
Ein Flugzeug der Bundeswehr ist auf den Bermudas mit einem Business-Jet kollidiert. Wie es jetzt für die Maschine und Crew weitergeht, scheint unklar. Der Marine-Aufklärer hat eine lange Geschichte als Sanierungsfall hinter sich und war auf seinem Abschiedsflug.
Erst fehlte das Glück, und dann kam Pech hinzu: Ein für seine geringe Einsatzverfügbarkeit berüchtigtes Flugzeug der Bundesmarine sollte nach einer Historie teurer Instandsetzungsarbeiten und langwieriger Wartungsstopps in diesem Herbst endlich ausgemustert werden.
Ausgerechnet auf dem Abschiedsflug kam es nun zu einer Kollision mit einem anderen Flugzeug. Und das ausgerechnet auf den Bermudas.
Der Seefernaufklärer P-3C „Orion“ gehört zu einer Flotte aus ehemals acht vierpropellerigen Flugzeugen, die die Bundeswehr im Jahr 2006 im gebrauchten Zustand von den Niederlanden übernommen hatte. Vom Fliegerhorst Nordholz in Niedersachsen aus sollten die Flugzeuge im Dienste der Marine als sogenannte Seefernaufklärer eingesetzt werden.
Doch schon zum Zeitpunkt der Beschaffung waren die Lockheed-Flugzeuge bereits 20 Jahre alt. Kauf und Instandsetzung dauerten rund zehn Jahre und verschlangen Medienberichten zufolge rund eine Milliarde Euro.
Trotz der hohen Kosten standen die „Arbeitstiere der Lüfte“ häufig am Boden. So musste die Bundeswehr ihre Beteiligung an einer EU-Überwachungsmission im Mittelmeer-Raum einstellen, weil keine einzige P-3C einsatzbereit war.
Jetzt werden die betagten Aufklärungsflugzeuge durch eine Flotte von modernen PA-Poseidon-Jets ersetzt, die auf Boeing-737-Jets basieren. Derzeit läuft Um- und Ausbau der insgesamt acht Jets durch Lufthansa Technik. Sechs der alten Orions wurden an die portugiesische Luftwaffe weiterverkauft.
In diesem Herbst sollen nun auch die letzten beiden P-3 ausgemustert werden. Eines der Flugzeuge befindet sich gerade auf einer Art Abschiedstour um die Welt, die vor wenigen Tagen auf den Bermudas ein jähes Ende fand.
Deutsches Marine-Flugzeug auf den Bermudas gestrandet
Ein Sprecher der Marine bestätigte am Sonntag Informationen von WELT, wonach es bereits vor zwei Wochen auf dem L.F. Wade International Airport auf Bermuda zu einer Kollision mit einem Business-Jet gekommen ist.
„Die P-3C stand auf dem Rollfeld, als sie von einem zurücksetzenden anderen Flugzeug gerammt wurde“, beschreibt der Marine-Sprecher den Zwischenfall. „Dabei wurde unser Flugzeug so stark getroffen, dass es aufgrund der Schäden vorerst nicht einsatzfähig ist.“
Jetzt scheint die P-3C bis auf Weiteres mitsamt ihrer Crew – die Stammbesatzung beträgt elf Personen – auf den Bermudas gestrandet zu sein. Vor einem Start sind offenbar erst mal aufwendige Reparaturarbeiten notwendig, wofür gegebenenfalls Ersatzteile und qualifizierte Techniker auf die Insel geschafft werden müssen.
„Die Maschine ist ein Instandsetzungsfall. Es ist vollkommen unklar, wann sie wieder starten darf“, so der Sprecher. Die letzte P-3 der Bundeswehr scheint ihre Dienstzeit so zu beenden, wie sie begonnen hat – als Sanierungsfall.
Dieser Artikel wurde für das Wirtschaftskompetenzzentrum von WELT und „Business Insider Deutschland“ geschrieben.
Steffen Fründt ist Wirtschaftskorrespondent der WELT-Gruppe und berichtet über Luftfahrtbranche, Tourismus sowie Fahrrad- und Sportindustrie.
