Was steckt hinter den Schüssen auf das Büro von Shirin David?

Shirin David hat früher damit angegeben, dass sie einen bedrohlichen Manager habe. Vor Jahren schrieb sie auf Instagram zu einem Bild von einer Dönerbude: „Halte an bei superhahn, kebap und ein uludag und taban bedroht schon wieder ein y-“. Das „y“ sollte wohl für „Youtuber“ stehen. Und mit „Taban“ meinte sie wohl Taban Jafari, laut Selbstbeschreibung auf Linkedin Manager der Shirin David Management GmbH.

Hintergrund des Posts von Shirin David war wohl, dass der Youtuber A.B.K. 2019 ein Video veröffentlicht hatte mit dem Titel: „Shirin Davids Manager schüchtert mich ein!“ Nach kritischen Videos über Shirin David habe ihm der Manager auf Instagram geschrieben: „Es geht darum, dass du einfach übertreibst. 1 Video ok aber alles hat seine Grenzen.“ Er toleriere nicht, „dass du versuchst Menschen gegen uns zu mobi­lisieren“, schrieb der Manager laut Screenshots an A.B.K. Seitdem haben immer wieder Menschen öffentlich behauptet, dass sie nach kritischen Äußerungen über Shirin David Ärger mit ihrem Manager bekommen hätten.

Loredana: „Man“ werde vom „Manager einer gewissen Künstlerin“ bedroht

Das hat in den vergangenen Wochen auch die Rapperin Loredana aufgegriffen. Sie veröffentlichte zunächst ein Lied mit der Rapperin Schwesta Ewa, in dem manche Zeilen als Angriff auf Shirin David interpretiert wurden. Dann schrieb sie auf Instagram, dass „man“ immer vom „Manager einer gewissen Künstlerin“ bedroht werde. Als sie ihren späteren Mann kennengelernt habe – den Dortmunder Fußballstar Karim Adeyemi –, habe besagter Manager außerdem Leute zu ihm geschickt, um ihn davor zu warnen, dass sie angeblich nur sein Geld wolle – „obwohl er Karim nicht mal kennt“.

Die Rapperin Loredana
Die Rapperin Loredanadpa

Als die „Bild“-Zeitung Ende vergangener Woche berichtete, dass in der Nacht zu Freitag Schüsse auf das Berliner Büro von Shirin David an der Kurfürstenstraße gefallen seien, nur 15 Minuten nachdem ihr Manager es verlassen habe, hatte die Rap­szene endgültig ihr neues Gossip-Thema.

Auf Youtube erschienen schnell Videos, in denen ehemalige Berliner Weggefährten ihre Geschichte mit Taban Jafari erzählten. Andere machten sich auf Instagram über ihn lustig. Der Rapper Fler schrieb: „Taban schießt auf sich selber, redet mit der Bild und den Bullen . . . Das alte Spiel in Berlin.“ Auch die Clangröße Arafat Abou-Chaker kommentierte: „Wers glaubt . . . alles Show vom Showmaster“.

Jafari soll mit kriminellen Strukturen nichts zu tun gehabt haben

Fler behauptete weiter, dass Taban „keinen Rücken“ mehr habe, so werden kriminelle Hintermänner in der Rap­szene genannt. Deswegen suche er jetzt den Schutz der Polizei. Andere Szenekenner bestätigen, dass Taban Jafari und Shirin David sich jüngst von ihrem „Rücken“ getrennt hätten – verfolgen aber eher die Theorie, dass dieser frühere ­Beschützer nun für die Schüsse verantwortlich ist.

Shirin David äußerte sich in ihrem ­Instagram-Broadcast-Kanal am Sonntag selbst zu diesen Spekulationen: Laut „hiphop.de“ kritisierte sie, dass die Person, die sie hinter den Schüssen auf das Büro vermutet, es in der Öffentlichkeit so darstelle, als hätte sie das Ganze selbst inszeniert: „Wenn du jemanden schon auf unser Büro schießen lässt, dann hab auch die entsprechende Haltung dahinter zu stehen.“ Sie werde auch künftig „laut und unbequem“ sein.

