Weihnachtsmärkte: diese Adventsbotschafthat Hessens Innenministers Roman Poseck

Es wäre einfach, sich über den Aufruf von Roman Poseck (CDU) zum Besuch der Weihnachtsmärkte zu empören. Es ist nicht Aufgabe eines hessischen Innenministers, Werbung für Glühweinstände und Kunsthandwerk zu machen, die in diesen Tagen allerorten den Betrieb aufnehmen. Es ist Sache der Veranstalter, Händler und Schausteller, beispielsweise in Frankfurt von diesem Montag an auf Römerberg, Roßmarkt oder Paulsplatz, mit ihren Angeboten und mit Qualität zu überzeugen.

Aber hinter der Adventsbotschaft aus Wiesbaden steckt etwas anderes: Der für Sicherheit zuständige Minister will den Menschen vermitteln, dass alles Mögliche für ihr Wohlergehen im alltäglichen Leben unternommen wird. Ein Symbol dafür sind die Weihnachtsmärkte, weil solche in den vergangenen Jahren mehrfach Ort von Gewalttaten waren. Der Anschlag auf den Berliner Breitscheidplatz im Jahr 2016 wie auch die Amokfahrt von Magdeburg im vergangenen Jahr, jeweils wenige Tage vor Heiligabend, sind als die furchtbarsten Zwischenfälle im kollektiven Gedächtnis verankert.

Besseres Zeichen als in Magdeburg

Nun ist es nicht am Otto Normalverbraucher, den Weihnachtsmarktbesuch zu einer persönlichen Mutprobe zu erhöhen. Aber viele haben die Gefahren im Hinterkopf, und sie gehen dennoch hin, weil sie die vorweihnachtliche Atmosphäre lieben – und ein bisschen eben auch ein Zeichen setzen wollen für unsere freiheitsliebende Gesellschaft. Wir alle sind uns der Gefahren für unsere Demokratie bewusst und sind aufgerufen, Zivilcourage zu beweisen im Kleinen. Die Abkehr von diesen Gepflogenheiten käme einem Eingeständnis gleich, unsere Lebensform aufzugeben.

Posecks Vorstoß ist ein gänzlich anderes Zeichen als die Reaktion in Sachsen-Anhalt, wo das zuständige Landesverwaltungsamt kürzlich in einem ersten Schritt die Veranstaltung des Weihnachtsmarkts in Magdeburg untersagte. Die Behörde hatte den Veranstaltern unterstellt, ein potentielles Anschlagsziel zu schaffen. Diese Umkehr der Verantwortung wurde korrigiert. Der Weihnachtsmarkt findet statt. Die merkwürdige Botschaft für die Menschen bleibt.

Hessen ist derweil in die Offensive gegangen und übernimmt Verantwortung für die Sicherheit der Weihnachtsmarktbesucher. Mit ausgeklügelten Sicherheitskonzepten, martialischen Antiterrorsperren, starker Polizeipräsenz, aber auch einem weihnachtlichen Geist, der die Märkte ergreifen soll. Diese Weihnachtsbotschaft ist weniger beängstigend als der Magdeburger Wankelmut.