Spitznamen im Büro und im Privatleben: Hier sollte man unterscheiden

Spitznamen sind Glückssache. Das weiß jeder, der schon mal einen bekommen hat und nie wieder losgeworden ist. Sie glauben das nicht? Dann fragen Sie mal „Wurst“.

Als er sich seinem neuen Sportteam vorstellte, vernuschelte er seinen Vornamen so gründlich, dass ihn noch am selben Abend fast niemand mehr Urs nannte. Ähnlich verhielt es sich mit einem jungen Musiker, der seit seiner Geburt einen vergleichsweise hohen Haaransatz hat. Unter den Mitgliedern seiner Schülerband kennt man ihn bis heute weniger als Martin, sondern eher als „die Stirn“.

Neben dem Sportplatz oder dem Hobbykeller ist das Büro ein weiterer Ort, an dem es zur Taufe mit Scherznamen kommt. Im Gegensatz zu anderen Zusammenhängen gilt hier aber eine gewisse Etikette. Selten zielt das Ergebnis unter die Gürtellinie oder über die Nasenspitze.

DSGVO Platzhalter

Das zeigt die vorherrschende Form der Spitznamisierung am Arbeitsplatz: die Verniedlichung. Aus dem Kollegen Schmitt wird schnell „der Schmitti“ oder einfach nur „Schmittchen“. Ein beliebter und ebenfalls unverfänglicher Klassiker ist die Erweiterung des Nachnamens mit einer Zahl nach Dienstalter, was sich zeigt, wenn „Meier eins“, „Meier zwei“ und „Meier drei“ in die Kantine ziehen.

Wie im falschen Film

Doch auch im Arbeitsumfeld kann es höhere Beinamensweihen geben. Gern erinnern wir uns an den verdienten Mitarbeiter, der Kollegen ein „Joseph Kardinal“ vor dem Nachnamen spendierte. Das Problem: Sehr schnell existierten mehr Kardinäle, als in der Sixtinischen Kapelle zur Papstwahl sitzen.

Neulich berichtete nun ein Bekannter, dass er seinen Chef künftig anders zu nennen gedenkt. Das hat damit zu tun, dass er zu einer Extraaufgabe verdonnert wurde – jovial und doch mit drohendem Unterton. Ein bisschen sei er sich vorgekommen wie im Film, allerdings im falschen: „Es war ein Angebot, das ich einfach nicht ablehnen konnte.“ Für den Bekannten ist der Vorgesetzte nun also „der Pate“. Allerdings denkt er gerade noch drüber nach, ob er ihn auch öffentlich so nennen sollte.

In der Kolumne „Nine to five“ schreiben wöchentlich wechselnde Autoren mit einem Augenzwinkern über Kuriositäten im Arbeitsleben.