
Durch den Sieg hat Arsenal seine Tabellenführung in der Premier League auf sechs Punkte ausgebaut, weil Verfolger Manchester City schon am Samstag gegen Newcastle United verloren hatte. Titelverteidiger FC Liverpool rutscht derweil immer tiefer in die Krise, gegen Nottingham Forest unterlag die Mannschaft am Wochenende 0:3. Arsenal steht nicht nur in der Tabelle ganz oben, sondern ist gegenwärtig auch Englands klar beste Fußballmannschaft. In der Champions League hat das Team bisher alle vier Spiele gewonnen – ebenso wie der FC Bayern München, der an diesem Mittwoch in London antritt (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Champions League und bei DAZN).
Ehemaliger Leverkusener übernimmt
Die Münchner treffen auf einen Gegner, der sowohl im Angriff als auch in der Abwehr Spitzenklasse verkörpert. In der Premier League hat Arsenal in zwölf Spielen gerade einmal sechs Gegentore hinnehmen müssen – Ligabestwert. In der Champions League haben sie weder gegen Athletic Bilbao (2:0) und Olympiakos Piräus (2:0) noch gegen Atlético Madrid (4:0) und Slavia Prag (3:0) gegnerische Treffer zugelassen. So gut verteidigt kein anderer Champions-League-Teilnehmer, was nicht zuletzt das Verdienst des einflussreichen defensiven Mittelfeldspielers Declan Rice ist.
Allerdings hat sich der bis dahin stets felsenfeste Innenverteidiger Gabriel Magalhães im Einsatz für Brasilien Mitte November am Oberschenkel verletzt und wird noch mehrere Wochen ausfallen. Gegen Tottenham übernahm seinen angestammten Platz an der Seite von William Saliba der von Bayer Leverkusen fürs Erste nur ausgeliehene Piero Hincapié. Für Arsenal hat der 23-Jährige bislang zwar wenig gespielt, aber hier machte er seine Sache auf Anhieb gut – wenn auch gegen einen schwachen, weil offensiv praktisch wirkungslosen Gegner.

Bei den geschossenen Toren teilt sich Arsenal den Spitzenplatz in England mit Manchester City: Beide Vereine haben 24 Treffer erzielt. Am Sonntag tat sich besonders der offensive Mittelfeldspieler Eberechi Eze hervor, der im Sommer für umgerechnet fast 70 Millionen Euro von Crystal Palace verpflichtet worden ist. In seinem ersten Nordlondon-Derby erzielte der englische Nationalspieler gleich mal drei Tore. Insgesamt aber verteilen sich Arsenals Tore und Vorlagen auf eine ganze Reihe von Offensivspielern, wodurch Trainer Mikel Arteta auch bei Verletzungen ausreichend personellen Spielraum hat.
Zu den aktuell verletzten Profis gehören die Angreifer Viktor Gyökeres, Kai Havertz und Gabriel Jesus sowie Spielmacher Martin Ödegaard. Vom Verein heißt es, dass einige von ihnen unmittelbar vor ihrer Rückkehr stehen. Gegen Tottenham wirkten Leandro Trossard auf der linken Außenbahn (ein Tor, eine Vorlage), Bukayo Saka auf rechts sowie Eze im Zentrum hinter der einzigen Spitze Mikel Merino (eine Vorlage) ohnehin bestens aufeinander abgestimmt.
Es ist diese Kadertiefe, die Arsenal in dieser Saison von den Teams zurückliegender Jahre unterscheidet. In den vergangenen drei Saisons stand der Klub am Ende jeweils auf dem zweiten Tabellenplatz, die Meisterschaft gewannen andere: 2023 gaben sie einen Sieben-Punkte-Vorsprung vor Manchester City aus der Hand, 2024 reichten ihnen selbst 89 Punkte nicht zum Titelgewinn, vergangene Saison zog ihnen der FC Liverpool an der Spitze davon.
Durch Zukäufe im Wert von insgesamt mehr als 290 Millionen Euro ist der Kader an entscheidenden Stellen aufgepolstert worden, mit dem Ziel, es nach Jahren der Enttäuschung endlich zu schaffen. „Wen auch immer wir einsetzen, sie erledigen ihren Job“, sagte Arteta am Wochenende über seinen Kader: „Diese Mannschaft hat das Selbstvertrauen und die Qualität, um konstant abzuliefern.“
Das Selbstvertrauen dürfte besonders bei Eze nach seinem Hattrick jede Skala sprengen. Gegen die Bayern könnte er auch deshalb abermals in der Startformation stehen, auch wenn Ödegaard rechtzeitig wieder einsatzbereit sein sollte – immerhin stand der Kapitän zuletzt Anfang Oktober auf dem Platz. Arteta sagt über Eze, er sei in Bezug auf sein Talent einer der Besten, die er je gesehen habe. Weil Eze mit 27 Jahren aber kein Jungprofi mehr ist, kann man das auch so deuten: dass Arteta ihn zunächst nach seinen Vorstellungen formen will. Es würde ins Bild passen, wenn Eze gegen die Bayern am Mittwoch sein erstes Champions-League-Tor schießen würde.
