
AUDIO: VfL Wolfsburg trennt sich von Trainer Simonis (1 Min)
Stand: 10.11.2025 09:04 Uhr
Die Chefetage des VfL Wolfsburg hat die Konsequenzen aus der Pleitenserie des Werksclubs in der Fußball-Bundesliga gezogen. Trainer Paul Simonis wurde nach nur rund vier Monaten im Amt mit sofortiger Wirkung freigestellt. Das bestätigte der VfL am Sonntagabend.
Mit Simonis verlassen auch die Co-Trainer Peter van der Veen, Tristan Berghuis und Martin Darneviel den Club. Wie die „Wölfe“ mitteilten, übernimmt U19-Cheftrainer Daniel Bauer bis auf Weiteres. Letzterer hatte die Mannschaft bereits im vergangenen Jahr zwei Spieltage vor Saisonende interimsweise übernommen. Unter der Leitung des 43-Jährigen holten die Niedersachsen in den Partien gegen die TSG 1899 Hoffenheim (2:2) und Borussia Mönchengladbach (1:0) vier Punkte. Bauer wird heute um 12 Uhr erstmals das Training leiten.
„Die Entscheidung, Paul Simonis freizustellen, ist uns nicht leichtgefallen.“
VfL-Geschäftsführer Peter Christiansen
„Wir sind nach einem intensiven Austausch mit dem Aufsichtsrat zu dem Ergebnis gekommen, dass es jetzt eine Veränderung braucht, um Stabilität und Erfolg auf den Platz zu bringen. Wir alle tragen Verantwortung für die aktuelle Situation – die sportliche Leitung, das Trainerteam, die Spieler und der gesamte Club“, sagte Geschäftsführer Sport Peter Christiansen zu den Gründen für die Entlassung.
„Wir haben seine Arbeit, seine Ideen und auch seinen Umgang mit der Mannschaft sehr geschätzt – gerade deshalb tut mir dieser Schritt persönlich weh. Trotzdem müssen wir ehrlich feststellen: Im Fußball zählen am Ende Ergebnisse und Punkte, und die Entwicklung in den letzten Wochen ist nicht so verlaufen, wie wir uns das alle erhofft haben“, so der Däne.
Sieben Niederlagen in den vergangenen acht Partien
Die „Wölfe“ hatten am Freitagabend das Nordduell bei Werder Bremen in letzter Sekunde mit 1:2 verloren. Es war die siebte Niederlage in den vergangenen acht Partien für die Niedersachsen – und sie besiegelte das Aus für Simonis. Der im Sommer vom niederländischen Club Go Ahead Eagles Deventer geholte Fußballlehrer wurde von seinen Aufgaben entbunden.
Gerade einmal in zwölf Pflichtspielen zeichnete der 40-Jährige für den Meister von 2009 verantwortlich. Sein Kontrakt beim VfL ist noch bis zum 30. Juni 2027 datiert.
Nur zwei Bundesliga-Siege in neun Partien
Der Niederländer war am Mittellandkanal auf Ralph Hasenhüttl gefolgt, der kurz vor dem Ende der vergangenen Serie entlassen worden war. Unter dem Erfolgscoach der Go Ahead Eagles wollte Wolfsburg wieder die internationalen Startplätze angreifen. Doch nach einem ordentlichen Bundesliga-Start mit fünf Zählern aus den ersten drei Begegnungen ging es in der Autostadt steil bergab.
Es folgte nur noch ein sehr glücklicher 1:0-Sieg beim Hamburger SV, der den Abwärtstrend jedoch nicht mehr aufhalten konnte. Nach dem Pokal-Aus gegen Zweitligist Holstein Kiel (0:1) sowie weiteren Pleiten gegen Hoffenheim (2:3) und Werder sahen sich die Verantwortlichen der „Wölfe“ jetzt zum Handeln gezwungen.
Feiert Labbadia Comeback in Wolfsburg?
Hinter den Kulissen bemüht sich der Fußball-Bundesligist um einen Trainer mit deutlich mehr Erstliga-Erfahrung. Wie Urs Fischer, der mit Union Berlin große Erfolge feiert. Oder wie Thomas Reis (Samsunspor), der in Wolfsburg von 2016 bis 2019 die U19-Mannschaft trainierte.
Als Kandidat auf die Nachfolge von Simonis wurde in den vergangenen Tagen auch Bruno Labbadia gehandelt. Der frühere Stürmer hatte den Werksclub 2019 in die Europa League geführt und ist aktuell vereinslos.
Seit dem Abgang von Labbadia versuchten sich inklusive Simonis fünf weitere Übungsleiter in Wolfsburg. Mit Ausnahme von Oliver Glasner (von 2019 bis 2021) scheiterten alle.
Auch Christiansen und Schindzielorz in der Kritik
Der Autoclub scheint also nicht unbedingt ein Trainer-, sondern ein Management-Problem zu haben. Und so stehen auch Geschäftsführer Peter Christiansen und Sportdirektor Sebastian Schindzielorz massiv in der Kritik. Ihnen wird die offensichtlich unausgewogene Zusammenstellung des Kaders vorgeworfen.
In der Pressemitteilung des Clubs wird die Situation der beiden leitenden Angestellten mit keinem Wort erwähnt. Fest zu stehen scheint nur, dass die beiden mit der Suche nach einem neuen Trainer betraut worden sind. Wie es darüber hinaus weitergeht, ist offen. Argumente gegen Chritiansen und Schindzielorz gäbe es ebenfalls genug…


