Eine sehr lange Weile waren Kiwis irgendwie Achtziger. Wie Föhnfrisur und Neonshirts: vor langer Zeit extrem angesagt, dann weiter irgendwie da, aber ziemlich von gestern. Anfang der Achtziger war die Kiwi das Trendobst schlechthin, aber mit den Massenimporten in den Neunzigern verlor sie ihren Exotenstatus und mutierte zur Nebendarstellerin. Ihre Rolle war nun oft, das optische Einerlei eines Obstsalats oder eines blassen Käsekuchens aufzufrischen.
Natürlich verfügt die Kiwi über treue Fans, aber der hohe Säuregehalt, die zickige Gelierfähigkeit und die pelzige Zunge nach Verzehr taugen nicht allen. Der Gastrokritiker Wolfram Siebeck selig legte sich schon früh fest. Als andere noch vom neuen Trendobst schwärmten, beschied er der Kiwi, ein „geschmackloser Softie“ zu sein, „der überhaupt nichts taugt“.
Diese Zeiten sind vorbei. Die Kiwi ist wieder sexy, selbst Influencer auf Tiktok befassen sich mit ihr, was weniger mit der Ursprungsfrucht zu tun hat als mit der Erweiterung ihrer Familie. Nach Jahrzehnten grüner Dominanz sind seit geraumer Zeit gelbe Sorten auf dem Markt, die das Marketing „golden“ nennt und die haarloser und süßer sind als ihre Verwandten. Sie enthalten sogar noch mehr Vitamin C, dafür aber kaum Actinidain, was ein Eiweiß spaltendes Enzym ist. Goldene Sorten vertragen sich darum sehr viel besser mit Joghurt, Quark und Sahne als grüne Früchte, die Milchspeisen überaus bitter machen.
Die Snackification trifft auch das Obstregal, und so findet die Kiwibeere, die eine Größe von ein bis drei Zentimetern hat, nach Ananas und Stachelbeere schmeckt und samt Schale ohne Löffel nebenbei gegessen werden kann, seit einiger Zeit ihre Fans. Man muss aber auch sagen, dass die größten Freunde der Kiwibeere nicht im Supermarkt, sondern im Garten anzutreffen sind: Weil Kiwis hierzulande nur richtig gut in den klimatisch milden Weinanbaugebieten gedeihen, setzen Gärtner und Gärtnerinnen außerhalb dieser Regionen auf frostharte Kiwibeeren, die geschmacklich zwar übersichtlich sind, aber immerhin etwas Exotik ins eigene Grün bringen.
Rote Kiwis schmecken nach Beeren, Feige und Blutorange
Der jüngste Zugang in der Familie der Strahlengriffel: die rote Kiwi. Die wird gerade zuhauf auf Tiktok und Youtube vor laufenden Kameras verzehrt und ist in Supermärkten daher oft ausverkauft. Wenn man sie halbiert, riecht man zuerst eine feine Note von Rose und Honig, dann sieht man einen hübschen roten Stern rund um die Kerne. Die Frucht schmeckt nach roten Beeren, einem Hauch Blutorange, Feige und nach gelber Kiwi. Sauer ist an ihr nicht viel, zudem ist sie weicher als ihre grünen, gelben oder kleinen Verwandten, was sie nicht sehr lagerfähig macht. Man sollte sie schnell verzehren.

:Die beste Suppe für den Herbst? Hühnerbrühe mit Walnuss!
Man braucht nur eine Handvoll Zutaten und 15 Minuten Zeit, schon hat man das ideale Gericht für graue Novembertage: Walnuss-Suppe – tröstlich warm und weich und dazu erstaunlich elegant.
Was macht man nun mit einer roten Kiwi? Am besten nicht viel, außer sie dekorativ anzuschneiden und frisch zu essen. Verkocht schmeckt sie eigentlich nur als Marmelade, da runden Beigaben von Vanille, geriebener Orangenschale und Zitronensaft das süßliche Aroma gut ab. Richtig appetitlich sieht der Aufstrich aber nur aus, wenn man die seltenen Kiwis erwischt, die komplett durchgefärbt sind und nicht nur den roten Kranz in der Mitte haben.
Für Rezepte mit der Rohzutat sucht man sich am besten Partner, die ähnlich leisetreterisch sind, Avocados zum Beispiel. Für einen Salat schneidet man zwei reife Avocado in Streifen und vier rote Kiwis in Scheiben. 100 g Babyspinat dazugeben, alternativ jungen Rucola. 50 g Pinienkerne rösten und alles vorsichtig untermengen. Aus 2 EL Limettensaft, 3 EL Olivenöl, 1 TL Honig ein Dressing zubereiten. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und sofort servieren.
