auf dem Mitternachtsbankett für die VIPs und Sponsoren wie diesmal im noblen Rosewood Hotel im Stadtteil Holborn, dem Teamquartier, kaum schmeckten.

Vor dem 1:3 an diesem verregneten Mittwochabend in Nordlondon gegen den FC Arsenal datierte die letzte Pleite der Münchner von Anfang Juli – das 0:2 im Viertelfinale der Klub-WM gegen Paris St. Germain. In der Königsklasse war letzte Saison im April Endstation gegen Inter Mailand, auch im Viertelfinale.

Kompany gibt zu: Arsenal war besser

Nun erwischte es die Mannschaft von Trainer Vincent Kompany im 19. Pflichtspiel, nach zuvor 17 Siegen aus 18 Partien, beim Tabellenführer der Premier League, der aktuell besten Mannschaft Europas. „Jeder kann verlieren, so ist das Leben und der Fußball auch“, sagte Kompany und gab zu, „dass Arsenal besser war“.

Serge Gnabry, der die perfekte Vorlage zum zwischenzeitlichen Ausgleich von Jungstar Lennart Karl lieferte, sieht nach dem 1:3 keinen Grund zur Panik oder auch nur zur Kurskorrektur: „Wir haben bisher in der Champions League alles gewonnen, hatten eine Serie wie bisher keiner. Daher finde ich nicht, dass irgendwas abreißt oder dass wir an irgendwas arbeiten müssen. Alles weiter wie bisher.“

„Wir haben heute nichts verloren“

Alles halb so wild? „Die Champions League wird nicht jetzt entschieden“, meinte Kompany, „wir haben heute nichts verloren.“ Nicht in der Tabelle, aber den beeindruckenden Lauf? Den Glauben, unbesiegbar zu sein? Das Momentum?

„Wir dürfen jetzt nicht von unserem Weg abkommen, weil wir ein Spiel verloren haben gegen einen sehr, sehr guten Gegner“, sagte Max Eberl und fügte beinahe beschwörend hinzu: „Wir müssen und wollen unser Momentum beibehalten und werden auch die Spiele wieder gewinnen.“ Vor der Partie bei den Gunners sprach Bayerns Sportvorstand von „kontrollierter Euphorie“ und meinte damit, „wachsam zu sein. Das heißt nicht: Nur, weil du euphorisch bist, gewinnst du die Spiele reihenweise. Das hat mit fehlerfreier Arbeit zu tun.“ Gelang bei Arsenal nicht.

Bayern hat eine Standard-Schwäche

Einige Alarmzeichen sind zu erkennen, die eine Trendumkehr bedeuten könnten. In den letzten drei Spielen kassierten die Bayern sieben Gegentore, gerieten dabei sowohl bei Union Berlin mit 0:1 (Endstand 2:2), gegen Freiburg mit 0:2 (Endstand 6:2) als auch bei Arsenal in Rückstand. Das ungewohnte Aufholen-Müssen kostet Körner, einige Spieler gingen angeschlagen in die Partie (Kimmich, Gnabry, Laimer, Upamecano), andere wirken überspielt (ebenfalls Laimer, Upamecano und Tah, dazu diesmal Olise und sogar Kane).

Die Abwehrprobleme beinhalten eine frappierende Schwäche bei Defensiv-Standards. Zuletzt gab’s elf Gegentreffer nach Eckbällen, allein fünf von acht Gegentore in der Bundesliga. Was die Standard-Spezialisten von Arsenal ausnutzen. „Sie machen Chaos. Und Chaos kannst du nicht verteidigen“, fand Eberl. Schließlich patzte Torhüter Manuel Neuer zuletzt zu oft, bei Arsenal doppelt. Ein ungesundes Fehler-Potpourri.

Manuel Neuer patzte gegen Arsenal.
Manuel Neuer patzte gegen Arsenal.
© IMAGO/Bernd Feil/M.i.S.
Manuel Neuer patzte gegen Arsenal.

von IMAGO/Bernd Feil/M.i.S.

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„Extrem viel mitnehmen“: Wird die Delle zum Dämpfer?

Die Frage vor den nächsten Aufgaben, dem Bundesliga-Heimspiel gegen St. Pauli am Samstag, und dem kniffligen DFB-Pokal-Achtelfinale am Mittwoch bei Union Berlin, lautet: Wird der Dämpfer zur Delle? Denn das 1:3 ist lehrreich und gefährlich zugleich. „Ich bin überzeugt, dass wir extrem viel mitnehmen werden. Daher war es ein ganz wichtiges Spiel – auch wenn es uns weh tut“, meinte Joshua Kimmich und dachte an das 1:4 vor 13 Monaten beim FC Barcelona, als die Bayern – im Gegensatz zur Pleite gegen Arsenal – chancenlos waren.

„Das war auch nicht gut, daraus haben wir viel gelernt“, so Kimmich, der hofft, „dass wir jetzt den nächsten Schritt in unserer Entwicklung machen“. Laut Konrad Laimer wird „ein Learning sein, wie wir Standards und Ecken verteidigen“. Kaum zu glauben, aber die Bayern müssen genau das jetzt: Üben, üben, üben.