

Bisher galten die Abschaltungen des mobilen Internets als begrenzt auf die Dauer der Angriffe. Nun ist das Gebiet Uljanowsk, dessen namensgebende Hauptstadt rund 700 Kilometer östlich von Moskau zu beiden Seiten des Wolga-Stromes liegt, die erste Region, die von dauerhaften Einschränkungen spricht. Aus Uljanowsk wird schon seit Ende Oktober berichtet, dass das mobile Internet nicht mehr funktioniere.
Nun hat der Regionalminister für digitale Entwicklung, Oleg Jagfarow, mitgeteilt, dass es in einigen Vierteln der Gebietshauptstadt und weiteren Städten der Region seiner Meinung nach „nicht vor dem Ende der SWO“ zurückkomme. Das ist das russische Kürzel für die „spezielle Militäroperation“, den Angriffskrieg gegen die Ukraine. Der Uljanowsker Darlegung zufolge gilt die Maßnahme landesweit und ist eine Entscheidung der Moskauer Behörden zum Schutz strategisch wichtiger Objekte.
Die Pressekonferenz mit Jagfarow fand schon am Freitag statt, wurde aber erst am Dienstag breiter beachtet. Die genauen Orte der Abschaltung würden aus Sicherheitsgründen nicht bekanntgegeben, sagte Jagfarow, sie seien „Staatsgeheimnis“. In Uljanowsk gibt es unter anderem Rüstungswerke, die für die Herstellung von Munition, Flugzeugen und Flugabwehrsystemen wichtig sind. Wichtige Dienstleistungswebsites, die auf einer „Weißliste“ versammelt würden, sollten den Angaben zufolge zwar auch in der Nähe der betreffenden Objekte funktionieren, zum Beispiel die Plattform für staatliche Dienstleistungen, Gosuslugi, und Angebote des Yandex-Konzerns. Allerdings müssten die „technischen Fragen“ noch gelöst werden.
Das Portal „Uljanowskaja Prawda“ schrieb in seinem Bericht über die Pressekonferenz, „Attacken des Gegners“ – also der Ukraine – „diktieren“ die neuen Regeln. Weder Netzanbieter, noch Minister, noch Gouverneure könnten die Lage „zum Besseren wenden“, sondern einzig „der russische Soldat“. Die Einschränkungen würden „nach der physischen Beseitigung der Quelle der Bedrohung aufgehoben“.
Russlandweit besteht eine weitere Schutzmaßnahme zur Drohnenabwehr darin, SIM-Karten nach der Einreise respektive dem Einwählen auf russischem Boden 24 Stunden für das mobile Internet und SMS zu blockieren. Das gilt für ausländische Karten und soll jetzt auch für russische gelten, die im Ausland im Roaming benutzt worden sind oder die mehr als 72 Stunden inaktiv waren. Die „Abkühlung“ der russischen SIM-Karten soll sich laut Medienberichten aber abkürzen lassen, wenn der Kunde einem vom Provider zugeschickten Verifizierungslink folgt, mit dem geprüft werden soll, ob es sich um einen menschlichen Nutzer oder einen Bot handelt.
