Lando Norris siegt bei Formel-1-Rennen in Mexiko, Max Verstappen im Pech

Der neue WM-Spitzenreiter der Formel 1 verstand kein Wort im dröhnend lauten Baseball-Stadion auf dem Autódromo Hermanos Rodríguez. „Aber ich liebe es“, sagte Lando Norris nach seinem Triumph: „Was für ein Rennen!“ Aber auch was für ein Titelkampf! In der dünnen Höhenluft von Mexiko-Stadt spitzte sich die Situation noch mal dramatisch zu. Mit einer gewagten Reifenstrategie rettete sich Titelverteidiger Max Verstappen als Dritter ins Ziel hinter McLaren-Pilot Norris und Charles Leclerc im Ferrari.

Platz zwei schien sogar möglich, eine virtuelle Safety-Car-Phase kurz vor dem Rennende verhinderte aber eine finale Attacke auf Leclerc, der direkt vor ihm lag. „Manchmal hilft dir das Safety Car, manchmal läuft es gegen dich“, sagte der 28 Jahre alte Niederländer von Red Bull erstaunlich gelassen, aber er freut sich mehr über ein starkes Ergebnis als das Pech der ihm genommenen Möglichkeit zur Attacke. Der entthronte Norris-Teamkollege Oscar Piastri kam nicht über den fünften Platz hinaus und landete auch noch hinter dem Überraschungsvierten Oliver Bearman im Haas.

Krise von Oscar Pisatri setzt sich fort

Vier Grand Prix vor dem Saisonende sind die drei WM-Rivalen nun noch enger zusammengerückt. Norris kommt auf 357 Punkte, es folgt Piastri (356), Verstappen (321) folgt als Dritter mit 36 Punkten Rückstand auf Platz eins. Vor dem Grand Prix von Mexiko-Stadt waren es 40 Zähler Rückstand gewesen. Weiter geht es in zwei Wochen in Brasilien, danach stehen noch die Rennen in Las Vegas, Qatar und Abu Dhabi an. Für den einzigen deutschen Piloten, Nico Hülkenberg im Sauber, endete das Rennen vorzeitig wegen eines Defekts.

Und die Gelegenheit für Norris, zu zeigen, ob er die Nerven in der entscheidenden WM-Phase im Griff und das Zeug für den Titel hat. Denn selbst wenn Piastri als Siebter in der Startaufstellung weit weg war: Hinter Norris lauerten in Rekordchampion Lewis Hamilton im Ferrari und Verstappen zusammen elf WM-Titel auf den Positionen drei und fünf. Zweiter im Qualifying war Leclerc geworden. Wegen der längsten Anfahrt auf Kurve eins im Rennkalender gilt vor allem Position drei auf dem Kurs als aussichtsreich wegen des Windschattens.

Und die über 100.000 Fans bekamen Spektakel vom Feinsten auf der ersten Runde geboten. Norris erwischte einen Top-Start und verteidigte Platz eins ziemlich souverän. Dahinter wurde es eng, hart und staubig. Hamilton kam an Leclerc ran, beide fuhren gleichauf. Und dann schob sich auch noch Verstappen daneben. Drei nebeneinander – Verstappen musste mit der linken Fahrzeugseite durchs Gras, um eine Kollision zu vermeiden.

Lando Norris fährt in Mexiko-Stadt zum Sieg.
Lando Norris fährt in Mexiko-Stadt zum Sieg.Reuters

„Ich bin eingequetscht worden wie verrückt“, klagte Verstappen über Funk. Die nachfolgende Schikane musste er abkürzen, letztlich reihte er sich wieder als Vierter ein – was George Russell im Mercedes erzürnte. Der Brite, der sich gern auch immer wieder verbal mit Verstappen duelliert, forderte umgehend eine Strafe. Diese bekam Verstappen aber nicht.

Dafür wurde er ein paar Runden später von Oliver Bearman im Haas überholt. Schon nach dem zweiten Training, das Verstappen mit der Tagesbestzeit beendet hatte, hatte er Sorgen über die Leistung über längere Distanzen geäußert. Das Rennen entwickelte sich dann für Verstappen auch zur etwas quälenden Schwerstarbeit, während Norris ganz vorn das Rennen dominierte.

Leclerc lag deutlich als Zweiter zurück, danach kam Hamilton. Allerdings musste der siebenmalige Champion beim Reifenwechsel eine Zehn-Sekunden-Strafe absitzen. Die Rennleitung ahndete ein Manöver gegen Verstappen, als Hamilton abkürzte. Als 14. reihte sich Hamilton, der beste Chancen auf seinen ersten Podestplatz im Ferrari gehabt hatte, wieder ein.

Norris zehnter Karrieresieg geriet nie in Gefahr. Die Frage, die sich stellte, war: Wie viel Punkte holt er auf Piastri auf? Der Australier hatte zuletzt in Zandvoort gewonnen, es war sein siebter Saisonsieg gewesen. 34 Punkte hatte er damals mehr als Norris, 104 mehr als Verstappen. Seitdem schwächelt der 24-Jährige. In über 2200 Metern Höhe hechelte er auch wieder lange nur hinterher. 14 Punkte dürfte er maximal einbüßen, dank eines Saisonsiegs mehr würde er die Führung behalten bei Punktegleichstand.

Als Verstappen nach seinem Reifenwechsel zurück auf die Strecke kam, fiel er zunächst auch hinter Piastri zurück: Platz acht für den Niederländer, der fünf der bisher neun Rennen in Mexiko-Stadt seit der Rückkehr 2015 gewonnen hatte. Hätte Norris nicht die Hände am Steuer lassen müssen, hätte er sie sich genüsslich reiben können.

Allerdings zeigte Verstappen taktisch und fahrerisch, warum er als einer der Besten in der Geschichte der Formel 1 gilt. Auf den weichsten Reifen fuhr er in einem von Beginn an schweren Rennen mit einem nicht ausreichend schnellen Auto noch aufs Podest. Eine virtuelle Safety-Car-Phase in der vorletzten Runde verhinderte noch eine Attacke auf Leclerc und damit auf Platz zwei.