Deutschland zerlegt die Slowakei und stürmt zur WM 2026

Leroy Sane (l.) und Kimmich bejubeln den Treffer

Stand: 17.11.2025 23:54 Uhr

Deutschland hat im letzten WM-Qualifikationsspiel gegen die Slowakei traumhaften Fußball gezeigt und sich mit einem Offensivfeuerwerk die Teilnahme am Endturnier 2026 in den USA, Kanada und Mexiko gesichert.

Beim 6:0 (4:0) am Montagabend (17.11.2025) in der Leipziger Arena war die Partie schon zur Pause klar entschieden – die Slowaken müssen nun in die Playoffs, die bei einer Niederlage den Deutschen gedroht hatte. Nick Woltemade (18. Minute), Serge Gnabry (29.), zweimal Leroy Sané (36. und 41.) sowie die eingewechselten Ridle Baku (67.) und Assan Ouédraogo (80.) erzielten die Tore, die Bundestrainer Julian Nagelsmann an der Seitenlinie euphorisch feierte.

Perfekte Wiedergutmachung für den Luxemburg-Auftritt

Von der ersten Minute an waren die Deutschen sichtlich bemüht, ein komplett anderes Gesicht zu zeigen als am vergangenen Freitag. Da war das DFB-Team eine Halbzeit lang vom Pressing des Gruppen-Letzten Luxemburg lächerlich gemacht worden, ließ keine Spielidee erkennen, ehe Woltemade die Blamage mit zwei Treffern abwendete.

Diesmal wollte jeder in der deutschen Mannschaft den Ball, es ging mit flüssigen Kombinationen zügig in Richtung des slowakischen Tores, dazu setzten die beiden Rückkehrer Joshua Kimmich und Nico Schlotterbeck mit zwei blitzsauberen Grätschen deutlich erkennbare Botschaften in den Bereichen Einstellung und Intensität.

„Unter Druck entstehen Diamanten“

„Heute wollte jeder ein Zeichen setzen“, sagte Kimmich anschließend im ZDF. „Das war ein sehr, sehr starkes Spiel von uns.“ Auch Nagelsmann war hochzufrieden: „Heute gibt es wenig zu meckern, ich bin schon stolz auf die Mannschaft. Wir hatten einen holprigen Start in die Quali, heute war Druck auf dem Kessel. Es war ein sehr gutes Spiel.“

Gnabry feierte den Auftritt im Sportschau-Interview: „Heute hat man gesehen, was in uns steckt. Es hat einfach Spaß gemacht, so als Einheit auf dem Platz zu stehen. Es war eine Drucksituation – aber unter Druck entstehen Diamanten.“

Kimmich glänzt als Flankengeber

Die Slowakei war extrem beeindruckt. Das Team, das im Hinspiel mit einem hochverdienten 2:0-Sieg für Krisenstimmung in Fußball-Deutschland gesorgt hatte, igelte sich ängstlich hinten ein, kam kaum mal über die Mittellinie und geriet völlig verdient in Rückstand: Eine Ecke boxte Keeper Martin Dúbravka zu Leroy Sané, der Kimmich rechts in die Tiefe schickte – Kimmichs perfekte Flanke nickte Woltemade unbedrängt ein.

Damit setzte der Newcastle-Stürmer seine erstaunliche Serie im DFB-Trikot fort: Die letzten vier deutschen Treffer gingen alle auf sein Konto. Der Jubel wäre allerdings beinahe sehr schnell wieder verstummt, denn zwei Minuten später kamen die Slowaken aus dem Nichts zu zwei Top-Chancen: Erst lenkte Oliver Baumann einen Flachschuss von David Duris noch um den Pfosten, dann jagte Duris einen 18-Meter-Schuss knapp über die Latte.

Gnabry scheitert und trifft – dann legt Sané los

Doch das DFB-Team fand sehr schnell zurück in die Spur. Woltemade schickte Gnabry steil, der völlig frei vor Dúbravka an dessen Fußabwehr scheiterte (25.). Vier Minuten später traf er aber doch, eine brillante Kombination über Aleksandar Pavlovic und Leon Goretzka ging seinem überlegten Abschluss ins rechte Eck voraus.

Die Fans in Leipzig waren begeistert, ließen die La Ola kreisen und stimmten „Oh, wie ist das schön“ an – mit deutlicher Betonung auf „sowas hat man lange nicht geseh’n“. Tatsächlich seit dem 23. März nicht, als Deutschland gegen Italien eine unfassbare erste Hälfte zelebriert und 3:0 geführt hatte, am Ende aber dann doch froh über ein 3:3 sein musste. Das konnte diesmal nicht passieren, denn noch vor dem Seitenwechsel erhöhte Sané per Doppelpack auf 4:0 – beide Male verwertete er wunderbar dosierte Zuspiele von Florian Wirtz.

Nagelsmann schont die angeschlagenen Spieler

Die Slowakei war zu diesem Zeitpunkt nur ein Punchingball der dauerdominanten deutschen Mannschaft, selbst bei 0:4 ließen die Gäste mit Fünferkette und vier Absicherern davor einen Angriff nach dem nächsten über sich ergehen. Das änderte sich auch nach dem Wechsel in keiner Weise. Das DFB-Team ließ zwar minimal an Tempo nach, blieb aber hochüberlegen beim Ballbesitz, in den Zweikämpfen und bei der Rückeroberung verlorener Bälle.

So konnte es sich der Bundestrainer erlauben, zur Pause den leicht angeschlagenen Pavlovic und nach einer Stunde die zuvor leicht verletzten Kimmich und Schlotterbeck vom Feld zu nehmen – das dürfte in München und Dortmund für Wohlwollen gesorgt haben. In Leipzig kam der fünfte Treffer gut an – denn den erzielte nach perfekter Vorarbeit von Woltemade und Gnabry Lokalmatador Baku.

Ouédraogo feiert DFB-Debüt – und wie

Dann wurde es fast schon kitschig. Nagelsmann brachte in Ouédraogo noch einen weiteren Leipziger, der nach einem Jahr mit vielen Verletzungen jetzt sein DFB-Debüt feierte. Der 19-jährige Offensivallrounder aus der Schalker Jugend stand keine zwei Minuten auf dem Rasen, als er Sanés Vorarbeit zum sechsten Treffer veredelte: Das war der Schlusspunkt einer Fußball-Gala, die sich in dieser Form nun wirklich nicht angebahnt hatte.