

Elf Treffer haben die Dortmunder in den vier Partien auf internationalem Terrain bereits zugelassen, nur drei der 36 Teilnehmer stehen in dieser Statistik hinter dem BVB. „Du musst gegen solche Topmannschaften besser verteidigen, wir haben wieder vier Gegentreffer kassiert“, sagte Kovac in Manchester. Abwehrchef Nico Schlotterbeck hatte sogar das Gefühl, „teilweise hergespielt“ worden zu sein. Borussia Dortmund ist an Grenzen gestoßen, und weil am Ende in vielen Regionen des komplexen Tableaus auch das Torverhältnis wichtig werden wird, ist die Höhe der Niederlage besonders ärgerlich.
Erstaunlich ist, dass in Dortmund dennoch weder Selbstzweifel noch Krisensymptome erkennbar sind. Dabei liegt eine Phase mit einer Niederlage beim FC Bayern, mühsamen und fußballerisch mitunter mageren 1:0-Erfolgen gegen Köln und in Augsburg und diesem deutlichen Ergebnis in Manchester hinter dem Klub. Zwischendurch gab es den glücklichen Pokalerfolg in Frankfurt, aber ein richtig überzeugendes Fußballspiel ist den Dortmundern schon länger nicht gelungen. „Wir machen uns das Leben schwer in den letzten Wochen, haben einen Tick zu viele Fehler drinnen, das müssen wir einfach abstellen“, sagte Waldemar Anton, der das Tor des BVB zum zwischenzeitlichen 1:3 geschossen hatte.
Aus schwer ersichtlichen Gründen werden der Mannschaft im Moment solche fußballerischen Schwächen jedoch verziehen, was für Kovac und die sportliche Leitung spricht. Niemand verliert die Nerven, weil der BVB starke Gegner wie Turin, München, Leipzig oder Manchester nicht besiegen kann. Aber es wird klar und eindeutig kommuniziert. „Nicht gut genug“ sei die Mannschaft in Manchester gewesen, sagte Kovac, „die Passstafetten, die City gespielt hat, waren viel sauberer als unsere. (…) Wir spielen auch gute Bälle, die richtigen Bälle, aber halbhoch in Kniehöhe.“
Die Offensivschwäche wird immer deutlicher<br /><!–StartFragment–<!–EndFragment–
Der BVB stößt im Moment an Qualitätsgrenzen, die während der zehn Monate seit der Ankunft von Niko Kovac eigentlich immer sichtbar waren. „Ich finde, dass wir mit dem Ball echt okay sind bis zum gegnerischen Strafraum, danach fehlt uns ein bisschen der Punch“, sagte Schlotterbeck. Während einiger Phasen wurde dieses Phänomen durch die Effizienz des Torjägers Serhou Guirassy kompensiert: Der Angreifer konnte aus wenigen und oftmals geradezu unscheinbaren Möglichkeiten viele entscheidende Treffer erzielen. Im Moment durchschreitet Guirassy ein Leistungstief, und es gibt keinen, der einspringt.
Diese Offensivschwäche war neben den zwar kleinen, aber folgenschweren Nachlässigkeiten in der Defensive ein Aspekt, der mit zunehmender Spieldauer immer deutlicher wurde. „Karim Adeyemi hat zweimal die gleiche Schusschance wie Phil Foden, Phil macht die rein, wir eben nicht“, sagte Kovac. Immer noch hoffen ja viele Dortmunder darauf, dass Adeyemi sein Potential irgendwann dauerhaft und auch in Spielen wie diesen zur Geltung bringt. Dass er regelmäßiger in den wichtigsten Momenten entscheidende Dinge macht, ohne seine Verteidigungsarbeit zu vernachlässigen. Auch für die Nationalmannschaft wäre das ein echter Gewinn. Aber bislang agiert der Dreiundzwanzigjährige noch zu flatterhaft.
Entscheidende Heimspiele stehen an<br /><!–StartFragment–<!–EndFragment–
Und so stehen Adeyemis Schwankungen beispielhaft für den Zustand des BVB. „Wir sind in der Bundesliga sicher eine gute Mannschaft, wir haben aber noch nicht das Niveau von Man City“, sagte Kovac. Ergänzen ließe sich: Adeyemi und Guirassy sind in der Bundesliga gute Stürmer, aber sie haben nicht die Klasse von Foden, der das 1:0 und das 3:0 schoss, oder von Erling Haaland, der zum 2:0 getroffen hatte. Und Fabio Silva, der Mann, der unter Vertrag genommen wurde, um Guirassy in Phasen wie diesen zu entlasten, ist bislang eine große Enttäuschung. In Manchester spielte er gut zehn Minuten und gewann keinen einzigen Zweikampf.
Entweder ist der Portugiese derzeit schlicht formschwach oder er ist noch nicht richtig in Dortmund angekommen, vielleicht ist er aber auch nicht gut genug für den Anspruch des gehobenen Champions-League-Niveaus, auf dem der BVB sich schon noch sieht. Dass die Mannschaft aus dem oberen Tabellensegment auf Platz 14 zurückgefallen ist, macht Kovac in diesem Kontext nicht nervös. „Wir haben jetzt vier Champions-League-Spiele gespielt, drei auswärts, und sieben Punkte geholt“, sagte der Trainer, „das möchte ich auch mal apostrophieren.“ Die entscheidenden Schritte in die K.-o.-Phase sollen in den noch vor Weihnachten anstehenden Heimspielen gegen die bislang sieglosen Teams aus Villarreal und Bodø/Glimt gelingen.
