Efeu: Giftig, aber auch wirksam als Hustensaft und im Garten

Gemeiner Efeu

Stand: 04.11.2025 17:03 Uhr
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Efeu gilt als Baumschädling und alle Pflanzenteile sind giftig. In der richtigen Dosierung wirken die Inhaltsstoffe aber gegen Reizhusten. Die Blätter eignen sich als natürliches Waschmittel oder helfen als Pflanzensud gegen Blattläuse.

von Isabel Hertweck-Stücken

Efeu ist ein klassisches Beispiel für den Merksatz: Die Dosis macht das Gift. Efeu ist, wie der Fingerhut auch, gleichzeitig ziemlich giftig und trotzdem Bestandteil von Medikamenten.

Efeu ist sowohl Gift- als auch Heilpflanze

Ein typisches Einsatzgebiet von Efeu ist der Hustensaft. Efeuextrakt soll die Symptome des Reizhustens lindern, der oft noch lange nach Abheilen eines viralen Infekts bestehen bleibt. Gut funktioniert auch die Kombination mit Thymian in Hustensaft. Besonders gerne wird er bei Kindern eingesetzt.

Efeutee lieber nicht zu Hause herstellen

Efeutee aus Efeublättern selbst aufbrühen und trinken ist keine gute Idee. Die Konzentration der Wirkstoffe in der Pflanze hängt von Umweltbedingungen, wie zum Beispiel Schädlingen, Trockenstress und Ähnlichem ab. Für Laien besteht die Gefahr, sich zu vergiften oder zumindest Nebenwirkungen wie Reizungen der Magenschleimhaut, Erbrechen und Übelkeit zu riskieren. Für innere Anwendungen zur Behandlung von Reizhusten sollte man lieber auf ein Arzneimittelpräparat aus der Apotheke zurückgreifen. Die werden streng kontrolliert und sind damit in der Regel auch gut verträglich.

Überdosierung kann schwere Effekte haben

Efeuextrakt als Arzneimittel soll die Bronchien entspannen, das Abhusten des Sekrets nach einem viralen Infekt erleichtern und die Entzündung eindämmen. Das klappt aber nur in der richtigen Dosierung: Auf keinen Fall sollte man Hustensaft aus Efeublättern selbst herstellen – Efeu ist bei Überdosierung giftig für den Menschen. Bei einer Überdosierung kann es zu Übelkeit und Erbrechen, zu Kratzen und Brennen im Hals und Rachen und im Extremfall zu Krampfanfällen und Atemlähmung kommen.

Efeu: Pflanzensaft kann allergische Reaktionen hervorrufen

Wer mit Efeu im Garten arbeitet oder eine Waschlauge daraus herstellen will, muss sich keine Sorgen um „giftige Dämpfe“ machen. Der aus den Blättern und Stielen austretende Pflanzensaft kann allerdings eine sogenannte allergische Kontaktdermatitis hervorrufen. Das kommt allerdings nur selten vor. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte Handschuhe bei der Gartenarbeit tragen. Eine Pflanze anzufassen, die unverletzt ist und aus der kein Pflanzensaft austritt, ist unbedenklich.

Efeu als Waschmittel: So geht’s

Zwar sollte man Efeublätter nicht essen oder selbst zu Tee oder Hustensaft verarbeiten, man kann aber aus ihnen eine milde Waschlauge herstellen. Mild heißt: Leicht verschmutzte Buntwäsche lässt sich gut reinigen. Bei weißer Wäsche lieber andere Mittel nutzen oder mit Soda nachhelfen. Der Trick dabei ist, dass man die Waschlauge mit 70 bis 80 Grad warmem Wasser ansetzt. Der in Efeu enthaltene und potenziell allergene Naturstoff Falcarinol ist hitzeempfindlich. Durch das Erhitzen wird der Gehalt reduziert und die reinigenden Saponine werden besser und schneller gelöst als beim Kalt-Ansatz.

Das Waschen mit Efeu funktioniert und hinterlässt auch keine grünen Spuren. Die wasserlöslichen Saponine werden beim Spülen der Wäsche ohnehin ausgewaschen. Wer jetzt immer noch Bedenken hat, sollte wissen: Konventionelle Waschmittel enthalten oft Duftstoffe, die auch nach der Wäsche in der Kleidung bleiben und als allergen eingestuft werden. Sorgen machen sollte man sich also eher wegen der synthetischen Mittel als wegen der pflanzlichen Alternative.

Ist Efeu beim Anfassen giftig?

Es gibt Pflanzen, die sind so giftig, dass schon das Berühren riskant ist. Ein Beispiel dafür ist der wunderschöne Blaue Eisenhut. Das gilt für den Efeu definitiv nicht. Viele verwenden die immergrüne Pflanze gerne als Deko im Winter, wogegen nichts einzuwenden ist. Das in den Pflanzensäften enthaltene Falcarinol kann sehr selten eine Allergie auslösen. Wer die üblichen Hygieneregeln beachtet, muss sich vor Efeu aber nicht fürchten.

Finger weg von selbst gemachter Efeu-Kosmetik

Auch wenn die Konzentration potenziell gesundheitsschädlicher Stoffe in Salben und Shampoos vermutlich nicht ausreicht, um eine Allergie auszulösen, raten Expertinnen und Experten sicherheitshalber von der Eigenproduktion von Naturkosmetika mit Efeu, wie zum Beispiel eines Efeu-Cellulite-Öls, ab.

Giftiges Efeu: Für Kinder können schon drei Beeren zu viel sein

Welche Dosis Efeu für den Menschen giftig ist, lässt sich pauschal nicht beantworten. Je mehr Gewicht ein Mensch auf die Waage bringt, desto mehr Giftstoff verträgt er theoretisch. Wichtig zu wissen ist, dass die meisten Giftstoffe in den Beeren konzentriert sind. Da die Beeren extrem bitter schmecken, kommen Vergiftungen nur selten vor. Bei Kindern können aber schon nach zwei bis drei Beeren Vergiftungserscheinungen auftreten. Dann besteht dringender Handlungsbedarf: Pflanzenreste aus dem Mundraum entfernen, kleine Schlucke Wasser zu trinken geben und den Giftnotruf wählen!

Schützen Efeublätter Bäume?

Ob der Efeu Bäumen, an denen er emporwächst, nützt oder schadet, ist umstritten. Je größer und gesünder der Baum, desto besser kommt er mit der Kletterpflanze klar. Die immergrünen Blätter schützen und isolieren ihn sogar. Vögel und Insekten freuen sich über die Blüten im Herbst und die Früchte im Frühjahr. Aus dem Laub des Efeus können Gärtner eine Pflanzenjauche herstellen, die als Dünger verwendet werden kann. Unverdünnt kann man damit Blattläusen zu Leibe rücken. Ihre weichen Chitinpanzer werden durch die enthaltenen Triterpensaponine zerstört, wenn sie direkt mit der unverdünnten Jauche angesprüht werden. Die Pflanzenjauche wird kalt angesetzt, hitzeempfindliche Stoffe wie das Falcarinol werden so nicht zerstört, und die Jauche kann damit auch gegen Pilzbefall wirken.

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Weidenrinde, das „natürliche Aspirin“, wirkt schmerzstillend, fiebersenkend, antientzündlich und ist gut verträglich.

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