Wie auch immer man sich in Köln fortbewegt, man hat es nicht leicht. Fußgänger und Radfahrer klagen regelmäßig über praktisch ständige Todesgefahr auf unübersichtlichen und schlecht ausgebauten Geh- und Radwegen. Die Bahnen der Kölner Verkehrsbetriebe: oft dreckig, voll und/oder zu spät, wenn sie denn überhaupt fahren. Auch als Autofahrer wurde man zuletzt nicht unbedingt glücklicher: Auf den Ringen, den Hauptstraßen der Innenstadt, gilt jetzt Tempo 30. Dazu hat die Stadt Hunderte Straßenparkplätze gestrichen. Wo es noch welche gibt, sollen die Parkgebühren weiter steigen, von schon jetzt stattlichen vier Euro pro Stunde auf fünf.
Ob Letzteres der Grund ist, dass manch einer seinen Frust an Parkscheinautomaten auslässt? Die Stadtverwaltung jedenfalls klagt, dass massenweise Automaten geknackt, zertrümmert, besprüht oder sonst wie funktionsuntüchtig gemacht werden. 54 Fälle habe man allein in diesem Jahr schon bei der Polizei angezeigt, teilte die Stadt neulich mit. Ein Polizeisprecher berichtet auf Nachfrage sogar von fast 100 Fällen, die man seit Jahresbeginn registriert habe. Gut die Hälfte sei allein im September passiert.
159 000 Euro Schaden sind der Stadt dadurch allein bis Ende September schon entstanden. Im ganzen Jahr 2024 waren es noch 41 000 Euro. Anfangs habe es noch vor allem den Stadtteil Ehrenfeld getroffen, heißt es in einer Pressemitteilung, inzwischen gebe es auch in der Innenstadt und Lindenthal solchen Vandalismus. „Ganze Straßenzüge“ seien betroffen.
Stadt und Polizei sind ratlos
Ist es Guerillatum gegen die Gebühren erhebende Staatsgewalt? Geldgier? Langeweile? Die Kölner Verwaltung hat bisher keine Erklärung. Ein Bekennerschreiben sei noch nicht aufgetaucht, sagt ein konsterniert klingender Stadtsprecher am Telefon. Nur so viel sei sicher: „Das ist blinde Zerstörungswut.“ Auch bei der Polizei ist man einigermaßen ratlos. Nur in einem Fall hätten die Ermittler überhaupt einen Tatverdächtigen finden können, sagt ein Sprecher. Und da liefen die Ermittlungen zum Motiv noch.
Dass man als Parkautomatenknacker zu Reichtum kommt, hält man in der Kölner Stadtverwaltung jedenfalls für eher unwahrscheinlich. Die wenigsten zahlten heute noch mit Kleingeld an den Automaten, heißt es. Kartenzahlung und Park-Apps seien inzwischen beliebter. Andererseits: Neuerdings haben es Unbekannte auch auf die Kabel an Kölner E-Auto-Ladesäulen abgesehen, vermutlich, um das Kupfer für ein paar Euro verkaufen zu können.
Und wenn Gebührenfrust hinter der Angriffsserie steckt? In München jedenfalls, wo in der Altstadt die Straßenparkstunde nur 2,50 Euro kostet, hat man im Mobilitätsreferat nichts von vergleichbaren Zerstörungen wie in Köln gehört (fünf sachbeschädigte Automaten in diesem Jahr). In Düsseldorf allerdings auch nicht, und da ist Parken an der Straße mit 4,50 Euro pro Stunde teurer als in Köln. Auch in Berlin (zum Teil vier Euro pro Stunde) ist den Behörden – abgesehen von ein paar Häufungen zu Silvester – keine derartige Automatenzerstörungslust bekannt, wie sie jetzt in Köln zu beobachten ist.
Vielleicht hilft ein Blick nach nebenan: In Bergisch Gladbach bauen sie die Parkscheinautomaten vom 1. Januar an ab. Die Instandhaltung sei zu teuer, findet der Stadtrat. Auch ganz ohne mutwillige Zerstörungen. Ihre Parkgebühren sollen Autofahrer dort in Zukunft per App begleichen.
