Kombinierter Verkehr von der EU im Stich gelassen: UIRR warnt vor Engpässen

Der europäische Kombinierte Verkehr hat eine schwierige Sommersaison hinter sich. Laut dem Branchenverband UIRR sank das Transportvolumen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,35 Prozent. Hauptursachen waren umfangreiche Infrastrukturarbeiten und die schwache wirtschaftliche Entwicklung.

Der UIRR Combined Transport Sentiment Index bleibt für die kommenden zwölf Monate unverändert auf „neutral“.

Trotz bestehender Nachfrage, insbesondere von Verladern mit Klimazielen und Sorge vor einem Fahrermangel im Straßengüterverkehr, kämpft der grenzüberschreitende Kombinierte Verkehr mit Qualitätsproblemen. Laut UIRR führen Bauarbeiten, eingeschränkte Ausweichrouten und unzureichendes Verkehrsmanagement zu Verspätungen und Mehrkosten.

„Mehr Wagen- und Lokomotivkapazitäten sind nötig, um Züge über Baustellenumleitungen zu führen“, heißt es in der Mitteilung. Die Betreiber kombinierten Verkehrs in Europa täten ihr Bestes, könnten die Herausforderungen ohne Unterstützung der politischen Entscheidungsträger jedoch nicht bewältigen.

Die geopolitische Lage in Europa lenke politische Prioritäten von der grünen Transformation ab, so UIRR. Das Thema militärische Mobilität gewinne an Bedeutung. In einem Positionspapier vom 3. September betonte der Verband, dass der Kombinierte Verkehr eine Lösung sei, um Schienengüterverkehr effizient in militärische Logistik einzubinden – ohne kostspielige Zusatzinvestitionen.

Die Verabschiedung der EU-Verordnung zum Rail Infrastructure Capacity Management werde laut UIRR entscheidend sein, um mehr und bessere Zugtrassen bereitzustellen – sowohl in der Fahrplanerstellung als auch bei Umleitungen während Bauarbeiten. Wichtig seien außerdem der grenzüberschreitende Fokus der CEF-Förderlinie „Transport“ sowie die Unterstützung der Infrastrukturbetreiber durch die Netzwerke der Güterverkehrskorridore.

Für Überraschung in der Branche sorgte die Ankündigung der EU-Kommission, die laufende Überarbeitung der Richtlinie zum Kombinierten Verkehr in ihrem Arbeitsprogramm für 2026 „zurückzuziehen“.

Der Berichterstatter des Europäischen Parlaments, Flavio Tosi, erklärte umgehend, das Parlament arbeite weiterhin aktiv an dem Dossier. Kurz vor der Entscheidung der Kommission sei eine Studie des Parlaments zu den Fragen des Berichterstatters abgeschlossen worden. Die UIRR-Gemeinschaft habe die Kommission aufgefordert, ihre Haltung zu überdenken.

Nach Einschätzung der UIRR gilt die europäische Schieneninfrastruktur als „teuer“. Dieses Bild könne sich nur ändern, wenn die Infrastruktur einen größeren Nutzen für Wirtschaft und Gesellschaft erbringe. Regelmäßig verkehrende, gut ausgelastete 740 Meter lange Güterzüge böten einen hohen Mehrwert. Dafür sollten mehr und qualitativ bessere grenzüberschreitende Trassen für den Güterverkehr bereitgestellt werden.