Nach dem „Ja“ in München: Wie gut sind jetzt die Chancen auf Olympische Spiele?

Olympische Spiele bald in München?

Stand: 27.10.2025 19:41 Uhr

Nach dem „Ja“ der Münchner zu einer Olympiabewerbung sind die anderen deutschen Kandidaten am Zug. Bleiben alle im Rennen? Wie geht es mit der Bewerbung weiter? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

München hat bei der Bürgerbefragung vorgelegt, Hamburg und die Region Rhein-Ruhr mit Köln als wichtigstem Zentrum wollen im Frühjahr nachziehen. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), der am Ende über den deutschen Kandidaten entscheiden wird, hat alle vier Konzepte für tauglich befunden. Wie geht es jetzt also konkret weiter mit der deutschen Bewerbung?

Darüber haben wir mit dem Vorstandsvorsitzenden des Deutschen Olympischen Sportbunds Otto Fricke sowie BR-Sportreporter Tobias Barnerssoi gesprochen. BR-Reporter Moritz Steinbacher ordnet außerdem die Frage ein: Was muss die Stadt München jetzt konkret tun? Den Livestream finden Sie oben eingebettet über diesem Artikel.

Wann stimmen die anderen potenziellen deutschen Bewerber ab?

In Berlin ist keine Bürgerbefragung geplant. Die Hamburger dürfen Ende Mai 2026 darüber abstimmen, ob sich ihre Stadt für Olympische Spiele bewerben soll. Beim Kandidaten Rhein-Ruhr ist der Stand, dass es voraussichtlich am 19. April 2026 eine Bürgerbefragung geben soll.

Wann und wie wird entschieden, wer für Deutschland ins Rennen geht?

Erst in knapp einem Jahr will sich der DOSB bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung festlegen, welchen der deutschen Bewerber er in ein internationales Kandidatenrennen schicken will. München hat mit seiner Zweidrittelmehrheit für eine Bewerbung vorgelegt. Noch ist nicht ausgemacht, dass auch Hamburg und Rhein-Ruhr dabei bleiben – das wird auch von den dortigen Voten abhängen. Berlin scheint dagegen fest gewillt zu sein, seinen Hut in den Ring zu werfen.

Nach welchen Kriterien der DOSB entscheidet, ist momentan nicht ganz klar. Über das genaue Procedere soll erst bei der DOSB-Mitgliederversammlung am 6. Dezember 2025 in Frankfurt am Main beraten werden.

Otto Fricke, Vorstandsvorsitzender des DOSB, zeigte sich hocherfreut über das Ergebnis der Abstimmung in München. Vor allem darüber, „dass Demokratie zeigen kann, dass man dafür ist – und nicht einfach nur gegen etwas“, sagte der Funktionär im Interview mit BR24 im BR Fernsehen. Ob die Chancen Münchens damit gegenüber den anderen deutschen Olympia-Bewerbern – Hamburg, Berlin und Rhein-Ruhr-Region – gestiegen sind, ließ er offen: „Es ist für die Stadt sicherlich eine tolle Vorgabe, und man muss jetzt sehen, wie im Wettbewerb – nicht im Kampf, sondern wie im Wettbewerb – jetzt die anderen Städte reagieren.“

Gibt es schon internationale Konkurrenten für 2036, 2040 und 2044?

Für 2036 gibt es in der Tat bereits ein paar Länder, die mit einer Bewerbung liebäugeln. Da ist Indien, das inzwischen bevölkerungsreichste Land der Erde, in dem noch nie Olympische Spiele stattgefunden haben. In den sehr liquiden Golfstaaten Katar und Saudi-Arabien wird ebenfalls über eine Kandidatur nachgedacht.

Und dann ist da auch noch Afrika. Noch nie haben auf diesem Kontinent Olympische Spiele stattgefunden. Zudem kommt die neue IOC-Präsidentin Kirsty Coventry aus Simbabwe. Gut möglich also, dass Afrika ganz oben auf der IOC-Wunschliste steht. Ägypten/Kairo, das sich bereits einmal beworben hat, steht für eine afrikanische Bewerbung hoch im Kurs. Auch frühere Bewerbungen von Kapstadt (Südafrika) und Algier (Algerien) waren bislang erfolglos.

Realistisch betrachtet ist daher eine deutsche Bewerbung für 2040 oder gar erst 2044 erfolgversprechender. Fakt ist aber auch: In keinem anderen Kontinent haben seit der Jahrtausendwende mehr Olympische Spiele stattgefunden als in Europa.

Wann entscheidet das IOC endgültig über die Vergabe?

Wann und wie das Internationale Olympische Komitee (IOC) entscheidet, steht noch nicht fest. Derzeit berät eine Arbeitsgruppe darüber, ob das zurzeit stillgelegte Vergabeverfahren wieder aufgelegt wird. Vergeben sind bisher die Spiele 2028 an Los Angeles und 2032 an Brisbane. In beiden Fällen hatte sich das IOC entschieden, nur mit je einem Bewerber zu verhandeln.

Gibt es noch Hürden, die eine Münchner Bewerbung verhindern könnten?

Normalerweise nicht. Ein Bürgerentscheid ist in der Regel bindend für die kommunale Politik. Die Gemeinde oder Stadt ist verpflichtet, das Ergebnis des Bürgerentscheids umzusetzen, sofern es nicht gegen geltendes Recht verstößt. Das gilt selbst dann, falls am 8. März 2026 bei der Oberbürgermeister-Wahl das bisherige Stadtoberhaupt Dieter Reiter (SPD) nicht wiedergewählt und ein Olympiagegner ins Amt gehievt werden sollte.

Auf Landes- oder Bundesebene sind Bürgerentscheide zwar nicht bindend. Allerdings gibt es vom Freistaat Bayern ein klares Bekenntnis für eine Münchner Olympiabewerbung. Was den Bund angeht, so wird dieser die Entscheidung des DOSB akzeptieren und jede deutsche Bewerbung unterstützen.

Welche Münchner Olympiaprojekte gehen in die Umsetzung?

Bisher steht nur ein Grobkonzept, das noch nicht endgültig ausgearbeitet ist. Durch das „Ja“ beim Bürgerentscheid dürften die Pläne aber nun vorangetrieben werden. Was bereits läuft, ist die Sanierung des Olympiastadions, die 2026 beginnen soll. Auch der Bau eines größeren Tennisstadions auf der Anlage des MTTC Iphitos ist unabhängig von einer Olympiaentscheidung beschlossene Sache.

Alle anderen Pläne, wie die im Falle eines Olympiazuschlags notwendigen Sanierung der Ruderregattastrecke in Oberschleißheim, bleiben zunächst in der Warteschleife. Das gilt natürlich auch für diverse Infrastrukturmaßnahmen und den Bau des Olympischen Dorfes im Münchner Norden.

Im Video: Bürgerentscheid – Klares Ja zu Olympia in München

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Quelle: BR24 – Informationen am Abend 27.10.2025 – 18:30 Uhr