Selektiver Mutismus ist ein gar nicht so seltenes Leiden, wird aber oft als Schüchternheit fehlgedeutet. Wie Kinder lernen können, auch in ungewohnten Situationen zu sprechen. Und was Eltern wissen sollten.
Von Christian Heinrich
Sophie fehlen die Worte, wobei das eigentlich nicht ganz stimmt. Im Kindergarten sagt sie nicht „Guten Morgen“ zu den Erzieherinnen und Erziehern, sie sagt dort überhaupt nichts. Außer zu einer einzigen Freundin. Die ältere Nachbarin sieht sie jeden Tag – aber Sophie schweigt. Wenn sie zu Hause mit ihren Eltern und ihrer Schwester allein ist, wird schnell klar, dass Sophie nicht immer so schweigsam ist. Dann spricht sie gerne und drückt sich für ihr Alter erstaunlich differenziert aus. Dem Vorschulkind Sophie fehlen nicht die Worte, sondern sie blockiert innerlich, sobald Menschen außerhalb des vertrauten Kreises anwesend sind.
