Der Verband für Modernen Fünfkampf hat seinem Bundestrainer Männer Andrii Iefremenko zum Jahresende gekündigt. Die Verbandsführung sieht nach eigenen Angaben „keine Basis für eine weitere Zusammenarbeit“.
Mit der Entlassung zieht die neue Verbandsführung Konsequenzen aus zwei Mitarbeitergesprächen, die die beiden Vizepräsidenten nach eigenen Angaben geführt haben. Dabei habe Iefremenko „die ihm angebotene Chance und Bitte zu einer kooperativen Einigung nicht genutzt“, schreiben die beiden Vizepräsidenten Lutz Keister und Jan Langrehr auf Anfrage der Sportschau.
Es handele sich um eine ordentliche Kündigung zum Jahresende. Ein konkreter Kündigungsgrund wurde nicht genannt. In der Stellungnahme heißt es lediglich: „Nach Ansicht der Verbandsführung ist der Mitarbeiter Teilen seiner vertraglichen Verpflichtungen nicht nachgekommen.“ Die zuletzt öffentlich gewordenen Vorwürfe gegen Andrii Iefremenko seien „nicht der konkrete Anlass für die Kündigung“ gewesen.
Vorwürfe des Machtmissbrauchs
Sowohl einige Athletinnen und Athleten als auch Trainerinnen und Trainer hatten Iefremenko mehrfach unter anderem Machtmissbrauch und einen autoritären Führungsstil vorgeworfen. Das geht unter anderem aus Unterlagen hervor, die der Sportschau vorliegen. Zudem hatten zahlreiche Personen in Interviews entsprechende Vorkommnisse geschildert.
Die Sportschau hatte bereits im September darüber berichtet. Iefremenko hatte diverse Gelegenheiten zur Darstellung seiner Sicht ungenutzt gelassen und nicht auf entsprechende Anfragen zu den Vorwürfen reagiert. Auch auf eine aktuelle Anfrage zu seiner Sicht auf die Kündigung antwortete Iefremenko nicht.
Die Kündigung habe „Erleichterung“ bei denjenigen Athletinnen und Athleten ausgelöst, die Vorwürfe erhoben hätten, schildert Athletensprecher Patrick Dogue. Auf der anderen Seite würden einige Sportlerinnen und Sportler durch die Kündigung ihren Trainer verlieren. Allerdings hätten „sehr viele Athleten nach diesem Chaos, was dort in den letzten Wochen und Monaten passiert ist, die Trainingsgruppe verlassen“.
Neue Verbandsführung nach zähem Ringen
Über Monate war der Verband in internen Streitigkeiten über die rechtmäßige Verbandsführung versunken. Zwei Lager hatten sich gebildet und sich unter anderem gegenseitig vorgeworfen, die Anschuldigungen des Machtmissbrauchs gegen den Bundestrainer für ihre jeweiligen Zwecke zu missbrauchen. Eine Seite hatte Vorwürfe gegen Iefremenko erhoben, die unter den Tisch gekehrt worden seien. Die andere Seite hatte Vorwürfe als „sauber aufgearbeitet“ bezeichnet.
Die Spaltung in der Führungsetage des Verbandes hatte sich auch auf Sportlerinnen und Sportler ausgewirkt. Einige hatten die Konsequenzen gezogen, mit dem Sport aufgehört, waren zu einer anderen Sportart gewechselt oder starten mittlerweile für ein anderes Land.
Vor zwei Monaten war dann nach zähem Ringen auf der Mitgliederversammlung in Frankfurt ein Kompromiss gefunden worden. Die beiden Lager hatten sich auf zwei Vizepräsidenten geeinigt, die seit Anfang Oktober auch offiziell im Vereinsregister eingetragen sind, wie das Amtsgericht Darmstadt bestätigte.
Neues Führungsduo will Vorwürfe aufarbeiten lassen
Jan Langrehr und Lutz Keister sind in der Personalie Iefremenko nun offenbar zu einer gemeinsamen Entscheidung gekommen und haben nach eigenen Angaben die ordentliche Kündigung zum 31.12.2025 ausgesprochen. Bereits auf der Mitgliederversammlung Anfang September hatte Vizepräsident Jan Langrehr angekündigt, die vorgebrachten Vorwürfe interpersonaler Gewalt nach dem Regelwerk der deutschen Sportjugend aufarbeiten zu wollen.
„Nach unserer Kenntnis sind Vorwürfe des Machtmissbrauchs in den vergangenen Jahren immer wieder erhoben worden. Auch aktuell sehen wir den Bedarf, diese und auch aktuell vorliegende, aufzuarbeiten“, heißt es in der schriftlichen Stellungnahme der beiden Vizepräsidenten. Die Verbandsführung sei gerade dabei, ein Aufarbeitungsteam zusammenzustellen.
Unabhängig von der Personalie Iefremenko scheint in Gesprächen mit Trainerinnen und Trainern jedoch weiterhin Ratlosigkeit durch. Etwa was die aktuelle sportfachliche Ausrichtung des Verbandes im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2028 angeht. Offenbar konnte die neue Verbandsführung hier die Erwartungen von klaren Vorgaben noch nicht erfüllen.

