Die neuen Trikots der deutschen Fußball-Nationalmannschaft finden mehrheitlich Gefallen. Bei der Premierenschau verbreiteten die Träger der Shirts, die vom Design an die Titelgewinne 1990 und 2014 erinnern, jedoch noch keinen weltmeisterlichen Glanz. Ohne den verletzten Kapitän Joshua Kimmich, der von Ridle Baku als Rechtsverteidiger und Jonathan Tah als Kapitän ersetzt wurde, mühten sich die Deutschen am Freitagabend in Luxemburg zu einem 2:0-Sieg. Nick Woltemade erzielte in der zweiten Halbzeit die beiden Tore (49. und 69. Minute).
Obwohl der Verfolger aus der Slowakei parallel Nordirland spät mit 1:0 besiegte, haben die Deutschen nun eine gute Chance auf die direkte Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2026 in den USA, Mexiko und Kanada. Im abschließenden Duell mit den Slowaken in Leipzig am Montag (20.45 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur WM-Qualifikation und im ZDF) reicht der Auswahl von Julian Nagelsmann bereits ein Unentschieden, um die Ausscheidung auf Platz eins zu beenden und dem Nadelöhr Play-offs nach dem 0:2-Debakel zum Start im September in der Slowakei doch zu entgehen.
Gute Stimmung gab es bereits vor dem Spiel. Die Stadionregie spielte einen Partysong nach dem anderen, in durchaus bemerkenswerter Lautstärke im kleinen Stade de Luxembourg, das mit nur 9214 Zuschauern ausverkauft war. Der Schwung aus den Lautsprechern beflügelte zunächst nur eine Mannschaft, und das war nicht die deutsche. Die Rout Léiwen, die Roten Löwen, die in den bisherigen vier Partien dieser WM-Qualifikation ohne Punkt bleiben und im Hinspiel nach langer Zeit in Unterzahl in Sinsheim mit 0:4 verloren, zeigten ein hohes Pressing mit viel Aggressivität.
Luxemburg strahlt Dominanz aus
Das bekam der deutschen Mannschaft gar nicht. Zwar hatte Florian Wirtz nach neun Minuten den ersten Abschluss, gefährlicher waren aber die Aktionen der Luxemburger. Der Schuss von Danel Sinani vom FC St. Pauli rauschte wenig später am Tor von Oliver Baumann vorbei. Das war ganz nach dem Geschmack des Luxemburger Trainers Jeff Strasser, einst selbst Profi in der Bundesliga, der sich nach den vielen gelungenen Aktionen seiner Spieler immer wieder zur Haupttribüne mit den teuersten Plätzen umdrehte. Das animierte auch die Zuschauer dort.
Auf dem Rasen änderte sich am Gleichgewicht der Partie wenig. Aiman Dardari zog von links nach innen und frech ab; wieder rauschte der Ball nur knapp am deutschen Tor vorbei (18. Minute), Sinanis Versuch parierte Baumann. Erst Mitte der ersten Hälfte fand die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes erste Lücken in der Luxemburger Abwehr. Serge Gnabrys erster Schuss aber traf nur den Kollegen Nick Woltemade, der zweite flog knapp am Tor vorbei (26.). Auch Wirtz zielte nach einem Solo nicht besser, sondern vergab die deutsche Führung (28.).
Dann war wieder der Außenseiter, der gar nicht so spielte, am Zug. Sinanis frecher Versuch, eine Ecke direkt auf das Tor zu ziehen, wehrte Baumann ab (29.); anschließend zeigte sich die ganze deutsche Konfusion, als Ridle Baku einen Ball von hinten zu Leon Goretzka köpfte; ein strafbares Handspiel lag nicht vor. Aber auch Tahs halbhoher Rückpass in den Strafraum hatte Potenzial für ein Slapstick-Gegentor. Baumann musste mit einer artistischen wie riskanten Einlage klären. Die letzte Chance hatte auf der anderen Seite Wirtz, doch sein abgefälschter Versuch traf nicht (39.).
Sané setzt Woltemade in Szene
Die Luxemburger Begeisterung war groß zur Pause – und wurde kurz danach deutlich gedämpft. Aleksandar Pavlovic, offenbar mit der neuen Anweisung, sich im Spielaufbau in die letzte Linie der Abwehrkette zurückfallen zu lassen, schlug einen Diagonalball auf Sané. Weil sich Gegenspieler Laurent Jans gravierend verschätzte und den Ball verfehlte, hatte der deutsche Flügelstürmer auf einmal reichlich Platz, legte quer in den Strafraum, wo Woltemade den Ball direkt vor dem kleinen deutschen Fanblock nicht im Abseits stand und den Ball zum 1:0 ins Tor schoss (49.).

Die Ruhe im Stadion war indes von kurzer Dauer, weil Dardaris Schuss nur zwei Minuten später nur Zentimeter am deutschen Pfosten vorbeirauschte. Schnell war die Partie trotz der Führung wieder im Modus eines Pokalspiels zwischen kleinem Außenseiter und großem Favoriten. Auch der Bundestrainer war schnell wieder gefordert. Weil der schon mit einer gelben Karte bedachte Goretzka im Mittelfeld abermals riskant grätschte und Schiedsrichter John Brooks aus England eine letzte Ermahnung aussprach, tauschte Nagelsmann Felix Nmecha für Goretzka ein.
Wenig später hatten die Deutschen wieder Glück, dass Christopher Martins eine Hereingabe im Fünfmeterraum nicht im Tor unterbrachte. Auf der anderen Seite hatten sie, bei allen Mängeln, zumindest mehr Effizienz als der Gegner zu bieten. Ähnlich wie beim 1:0 entstand auch das 2:0 aus einem weiten Ball, diesmal der Marke Befreiungsschlag von Wirtz. Sané wählte diesmal als Zwischenstation Baku, der den Ball geschickt zu Woltemade durchsteckte. Der Torjäger aus Newcastle schoss ein (69.), beruhigte die deutschen Nerven und auch die Luxemburger Fans.
Fortan war es merklich ruhiger. Sané, der von Nagelsmann zurück in den Kader und gleich in die Startelf geholt worden war, machte ein ordentliches Spiel. Sein später Versuch streifte noch die Latte des Luxemburger Tores (78.). Weil auch Waldemar Anton einen Freistoß von Raum nicht mehr erreichte, blieb es beim letztlich doch noch verdienten Sieg. Wie diesen Deutschen dieser Tage beizukommen ist, haben aber auch die Luxemburger eindrucksvoll gezeigt. Eine letzte Prüfung muss die Mannschaft von Nagelsmann nun noch bestehen für die WM-Zulassung.