Während also die Meinungen zur ­aktuellen Lage auseinandergehen, ­beschreiben ehemalige Gefährten den Lebensweg von Shirin Davids Manager ähnlich: Er sei in den Nullerjahren als eher ruhiger, unauffälliger Mann in die Berliner Szene gekommen und habe versucht, Manager verschiedener Rapper zu werden. Mit kriminellen Strukturen auf der Straße habe Jafari nichts zu tun gehabt, er sei aber raffiniert gewesen und habe es so schließlich mit Shirin David ganz nach oben geschafft.

Fler über Jafari: „Der war im Studio früher der Pommesholer.“

Um diesen Erfolg abzusichern, habe er dann irgendwann angefangen, sich so zu verhalten, wie man es von anderen Berliner Rapmanagern kennt, nicht ­zuletzt Arafat Abou-Chaker: Er soll Sicher­heitsleute aus dem Milieu engagiert und versucht haben, Kritiker seiner Rapperin einzuschüchtern. Als klassischen Rücken, also kriminellen Beschützer, sieht ihn niemand, sondern eher als unauffälligen Manager, dem die Geschichten von der Berliner Straße etwas zu gut gefallen haben – und der sich und seiner Künstlerin so „mit Rückenfilmen“ Probleme geschaffen habe, die es ohne ihn gar nicht gäbe. Um diese Pro­bleme zu lösen, habe er sich dann irgendwann einen stabilen Rücken organisiert.

Fler hat eine lange Geschichte mit Shirin Davids Manager. Am Montag sagt der Berliner Rapper am Telefon, dass er ihn schon ewig kenne: „Der war im Studio früher der Pommesholer.“ Als Taban Jafari dann angefangen habe, mit Shirin David zu arbeiten, habe Fler auf dessen Bitten hin öffentlich positiv über Shirin David gesprochen. Dann habe er selbst ein Lied über Shirin David veröffentlicht – die Idee, dass David in dem Video dazu mitspiele, habe der Manager schließlich mit Verweis auf Flers zu „hartes Image“ abgelehnt. Es sei zum Bruch ­gekommen, Fler habe Jafari öffentlich beschimpft. „Und dann haben mir Leute vor meiner Wohnung mit einer Waffe aufgelauert“, sagt Fler. Wer sie geschickt hat, kann er nicht beweisen, die Polizei habe er damals nicht gerufen. Es gibt ­also keinen Beweis dafür, dass Taban Jafari damit irgendwas zu tun hatte. Aber solche Geschichten kursieren eben seit Jahren in der Szene.

Und wenn jetzt auf das Büro von ­Shirin David geschossen wird, kurz nachdem Jafari es verlassen hat, werden die Ermittler auch Fragen in diese Richtung stellen. Das Thema ist nicht mehr allein Stoff für Spekulationen auf Youtube, es wird relevant für Ermittlungen. Die Stellungnahme von Shirin David liest sich ja auch, als hätte auch sie einen konkreten Verdacht. Dass sich auf einmal wieder viele ihrer Kritiker aus der Deckung trauen, könnte ebenfalls damit zu tun haben, dass sie keinen „Rücken“ mehr hat, der im Auftrag von Taban Jafari für Ruhe sorgt.

Der Mann, der bis vor Kurzem der „Rücken“ von Davids Team gewesen sein soll, ist in der Szene jedenfalls sehr gut bekannt, mehrere Gesprächspartner nennen gegenüber der F.A.Z. denselben Namen. Taban Jafari selbst äußert sich am Montag auf eine Anfrage nicht. Dafür postet Shirin David auf Instagram Bilder vom Strand und einen vielsagenden Kommentar: „Maximal out of office“. Den Stress in Berlin müssen nun andere klären. Sie haben ihn ihr schließlich auch eingebrockt.