
23. Oktober 2025 | Lesezeit: 5 Min.
Wildnis
Alles kommt wieder: Schlaghosen, Toast Hawaii, selbst das Pampasgras. In den Siebzigern musste die Präriepflanze häufig als Foto-Hintergrund fürs Familienalbum herhalten. Jetzt haben die hohen Wedel unter #pampasgras wieder Konjunktur: Nicht in Kombination mit einer Hollywoodschaukel, sondern als Trockenpflanze, die sich in den schrillsten Farben tönen lässt. Doch auch im Garten erleben hohe Grasarten eine Renaissance: Einmal eingewachsen, halten die robusten, krautigen Pflanzen lange Trockenperioden genauso aus wie ausgedehnte Regenphasen. Sie machen den Garten also widerstandsfähiger gegen die Folgen des Klimawandels.
Anders als die poppig gefärbte Trockenware glauben macht, begann der Gräser-Trend nicht in einer überkandidelten Wohnzeitschrift. Karl Forster, ein Pionier der naturnahen Bepflanzung, plädierte 1957 in seinem gleichnamigen Buch für den „Einzug der Gräser und Farne in den Garten“. Bekannte Landschaftsarchitekten wie Piet Oudolf setzen auch heute auf die wildnisähnliche Wirkung der hohen Gräser – etwa auf dem Vitra Campus in Weil am Rhein oder der früheren Bahntrasse „High Line” in New York City.
Im Gegensatz zum pflegeintensiven Zierrasen werden hohe Solitärgräser nur einmal im Frühjahr geschnitten. So machen sie die Bühne frei für Frühblüher wie Tulpen und für Phlox, Rittersporn sowie Rosen im Sommer. Zum Saisonende haben sie dann ihren großen Auftritt als Begleiter von spätem Sonnenhut und Dahlien oder in Kombination mit Herbstastern, Anemonen, Eisenhut sowie Fetthennen.
Sorten wie Lampenputzergras, Chinaschilf oder Pfeifengras sorgen selbst in üppig besetzten Beeten für eine vertikale, fast architektonische Struktur und Tiefenstaffelung. Wie in den Weiten der Prärie genügt etwas Wind, um die langen, teils silbrig oder blau schimmernden Halme und ihre fiedrigen Samenstände in eine wellenartige Bewegung zu versetzen.

Foto: Jim Holden/mauritius images
Foto: Jim Holden/mauritius images