
Noch immer ein Wunder, dass ausgerechnet er, ein ja recht verhaltener, immerzu an sich selbst zweifelnder Künstler, vom Erfolg überrollt wird. An seiner Kunst kann es kaum liegen, sie hüllt sich zumeist in vieldeutiges Schweigen. Und verbirgt alles Harsche und ebenso jedes Sinnverlangen hinter sanftmütigen Schleiern aus Farbe. Nein, Gerhard Richter wollte nie ein Bürgerschreck sein. Noch weniger ein Erlöser. Doch just als solcher wird er jetzt verehrt.
Eine „Kommunion“ hatte der Milliardär und Sammler Bernard Arnault versprochen, eine alle und alles verbindende Zusammenkunft. Und, was soll man sagen, er hat recht behalten. Selten sah man Menschen derart entschlossen zur Kunst drängen wie jetzt in Paris, im Museum der Fondation Louis Vuitton, das von oben bis unten mit Richters Werk gefüllt ist – so großzügig, so umfassend hat man es noch nie gezeigt. Anders kann es auch kaum sein, wenn Arnault, der Hausherr, sich etwas vorgenommen hat: Ohne Maximalismus ist bei ihm nichts zu wollen. Vier Etagen, 34 Säle, 275 Werke – mehr Richter geht nicht. Dass nun aber selbst wochentags die Warteschlange wallfahrtslang und die Luft knapp wird vor lauter Neugier, das dürfte auch Arnault überraschen.
