

Amazon hat erst in dieser Woche den Abbau von 14.000 Stellen angekündigt. Der Onlinehändler ist aber wirtschaftlich in guter Verfassung, wie er am Donnerstag nach Börsenschluss mit seinen Geschäftsergebnissen unterstrichen hat. Er hat mit seinen Zahlen die Erwartungen von Analysten übertroffen. Im besonders aufmerksam beobachteten Geschäft mit Cloud Computing der Sparte Amazon Web Services (AWS) hat sich das Umsatzwachstum sogar beschleunigt.
Der Aktienkurs von Amazon legte am Donnerstag nach Börsenschluss um fast zehn Prozent zu. Dies kommt aber nach einer vergleichsweise schwachen Entwicklung in diesem Jahr. Seit Jahresanfang hat die Amazon-Aktie nur leicht an Wert gewonnen. Damit steht der Konzern unter den sogenannten „Glorreichen Sieben“ am schlechtesten da. Das ist eine Gruppe amerikanischer Techgiganten, zu denen neben Amazon auch Nvidia, Apple, Microsoft, die Google-Mutterholding Alphabet, Meta und Tesla gehören.
Insgesamt meldete Amazon für das dritte Quartal ein Umsatzwachstum von 13 Prozent auf 180,2 Milliarden Dollar. Analysten hatten im Schnitt mit 177,8 Milliarden Dollar gerechnet. In der Cloud-Sparte AWS stieg der Umsatz um mehr als 20 Prozent auf 33,0 Milliarden Dollar, Vorstandschef Andy Jassy sagte in einer Mitteilung, dies sei das stärkste Wachstum seit 2022. Im zweiten Quartal hatte AWS noch enttäuscht, das damals ausgewiesene Wachstum lag weit hinter den Cloud-Geschäften von Wettbewerbern wie Microsoft und Google zurück.
Nettogewinn um mehr als ein Drittel gestiegen
AWS ist nicht zuletzt deshalb von immenser Bedeutung für Amazon, weil die Sparte überdurchschnittlich profitabel ist. Im vergangenen Quartal trug sie mehr als die Hälfte zum Betriebsgewinn bei. Zu den Angeboten der Cloud-Sparte gehören auch Anwendungen rund um Künstliche Intelligenz.
Der Nettogewinn von Amazon stieg in den vergangenen drei Monaten um 38 Prozent auf 21,2 Milliarden Dollar. Der Gewinn je Aktie von 1,95 Dollar war um 38 Cent höher als erwartet. Der überproportionale Gewinnsprung hat mit Amazons Beteiligung am KI-Unternehmen Anthropic zu tun. Sie trug 9,5 Milliarden Dollar zum Vorsteuergewinn bei.
Der in dieser Woche angekündigte Personalabbau soll die Büroangestellten von Amazon treffen, also nicht die Mitarbeiter in den Distributionszentren, die für die Mehrheit der Belegschaft stehen. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge könnte dies der Anfang einer größeren Restrukturierung sein, die bis zu 30.000 Stellen kosten könnte. Konzernweit hatte Amazon Ende des dritten Quartals knapp 1,6 Millionen Beschäftigte.
In einer Nachricht an die Belegschaft bei der Bekanntgabe der Stellenstreichungen gab Personalmanagerin Beth Galetti zu: „Manche werden fragen, warum wir Arbeitsplätze abbauen, wenn es dem Unternehmen gut geht.“ Als Antwort schrieb sie dazu: „Wir müssen uns daran erinnern, dass sich die Welt schnell verändert.“ Sie verwies auf KI und sprach von einer „transformativen Technologie“. Amazon müsse sich daher schlanker und mit weniger Entscheidungsebenen organisieren. Auch Vorstandschef Jassy sagte jetzt in einer Telefonkonferenz, es gehe darum, Amazon schneller und flacher zu machen. Für das vergangene Quartal verbuchte Amazon im Zusammenhang mit dem geplanten Stellenabbau Kosten für Abfindungszahlungen in Höhe von 1,8 Milliarden Dollar.
