Klaus Rössler wird mit dem Feuilletonpreis der F.A.Z. ausgezeichnet

Etwas ironisch sei es ja schon, sagte Klaus Rössler zu Beginn seiner Dankesrede: Sein Text handele von Dingen, die nur für einen kurzen Moment Bedeutung haben; und nun stehe er hier und erlebe seine 15 Minuten Ruhm. Die „Dinge“ in dem Text, für den Klaus Rössler am Montagabend im Deutschen Theater in Berlin mit dem Feuilletonpreis der Frankfurt Allgemeinen Zeitung ausgezeichnet wurde, gibt es nur virtuell. Es sind digitale Kunstwerke, Minecraft-Welten, KI-generierte Bilder, Tiktok-Videos.

Rösslers Essay fragt, was die Zeit mit solchen entkörperlichten Kulturgütern macht. Was es bedeutet, wenn der Hype um das teuer versteigerte NFT vorbei ist, die Minecraft-Marktplätze verwaist sind und nur noch Daten bleiben. Ohne die Menschen, ohne deren Aufmerksamkeit, bleiben, vermutet Rössler, nur digitale Ruinen.

Dass der Autor bei dieser Reflektion weder umgehend in Technikkritik abgebogen sei, sich zugleich aber der euphorischen Feststellung einer neuen Epoche, die umfänglich zu begrüßen sei, enthalte, das habe der Jury gefallen, sagte F.A.Z.-Herausgeber Jürgen Kaube. Die Jury, das waren außer ihm die Feuilleton-Redakteure Sandra Kegel, Niklas Maak und Simon Strauß. Gefallen habe ebenfalls sehr, dass hier jemand schrieb, der kein Redakteur, kein Journalist, kein Essayist ist. Karl Rössler ist Kommunikations- und Marketingberater, mit großem Interesse an Kunst, der materiellen und auch der digitalen. Auf die Ausschreibung des F.A.Z.-Feuilletonpreises hat ihn seine Ex-Frau aufmerksam gemacht.

In diesem Jahr gab es erstmals eine Preisfrage, sie hieß: „Wie viel Zeit braucht die Kunst?“. Der 2012 ins Leben gerufene Preis des F.A.Z.-Feuilletons hat darüber hinaus einen neuen Namen bekommen, bis 2024 hieß er „Michael-Althen-Preis für Kritik“, es konnten bereits veröffentlichte Stücke eingereicht werden. An den verstorbenen Filmkritiker der F.A.Z. soll die Auszeichnung weiterhin erinnern. Mit dem Neuzuschnitt geht einher, dass nun auch nicht-hauptberuflich Schreibende Texte einreichen können. Aus den über 200 Einsendungen wählte die Jury erst eine Shortlist und aus dieser den Gewinner.