Bayer Leverkusen: Grimaldo und Aleix García lenken wie zu besten Zeiten – Sport

In der zweiten Hälfte sei dann nicht mehr so viel los gewesen beim Sportclub Freiburg, verkündete der Radioreporter im Gespräch mit Lucas Höler und stellte den 31 Jahre alten Profi somit vor vollendete Tatsachen. Höler wusste: Ein Einspruch wäre jetzt nicht nur zwecklos, sondern beinahe sittenwidrig gewesen. „Jau“, erwiderte er also in aller gebotenen Kürze. Dass die Freiburger bei Bayer Leverkusen mit einem 0:2 davonkamen, war ein gnädiger Ausdruck ihrer Unterlegenheit.

Seit 2018 firmiert Höler beim SC Freiburg als Angreifer, sogar als Mittelstürmer, aber niemand hat ihn jemals einen Torjäger genannt. 42 Treffer bei 239 Einsätzen zeigen, dass ihn andere Qualitäten auszeichnen. Und diese Kompetenzen waren auch am Sonntagnachmittag gefragt, als der im Sommer teuer angeschaffte Torjäger Igor Matanovic ein weiteres Mal auf der Bank blieb, während Höler hinter der Sturmspitze Junior Adamu die Freiburger Offensive vorantreiben sollte. Auch Adamu ist wahrlich nicht als Torfabrik bekannt, wird aber wie Höler als hervorragender Verteidiger in vorderster Linie geschätzt. Doch das gewohnt sperrige Spiel haben die Freiburger diesmal nicht zustande gebracht. Bayer Leverkusen brauchte eine Viertelstunde Anlauf, dann emanzipierte sich die Elf von den Zwängen des Gegners und ihren inneren Beklemmungen. Es sei schließlich „nicht einfach, so eine Niederlage mit sieben Buden zu verarbeiten“, wie Bayer-Profi Jonas Hofmann in Erinnerung an das 2:7 vier Tage zuvor in der Champions League gegen Paris Saint-Germain zu bedenken gab.

Hofmann? Jener Jonas Hofmann, den der Klub in den letzten Tagen des dann eilends entlassenen Trainers Erik ten Hag nicht für die Champions League gemeldet hatte? Den Xabi Alonso im Vorjahr dauerhaft und erbarmungslos in die Reserve versetzt hatte? Jonas Hofmann, 33, ist jetzt wieder gefragt in Leverkusen. Kasper Hjulmand, ten Hags Nachfolger, habe ihm „das Gefühl gegeben, dass er mich braucht“, berichtete Hofmann am Sonntag freudestrahlend. Der Coach hat sofort verstanden, dass die Ansammlung von Talenten, die sich Bayer im Sommer zugelegt hatte, unbedingt ein paar erfahrene Fährtenleser an ihrer Seite benötigt.

Er ist ein spanischer Zocker, wenn du den loslässt, dann zeigt er dir, was er draufhat.

Leverkusens Jonas Hofmann über den Teamkollegen Aleix García

Auch Aleix García, 28, und Alejandro Grimaldo, 30, haben dadurch neue und tragende Rollen erhalten. Dabei waren die beiden Spanier in der vorigen Saison eher Mitläufer als Gestalter gewesen: Grimaldo – obwohl immer noch Stammspieler – wirkte des Öfteren ein wenig lustlos; García blieb noch öfter unter den Erwartungen und stand im Sommer vor einem Wechsel nach England. Am Sonntag nun bildeten die beiden den Ursprung und das Zentrum des Leverkusener Spiels, sie waren die bestimmenden Leute auf dem Platz. Grimaldo rannte unentwegt und überall durchs Bild und betätigte sich dabei auf so vielen Posten, dass er manchmal gleichzeitig Flügelflitzer, Angreifer und Spielmacher zu sein schien.

Die wahre Zentralgewalt bei Bayer 04 war allerdings eindeutig García, der in jedem Match ein Stück mehr das Spielmacher-Rollenprofil von Granit Xhaka füllt. Wenngleich mit anderen Mitteln als der zum FC Sunderland ausgerissene Schweizer. „Er ist ein spanischer Zocker, und wenn du den loslässt, dann zeigt er dir, was er draufhat“, lobte Hofmann und schloss dabei von sich auf García: Es sei eben alles eine Frage des Vertrauens, das ein Spieler vom Trainer erhalte.

Aleix García hat bisher noch jedes Mal in der Startelf gestanden, wenn Hjulmand seine Mannschaft formiert hat. „Er sieht den ganzen Platz“, sagt der Trainer über den spanischen Passspieler, der Bayer Leverkusen dazu verhilft, den Erfolgsstil der vorigen Jahre zu rekonstruieren. Hjulmand erkennt darin einen wechselseitigen Vorgang: „Spieler können ihre Identität zeigen, wenn die Struktur der Mannschaft stimmt“, meint er. Dass Bayer dabei Fortschritte erzielt, ließ den SC Freiburg wie eine Mannschaft aussehen, mit der an diesem Tag nicht so viel los war.