Louvre-Diebstahl: DNA-Spuren führen zu Ex-Motocross-Star Doudou


Seine akrobatischen Motocross-Stunts zwischen Wohnblöcken in Pariser Vorstädten oder auf den Champs- Élysées sind noch immer auf Youtube, Dailymotion und auf Tiktok zu finden. In letzter Zeit filmte Abdoulaye N. sich beim Street-Workout oder beim Motorradunterricht für junge Leute aus seinem Sozialbauviertel im Norden von Paris. Doch neue Videos wird es von ihm vorerst nicht geben. Der 39 Jahre alte Mann, dessen kahl rasierter Schädel mit dem Bandana zum Markenzeichen der „Motocross-Legende“ wurde, sitzt in Untersuchungshaft. Seine DNA-Spuren wurden nach dem Kronjuwelendiebstahl im Louvre gesichert.

Das Profil des mutmaßlichen Täters wirft Fragen auf. Die zuständige Pariser Staatsanwältin Laure Beccuau sagte, man sei überrascht gewesen. Unter dem Spitznamen Doudou war der Verdächtige Ende der Nullerjahre mit seinen Stunts zur Social-Media-Berühmtheit unter der Banlieue-Jugend avanciert. Sein Slogan: „Immer näher am Asphalt“.

Aufgewachsen ist Abdoulaye N. als eines von 23 Kindern, niemand kümmerte sich so recht um ihn. Sein aus Mali stammender Vater hatte drei Ehefrauen, auch wenn Polygamie in Frankreich verboten ist. Mit Erreichen des Rentenalters kehrte der Vater nach Mali zurück. Die Schule brach N. vor einem Abschluss ab. Seinen Lebenstraum erfüllte er sich mit dem ersten eigenen Motorrad. Seine kriminelle Karriere begann er im Alter von 16 Jahren als Rauschgiftkurier. Sein Vorstrafenregister ist mit 15 Einträgen zwar lang, aber deutet nicht auf einen schlauen Meisterdieb hin.

N. gab zu, an dem Einbruch beteiligt gewesen zu sein

Nach seiner Festnahme in seinem Heimatort Aubervilliers hat Abdoulaye N. zugegeben, an dem Einbruch beteiligt gewesen zu sein. Er habe aber nicht gewusst, dass er den Louvre ausrauben würde. Er glaubte, dass sich das Museum auf den Bereich um die berühmte Glaspyramide beschränken würde, heißt es in der Presse. Den Auftrag zu dem Einbruch hatte er von ihm nicht bekannten Personen erhalten. Der „Parisien“ zitierte am Mittwoch eine Nach­barin von N. aus Aubervilliers, die nach der Hausdurchsuchung und Verhaftung aus allen Wolken gefallen war. „Ich kann es nicht glauben“, sagte sie, „er sieht überhaupt nicht so aus, als wäre er zu so etwas fähig. Ehrlich gesagt, er hat ein großes Herz, ist sehr hilfsbereit und immer bereit, Nachbarn zu helfen, die ihre Einkaufstüten nicht tragen können.“

Abdoulaye N. ist mehrfach vorbestraft, unter anderem wegen Fahrens ohne Führerschein, Fahrerflucht, Widerstands gegen die Staatsgewalt und Nichtbefolgung von Anordnungen. Er saß nach einem Überfall auf ein Juweliergeschäft im Pariser Viertel Barbès schon einmal im Gefängnis. Schon damals flüchtete er mit schnellen Motorrollern der Marke Yamaha T-Max. Die Motorroller dienten auch der vierköpfigen Einbruchbande im Louvre als Fluchtmittel. Vermutlich holte Abdoulaye N. auch einen ehemaligen Komplizen des Juwelierraubs mit in den Louvre. Am 31. Dezember 2015 war er zusammen mit Slimane K. zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Slimane K., der ebenfalls aus Auber­villiers stammt, steht im Verdacht, das dritte Mitglied der Louvre-Bande zu sein. Er soll unten gewartet und einen der beiden Motorroller gefahren haben. Gegen beide wurde wegen Einbruch in organisierter Bande und krimineller Vereinigung ein Strafverfahren eröffnet.

Beute wurde nach wie vor nicht gefunden

Die Kronjuwelen aus der Kaiserzeit, deren Wert auf 88 Millionen Euro geschätzt wird, sind nach wie vor unauffindbar. Abdoulaye N. soll beim Verhör vom Ausmaß des Einbruchs „überwältigt“ gewesen sein. Er stellte sich als Handlanger von mächtigen Auftraggebern dar. Diese Version wurde auch von seinem mutmaßlichen Komplizen Ayed G. bestätigt, dem zweiten Mann, der verdächtigt wird, in die Galerie d’Apollon eingedrungen zu sein. Er erwähnte einen Auftraggeber im Ausland, ohne jedoch Namen zu nennen. Ayed G. wurde von der Polizei am Flughafen abgefangen, bevor er sich nach Algerien absetzen konnte. Er gab zu Protokoll, er habe geglaubt, in ein geschlossenes Gebäude einzubrechen, in dem es am Sonntag keine Besucher gab. Die große Zahl an DNA-Spuren, die beide mutmaßliche Täter am Tatort hinterlassen haben, deutet für die Ermittler darauf hin, dass keine Profis am Werk waren.

Über Abdoulaye N. wurde weiter bekannt, dass er nach dem Haftaufenthalt 2015 einen Neuanfang versucht hatte. Er wurde als Sicherheitsmann im Centre Pompidou in Paris und später als Wärter im Museum Précaire Albinet in Aubervilliers beschäftigt. Der Neununddreißigjährige lebt mit einer jungen Frau zusammen, mit der er mehrere Kinder hat, und soll hohe Schulden haben. Zudem hat er noch ein Strafverfahren anhängig. Eigentlich hätte er am Mittwoch in Bobigny vor Gericht erscheinen müssen, weil er in Polizeigewahrsam gewalttätig geworden sein soll. Nach dem vierten Komplizen wird noch gefahndet.

Im Internet kursieren wieder viele Videos von Doudous Motocross-Stunts. Über einem steht die Überschrift: „Doudou, gib die Kronjuwelen zurück!“